Der langjährige Tageblatt-Verleger starb vor einem Jahr
Buenos Aires (AT) - Vor einem Jahr, am 27. März 2020, verstarb im Alter von 97 Jahren Roberto Teodoro Alemann, damals noch Direktor unserer Wochenzeitung “Argentinisches Tageblatt”, mit der er seit 1948 eng verbunden war. Er stellte die vierte Generation der Familie Alemann in der Leitung und Redaktion der Zeitung dar und schrieb mit seinem Bruder Juan seit 1953 bis einige Jahre vor seinem Tode abwechselnd die Wirtschaftsübersicht.
Doch abgesehen von seiner journalistischen Karriere machte Roberto Alemann auch eine bedeutende politische Karriere. 1957 wurde er zum Finanzattaché in London ernannt, 1960 auf dem gleichen Posten in Washington. 1961 wurde er Wirtschaftsminister (unter Präsident Arturo Frondizi), danach Botschafter in den Vereinigten Staaten, und dann 1982 zum zweiten Mal Wirtschaftsminister (unter Präsident Leopoldo Galtieri).
Als 1962 die Krise ausbrach, nachdem die Sowjetunion Raketen in Kuba stationiert hatte, empfahl er als Botschafter der argentinischen Regierung, ein Schiff nach Kuba zu senden, um bei der von den USA verhängten Blockade mitzumachen. Der damalige Präsident José María Guido nahm die Empfehlung an, und Präsident Kennedy war sehr erfreut über diese Solidaritätsgeste. In einer Konferenz der Organisation Amerikanischer Staaten (OEA) sprach Roberto Alemann an erster Stelle und plädierte für eine Unterstützung der Vereinigten Staaten, da die Raketen alle lateinamerikanischen Staaten bedrohten. Das wurde angenommen, und war entscheidend, um Chrutschow zu überzeugen, die Raketen zurückzuziehen. Beiläufig hat dies eine neue argentinische Außenpolitik eingeleitet, die Argentinien danach konkrete Vorteile brachte.
Präsident Carlos Menem bot Roberto Alemann die Präsidentschaft der Zentralbank an, was er ablehnte, weil er keine öffentlichen Ämter mehr bekleiden wollte. Um Alemann zu überzeugen, schickte Menem ihm seinen Bruder Eduardo, seinen Vizepräsidenten Eduardo Duhalde und seinen Kabinettschef Eduardo Bauzá. Er meinte es ernst.
Roberto Alemann war Anwalt und Doktor der Rechtswissenschaft der Universität Buenos Aires und absolvierte auch vier Semester Wirtschaftswissenschaft an der Universität Bern in der Schweiz. In Buenos Aires wurde er später Professor für Wirtschaft an der Rechtsfakultät, wobei er auch ein Textbuch verfasste. Er war zudem Mitglied der Akademie für Wirtschaftswissenschaften.
Da er gleich nach Verhängung der Quarantäne starb, konnte keine Trauerfeier stattfinden. Er hinterließ seine Frau Carmen Gamper und seine Töchter Eliana, Norma, Marina und Roxana sowie zahlreiche Enkel und Urenkel. Eliana ist jetzt auch im Tageblatt-Verlag tätig. (jea)
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