Von Marion Kaufmann
Ja, er wird es nicht leicht haben, der gute Charles der Dritte. Denn er wird immer das Vorbild der Queen vor sich haben, deren Tod die ganze Welt in Trauer versetzt hat. Elisabeth II. war nicht nur die Mutter von Charles, sondern sie galt als Mutter des ganzen Landes. Sie war ein Symbol, eine Arbeiterin, die ihrem vorgezeichneten Schicksal entkam, (nicht wie ihr Onkel, der auf den Thron verzichtet hat, um eine Amerikanerin zu heiraten, und wie auch nicht später, vor wenigen Jahren, als ihr Lieblingsenkel sich von der Königsfamilie losgesagt hat, um in einem anderen Land zu leben). Den Eid, den sie einst als sehr junge Königin abgelegt hat, „dem Land zu dienen“, hat sie voll und ganz gehalten und auch deshalb hat ihr Volk sie geliebt.
Sie hat Kriege, Ideologien, Spaltungen (auch innerhalb der eigenen Familie), mit Würde, Ruhe und Konzilianz, und oft auch mit Humor, erlebt. Den Besuchern, Politikern, Diplomaten, u.a.m., hat sie immer die Hand gereicht, auch wenn sie mit deren Ideen nicht einig ging. Deshalb schauen jetzt viele Engländer zweifelnd zum König und erinnern sich an seine Schroffheit und den Mangel an Empathie, den er bisher gezeigt hat.
Manche blicken etwas hoffnungsvoll schon in Richtung Kronprinz William, Prince of Wales, dem jetzt vierzigjährigen ältesten Sohn des Königs, der vielleicht nicht so viele Jahrzehnte warten muss, bis er sich die kostbare Krone auf sein Haupt setzen darf, wie es beim Vater geschah.
In den argentinischen Medien konnte man bei den ausführlichen Berichten und zahlreichen Bildern erkennen, wie ruhig diese Millionen Menschen waren, die aus allen Dörfern und Städten des Commonwealths gekommen waren, um die Trauerfeiern mitzuerleben. Junge und alte Menschen, Eltern mit Kindern, Leute mit Rollstuhl, manche mussten mehr als 25 Stunden warten, um zum Westminster Hall, zum Buckingham Palast zu kommen oder an Trauerzügen durch London teilzunehmen. Man konnte die Geduld und oft auch ihre Tränen erkennen. Schweigend und ohne Fahnen, nur mit Blumen.
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