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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Interessante Gespräche mit Dr. Kaufer


Kaufer
Dr. Günther Kaufer mit seiner Gattin Rita; ihre Zusammenarbeit ermöglichte die Pionierarbeit.

Eine bekannte Persönlichkeit unserer Gemeinschaft ist der berühmte Augenarzt Dr. Günther Kaufer; der Pionier der Intraokularen Linsen-Operation in Argentinien.

Er ist der Sohn von Josef Kaufer, geb. 1901 in Pfaffenhausen, ein kleiner Ort 80 km von München entfernt. Nach Beenden der Grundschule arbeitete Josef in der Schreinerei der Familie in Pfaffenhausen, wo hauptsächlich Holzgefährte für den lokalen Agrarbetrieb gefertigt wurden (Beruf: Wagner). Im Jahr 1922, also im Alter von 21 Jahren, entschloss sich Josef nach Argentinien auszuwandern. Für ein paar Jahre nur war seine Absicht. Verbrachte aber den Rest seines Lebens in diesem Land. In Buenos Aires heiratete Josef 1933 seine Pfaffenhauser-Nachbarstochter Kaethe Laux, die den - damals ungewöhnlichen und waghalsigen! - Schritt unternahm, um ihn in Argentinien zu besuchen.

Das junge Paar wohnte zuerst in der Stadt Buenos Aires, bauten sich dann ein Haus in Vicente López, wo die 4 Kinder zur Welt kamen: Irmgard 1934, Günther 1935, Sieglinde 1940 und Federico 1947.

Günther Kaufer wurde 1935 im Deutschen Hospital in Buenos Aires geboren, absolvierte seine ''Secundaria'' im Colegio Nacional de Buenos Aires, leistete seinen Militärdienst als Polizist in der Policía Federal, und beendete sein Ärztestudium im Jahr 1960.

Kurz danach begab er sich nach Washington, USA, um sich dort auf Augenheilkunde zu spezialisieren, und zwar im Washington Hospital Center. Er heiratete seine argentinische Braut Rita Isenrath. In den USA wurden seine 3 Söhne geboren (Richard 1961, Peter 1963, Robert 1965).

1966 kehrt Dr. Kaufer nach Argentinien zurück, öffnet seine Privatpraxis in San Isidro und arbeitet als Augenarzt im Deutschen Hospital und im Instituto Oftalmológico Lagleyze. So vergingen 8 Jahre während denen die erhofften Fortschritte in der Praxis (hauptsächlich Star-Chirurgie) und im Einkommen nicht seinen Erwartungen entsprachen, und so beschloss Dr. Kaufer im Jahr 1974 Argentinien zu verlassen und endgültig mit seiner gesamten Familie (Tochter Mariana wurde 1971 in Buenos Aires geboren) zurück nach den Vereinigten Staaten auszuwandern.

Er wählte den Ort Centralia, im Staat Illinois, wo er nach kürzester Zeit eine enorme Anzahl von Star-Operationen durchführte.


Die Star-Operation

Der Star ist eine Trübung der Linse, die wir alle in unseren Augen haben, die das einkommende Licht auf unsere Netzhaut projiziert. Bei der Star-Operation wird diese trübe Linse vom Auge entfernt. Das einkommende Licht kann also wieder die Netzhaut erreichen, aber unscharf, da die Linse nicht mehr da ist.

Diese Unschärfe wird nach der Operation durch eine sehr starke (dicke) Brille ersetzt, eine Brille, die alles was man sieht, 30% größer und näher erscheinen lässt, als es wirklich ist. Diese dicke Brille gestattet es nur geradeaus zu schauen, die Seitensicht ist stark verzerrt, so dass der Patient ständig den ganzen Kopf von Seite zu Seite drehen muss, um zu sehen, was auf der Seite geschieht. Stolpern und Hinfallen sind deswegen häufig.

Um bei der Star-Operation die Linse zu entfernen benötigt man örtliche (Spritze hinter das Auge) oder allgemeine Betäubung, und einen Einschnitt ins Auge von ungefähr 10 mm, der mit nur ein oder zwei 'Stichen' (Nadel u. Seidenfaden) geschlossen wird. Da dieser Verschluss nicht immer 100% dicht ist, wird der Patient gezwungen 1 Woche lang im Bett zu bleiben, beide Augen verbunden, Sandsäcke auf beiden Seiten des Kopfes und Verbot aufs Bad zu gehen. Diese Umstände, plus das hohe Durchschnittsalter der Patienten (um die 70 Jahre) waren nicht selten Grund für schwere psychiatrische Probleme. Die meisten Patienten schoben wegen all diesen Problemen die Operation so lange wie möglich dahin.

Der Grund für den zweifelhaften Verschluss des 10 mm langen Einschnitts, der diese Einschränkungen verursachte, war, dass man ohne Vergrößerung operierte und die Fäden und Nadeln, die man damals benutzte, etwas ''grob'' waren.

Der erste Fortschritt in der Star-Operation war, dass man anfing mit Vergrößerung zu operieren: mit einer Lupe anfangs, später mit dem Mikroskop (Jahre 1965-70).

Das wiederum ermöglichte hauchdünne Fäden u. Mini-Nadeln zu benutzen, um den 10 mm Einschnitt mit 8 oder mehr 'Stichen' wasserdicht zu verschließen und dem Patient sofort nach der Operation ein fast normales Leben zu gestatten und führte zur Ambulanten Operation: kein beiderseitiger Augenverband, keine Sandsäcke, keine Internation, kein Hospital.

Zu dieser Zeit (1970-75) erschien in Europa und den USA auf dem Gebiet der Star-Chirurgie ein erneutes Interesse an der Linsen-Implantation: das Einsetzen in das Auge einer künstlichen Linse, die das Entfernen der trüben Linse (bei der Star-Operation) ersetzte.


Bei den Fliegern gelernt

Die Geschichte der Intraokularen Linse ist interessant: Dr. Harold Ridley, ein britischer Augenarzt, beobachtete im Jahr 1949, dass einige RAF Piloten des II. Weltkrieges einige Jahre nach dem Krieg Plastik-Splitter im Auge hatten, die keine Probleme verursachten. Da kam er auf die Idee eine künstliche Augen-Linse mit demselben Material (Methylmethacrylat wie von den Windschutzscheiben der Flugzeuge) zu fertigen und an Stelle des entfernten Stars einzusetzen. Gesagt, getan!

Leider traten aber einige Komplikationen auf, wie die Verschiebung der Linse hauptsächlich, die nicht einfach zu lösen waren. Deswegen vergingen viele Jahre bis die Implantation von einer künstlichen Linse wieder aktuell wurde. In den USA erst um 1974.

Dr. Kaufer begann 1975 in Centralia mit der Linsen-Einsetzung, nachdem neuere Modelle der künstlichen Linse erfunden wurden, die weniger Komplikationen verursachten. So dass er, als er 1981 wieder nach Argentinien zurückkehrte, über 1000 Star-Operationen mit Linsen-Einsetzung erfolgreich durchgeführt hatte.

In Argentinien waren viele Augenärzte gegen diese Prozedur, weil einige wenige führende Spezialisten sie mit negativem Resultat probiert hatten. Und was die führenden Spezialisten entschlossen, wurde von den meisten Allgemein-Augenärzten angenommen.


Neue Errungenschaften

Weitere Fortschritte auf dem Gebiet der Star-Chirurgie waren: die Fakoemulsifikation, die Erfindung von biegsamen intraokularen Linsen und die örtliche Betäubung mittels Augentropfen.

Die Fakoemulsifikation wurde in den 1960er-Jahren erfunden und ermöglichte die Entfernung des Stars durch einen Augeneinschnitt von nur 3 Millimeter, im Vergleich zu den üblichen 10 mm. Dr. Charles Kelman (USA, 1967), erfand eine Kanüle, die mit Ultraschall den Star zertrümmert ('Faco' = griechisch für Linse, 'Emulsifikation' = zertrümmern),und gleichzeitig aufsaugt. Die Prozedur war erfolgreich, aber da der Durchmesser einer Intraokularen Linse mindestens 6 mm beträgt, musste man nach der Entfernung des Stars den 3 mm Einschnitt auf mindestens 6 ½ Millimeter erweitern. Deswegen kam die Fakoemulsifikation erst zu ihrer massiven Benützung als Dr. Thomas Mazocco (USA, 1985) die biegsame intraokulare Linse erfand, die durch einen Einschnitt von nur 3 mm ins Auge eingeführt werden konnte.

Der minimale Einschnitt von nur 3 mm war wasserdicht, man benötigte also keiner 'Stiche' mit Faden und Nadel mehr.

Örtliche Betäubung durch Augentropfen: Im Jahr 1992 beobachtete Dr. Richard Fichman (USA), dass Betäubungs-Tropfen genügten, um die Star-Operation durchzuführen, also die Einspritzung von allgemeinen Betäubungsmitteln erübrigten.

All diese Fortschritte ermöglichten, dass innerhalb von 20 Jahren (1975-1995) eine gefürchtete Operation mit einwöchiger Internation und höchst komplizierter und unangenehmer postoperativen Adaptation sich in eine schmerzlose ambulante Operation mit praktisch sofortigem Resultat verwandelte.


In Martínez

Mit der Überzeugung, dass die mitgebrachten Erneuerungen den Weg in die Zukunft wiesen, eröffnete Dr. Kaufer und seine Frau Rita die erste Klinik für Ambulante Augenchirurgie in Martínez, Argentinien, im Jahr 1981. Nach amerikanischem Modell. Er war mit seiner Ambulanten Star-Chirurgie mit Linsenimplantation so erfolgreich, dass er zuerst die Klinik vergrößern musste (1985), u. dann eine neue Klinik baute (1990), die noch heute eine der modernsten und größten Augenkliniken in Argentinien ist.


Gezeigt Wie

Vom ersten Tag an war Dr. Kaufer's Klinik für jeden Augenarzt zugänglich, er gestattete allen Augenärzten seine Operationen persönlich im Operations-Saal zu beobachten, was für Argentinien eine Neuigkeit war. Er wollte in Argentinien dasselbe einführen, was er in USA allerseits erlebt hatte: offene Türen.

Deswegen sind die meisten Augen-Chirurgen in Argentinien heutzutage ihm sehr dankbar, weil sie bei ihm die Linsen-Implantation gelernt haben.


Internationale Anerkennungen

Dr. Kaufer veröffentlichte mehr als 100 Publikationen über das Thema Star-Chirurgie und gab unzählige Kurse in dieser Spezialität in Argentinien und im Ausland.

Zum 30-jährigen Jubiläum der Zeitschrift '' Noticias'' kürte ihn diese als einer der drei einflussreichsten Augenärzte der letzten 30 Jahre.

Die „Sociedad Argentina de Oftalmología''vergab ihm die Ehrenmitgliedschaft.

***

Ständig erwähnt Dr. Günther Kaufer, dass seine Gattin Rita (Diplom-Krankenschwester und Optikerin) seine beste Stütze sei und viel zum Erfolg seiner Pionierarbeit beigetragen hat.

Im Jahr 2005, mit siebzig Jahren, führte er seine letzte Operation (von einer Gesamtzahl von 25.000 Operationen) durch und übergab seinem Sohn Robert die weitere Führung der Klinik.

Rudolf Hepe


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