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"Immerwährende Verantwortung"

Gedenken an die Opfer des Holocausts

Rose
Eine Rose auf einer Stele des Holocaust-Mahnmals in Berlin. (Foto: dpa)

Berlin/New York (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel sieht im Gedenken an die Opfer des Holocaust eine "immerwährende Verantwortung Deutschlands" - für heutige und künftige Generationen. "Ich empfinde tiefe Scham angesichts des Zivilisationsbruchs der Schoa, den Deutschland während des Nationalsozialismus begangen hat", sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch in einer Videobotschaft zu einer Veranstaltung der Internationalen Allianz zum Holocaust-Gedenken, der Vereinten Nationen (UN) und der UN-Kultur- und Bildungsorganisation Unesco zum Holocaust-Gedenktag. "Offenem wie auch verdecktem Antisemitismus, der Leugnung wie auch der Relativierung des Holocaust müssen wir uns mit aller Entschiedenheit entgegenstellen", verlangte Merkel. Besonders dankte die Kanzlerin den Überlebenden, die die Kraft aufbringen würden, ihre Lebensgeschichten zu erzählen.

Seit 16 Jahren gedenken die Vereinten Nationen am 27. Januar den Opferns des Holocaust. An diesem Tag erreichte die Rote Armee 1945 das deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und befreite mehr als 7000 überlebende Häftlinge. Die Nationalsozialisten und ihre Helfer hatten während des Zweiten Weltkrieges sechs Millionen Juden ermordet.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble warnte vor neuen Formen von Rassismus und Antisemitismus. "An Gedenktagen wird stets Verantwortung angemahnt, aber werden wir ihr auch gerecht? Auch bei uns zeigen sich Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wieder offen, hemmungslos, auch gewaltbereit", warnte der CDU-Politiker am Mittwoch im Bundestag in einer Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus. Daran nahmen auch Vertreter der jüdischen Gemeinschaft sowie die Repräsentanten der Verfassungsorgane teil.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, berichtete in bewegenden Worten vom Leid ihrer Familie in der NS-Zeit. Sie erzählte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, als die Hausmeisterfrau zu ihr sagte: "Judenkinder dürfen hier nicht spielen." Wie der Schulweg zum Spießrutenlauf voller Anfeindungen wurde. Wer die heutigen Corona-Maßnahmen mit dem vergleiche, was die Juden einst in Deutschland ertragen mussten, der "verharmlost den antisemitischen Staatsterror und die Schoa", sagte sie.

"Wir dürfen stolz sein auf unsere Bundesrepublik, (...) aber wir müssen sie wehrhaft verteidigen", forderte Knobloch. Antisemitisches Gedankengut und Verschwörungsmythen erhielten wieder mehr Zuspruch - von der Schule bis zur Corona-Demonstration. In ihrem Bekanntenkreis spielten etliche Juden inzwischen mit dem Gedanken, auszuwandern.

Auch international wurde vielerorts der Opfer des Holocaust gedacht. Polens Präsident Andrzej Duda bezeichnete es als Pflicht seines Landes, das Gedenken an die Opfer zu bewahren. "Es ist unsere Pflicht, alle materiellen Beweise, Erinnerungsstücke und Zeichen ihrer Existenz, ihres Lebens und ihres Martyriums zu erhalten, damit die Menschheit sie nie vergisst", sagte Duda in einer Rede zur Feier der Gedenkstätte Auschwitz, die wegen der Corona-Pandemie online stattfand. "Die Wahrheit über den Holocaust und das Gedenken daran werden ewig währen", sagte Duda.

Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten der Gedenkstätte standen dieses Jahr die Kinder, die in Auschwitz inhaftiert waren und ermordet wurden. Nach Schätzungen wurden mindestens 232.000 Kinder und Jugendliche nach Auschwitz deportiert, die meisten von ihnen jüdischer Herkunft. Mehr als 200.000 überlebten das Lager nicht. Im Januar 1945 wurden dort mehr als 700 Kinder befreit.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Israels Präsident Reuven Rivlin und EU-Ratspräsident Charles Michel zollten den Überlebenden zudem mit einer Videobotschaft Respekt. Diese stünden "für den Triumph der Menschlichkeit über den Hass", ihre innere Stärke sei "eine Inspiration für uns alle". Zugleich erklärten sie: "Wir erneuern unser Versprechen, dass ihr Vermächtnis fortbestehen und ihr Zeugnis für immer ein Bollwerk gegen all jene sein wird, welche die Vergangenheit leugnen."

 

Bidens Appell

Washington (dpa) - Der neue US-Präsident Joe Biden hat versprochen, sich eingedenk der Schrecken des Holocausts stets für die Verhinderung weiterer Völkermorde einzusetzen. Die sei "eine moralische Pflicht", erklärte Biden am Mittwoch anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags.

Wenn Hass außer Kontrolle gerate, der Rechtsstaat ausgehebelt werde und Freiheitsrechte gefährdet seien, "dann kann es zu Gewalt und großen Gräueltaten kommen", mahnte Biden. Der Präsident forderte dazu auf, sich in den USA und weltweit entschlossen gegen Geschichtsleugner und Antisemiten "sowie andere Formen von Fanatismus und Intoleranz" einzusetzen. "Schweigen bedeutet Komplizenschaft", betonte Biden.

"Wir dürfen nie die Wahrheit darüber vergessen, was in Europa passiert ist, oder die Schrecken beiseite schieben, die unseren Mitmenschen wegen der Doktrin des Hasses und der Spaltung angetan wurden", erklärte der US-Präsident.

 

CORONAVIRUS

WHO-Experten in China

Wuhan (dpa) - Das internationale Team von Experten, das im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach dem Ursprung des Coronavirus forschen soll, nimmt in China seine konkrete Arbeit auf. Ihre 14-tägige Quarantäne in einem Hotel in der zentralchinesischen Metropole Wuhan endete gestern. Das Team werde heute seine Ermittlungen aufnehmen, berichtete das chinesische Staatsfernsehen.

Die 13 Experten wollen herausfinden, wo das neue Sars-CoV-2-Virus erstmals aufgetreten ist - und wo es herkommt. Wegen genetischer Ähnlichkeiten wird vermutet, dass es ursprünglich von Fledermäusen stammt und möglicherweise über ein anderes Tier als Zwischenwirt auf den Menschen übergesprungen ist. Es gab aber auch Spekulationen, ob das Virus aus einem Labor entwichen sei. Dies hat China zurückgewiesen.

Das WHO-Team will Interviews machen und Krankenhäuser sowie den Markt besuchen, wo Anfang Dezember 2019 weltweit zum ersten Mal Infektionen entdeckt worden waren. Spuren des Virus wurden besonders bei den Ständen der Wildtierhändler gefunden. Allerdings gab es auch Ansteckungen, die nicht auf den Markt zurückgeführt werden konnten.

Die Suche nach der Herkunft des Virus gilt als politisch heikel, weil China fürchtet, als Schuldiger für die Pandemie angeprangert zu werden. Nach offiziellen Statistiken haben sich weltweit mehr als 100 Millionen Menschen infiziert. Mehr als zwei Millionen sind demnach an den Folgen der Atemwegserkrankung Covid-19 gestorben. Seit Monaten streut die chinesische Propaganda aber schon Zweifel, ob das Virus überhaupt aus China stammt.


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