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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Immer mehr Weltraumschrott

Die Gefahr fliegt um die Erde

Space
Die Überwachung des Weltraumschrotts ist eine komplexe Aufgabe. (Foto: dpa)

Moskau (dpa/wvg) - Mit Müll hat der Mensch nicht nur auf der Erde zu kämpfen - auch im Weltall wird er zunehmend zum Problem. Trümmer ausgedienter Satelliten und Reste alter Raketen machen Raumfahrt vor allem in Erdnähe immer gefährlicher. Schon kleine scharfkantige Splitter können Löcher in Raumschiffe reißen oder Sonden zerstören. Ohne Gegensteuern, fürchten Experten, könnten Raumflüge irgendwann kaum mehr möglich sein.

Erleichtert atmet die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS mit dem deutschen Astronauten Matthias Maurer im November auf. „Es gibt keine Anzeichen einer Kollision“, funkt Kosmonaut Pjotr Dubrow zur Erde. Die Crew hat sich eilig in zwei Raumschiffe in Sicherheit gebracht, damit sie schnell zur Erde zurückfliegen kann, sollten Trümmerteile den Außenposten der Menschheit treffen. Kurz zuvor hatte Russland einen ausgedienten Satelliten abgeschossen.

Moskaus Test einer sogenannten Anti-Satelliten-Waffe hat einmal mehr eine Diskussion über die Gefahr von Weltraumschrott ausgelöst. Die US-Streitkräfte sprachen zunächst von mehr als 1500 nachverfolgbaren Trümmerteilen. Allein im Jahr 2020 sei es zu mehr als 220 „gefährlichen Begegnungen“ der ISS mit Schrottteilen im All gekommen, hatten russische Spezialisten der Staatsagentur Tass zufolge gezählt.

„Natürlich hatten wir ein bisschen Sorge, dass wir nach drei Tagen schon nach Hause fliegen müssen“, sagt Maurer zu dem Zwischenfall. „Das wäre nach mehreren Jahren Vorbereitung auf diesen Flug natürlich nicht schön gewesen.“ Alle paar Wochen werde die Crew vor Trümmerteilen gewarnt. Sollten größere Teile im Anflug sein, ändert die ISS ihre Flughöhe.

Wissenschaftler schätzen anhand von Modellrechnungen, dass sich in der Erdumlaufbahn insgesamt etwa eine Million Teile befinden, die größer als ein Zentimeter sind. Würde etwa eine so große Schraube gegen einen Satelliten prallen, hätte sie nach Einschätzung von Experten die Zerstörungskraft einer Handgranate.

Experten stufen derzeit das Risiko für die Raumfahrt als „noch nicht so groß“ ein. In zehn Jahren könnte die Lage aber kritisch werden, wenn die Menschheit nicht gegensteuere, sagt der Chef des russischen Weltraumkontrollsystems, Witali Gorjutschkin, der Agentur Interfax. Zudem gebe es noch keine „internationale Praxis“ beim Austausch von Informationen über mögliche gefährliche Objekte.

Länder wie Russland, die USA, Kanada, China, Japan und Indien sowie die EU verfügen demnach über Möglichkeiten zur Überwachung des erdnahen Raums. Längst arbeiten Wissenschaftler zudem daran, wie Weltraummüll eingesammelt - und vermieden - werden kann. Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin hatte gefordert, Hersteller von Satelliten zu verpflichten, dass sie sich um deren Entsorgung kümmern müssen.

Ob es aber zu einer engeren internationalen Zusammenarbeit im All kommt, ist fraglich. Der Ukraine-Krieg hat Russland und den Westen entzweit.

In Deutschland bedienen sich die Experten zur Himmelsbeobachtung unter anderem der Radaranlage GESTRA in Koblenz. Sie wurde im Auftrag der Deutschen Raumfahrtagentur vom Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik entwickelt und sucht einen Teil des Himmels ab, um Objekte zu identifizieren und ihre Umlaufbahnen zu berechnen.


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