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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Im Blickfeld: Perverses Peking

Von Nicole Klostermann

Die olympischen Winterspiele 2022 in Peking haben begonnen. In der chinesischen Hauptstadt wurde am 4. Februar mit viel Pomp die Eröffnung der Sportspiele zelebriert und live in die ganze Welt übertragen. Unübersehbar stolz empfing China Athleten aus aller Welt und feierte, die nächsten drei Wochen Zentrum des Weltsports zu sein.

Der einst von Pierre de Coubertin definierte olympische Gedanke ist ein ganz einfacher: „Citius, altius, fortius - schneller, höher, stärker“. Die Menschen der Welt sollen friedlich zusammen kommen und sich im Sport messen.

IOC-Präsident Thomas Bach fühlte sich 2021 dazu berufen das altehrwürdige Motto noch zu erweitern und fügte dem „schneller, höher, stärker“ noch ein „gemeinsam“ hinzu.

Doch so simpel ist es heute nicht mehr. Längst sind die Spiele zum Politikum geworden, und massive Kritik am diesjährigen olympischen Gastgeberland ist nicht neu. Die Unterdrückung der Uiguren in der Provinz Xinjiang, die Niederschlagung der Demokratiebewegung in Hongkong oder die Unterdrückung Tibets. Die Negativliste des Unrechtsregimes scheint endlos.

Doch jeglicher Kritik begegnet die Volksrepublik nicht nur mit geschlossenen Augen, vielmehr setzt sie alles daran, jede Missbilligung sofort im Keim zu ersticken. Was bei Stimmen aus dem Ausland mehr schlecht als recht gelingt, funktioniert bestens im chinesischen Inland. Ausländische Internetseiten, Medien und Kommunikationsplattformen werden seit Jahren in China rigoros zensiert. WhatsApp, Google, Facebook, CNN? Fehlanzeige.

Hinzukommt die tagtägliche Flut der chinesischen Staatsmedien, die suggeriert, wie wundervoll das Leben im Reich der Mitte ist. Dachte man vor einigen Monaten noch das Narrativ sei kaum noch weiter zu sättigen, ist man erstaunt, dass zu Zeiten von Olympia tatsächlich noch Luft nach oben ist. Kein Tag an dem die chinesischen Medien, allesamt vom Staat kontrolliert und zensiert, nicht berichten wie perfekt die Winterspiele in Peking verlaufen.

Das chinesische Regime rührt dabei in einem bodenlosen Propagandatopf, der in den letzten Jahren uferlose Ausmaße angenommen hat. Dem Volk wird bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit versichert, dass die Volksrepublik China das Paradies auf Erden sei. Die Olympiade mit seinem Motto „Schneller, höher, stärker“ kommt dem Propagandaapparat dabei als Werkzeug mehr als gelegen. Wir gegen den Rest der Welt. „Gemeinsam“? Sicher, aber nicht gemeinsam mit den Anderen. Die chinesische Führung implantiert geschickt den festen Glauben in seinem Marionetten-Volk, das chinesische Vaterland sei das goldene Kalb unter den Ländern dieser Welt.

Kritik an Führung oder Politik werden im Keim erstickt. Das Regime ist in der Lage, jeden noch so kleinen Schritt ihrer Bürger genau zu verfolgen. Dabei bedient es sich eines ganz simplen Werkzeuges: Der Kommunikationsplattform „WeChat“. WeChat ist weit mehr als nur das chinesische Äquivalent zu „WhatsApp“. WeChat hat mit seiner Bezahlfunktion fast komplett das chinesische Bargeld ersetzt, nur per grünem WeChat-Gesundheitscode wird man in öffentliche Gebäude, Restaurants und Cafés eingelassen und der Großteil des Onlinehandels findet über die App statt. WeChat wird staatlich kontrolliert und unerwünschte Inhalte umgehend zensiert. Mobiltelefone können metergenau getrackt werden. Ein Alltag ohne WeChat ist in China unmöglich. Der chinesische Staat ist in der Lage jeden einzelnen Schritt seiner Bürger zu überwachen und ebenfalls genauso gut zu manipulieren.

Die olympischen Spiele passen dabei bestens in die nach Perfektion strebende Propagandamaschine Chinas. Statt im Sinne des olympischen Gedankens die Welt als Gast willkommen zu heißen und sich in fairen, friedlichen Spielen miteinander zu messen, instrumentalisiert der Staat das Ereignis als großen, glänzenden China-Karneval. Und dabei scheut sich die Weltmacht nicht, sämtliche Mittel anzuwenden, um ihren Erfolg zu manifestieren. So hat sich China noch nie bei einem großen Turnier im Eishockey qualifizieren können, doch ist als Gastgeber automatisch im Turnier. 18 der 22 Spieler des aktuellen chinesischen Teams sind außerhalb Chinas geboren. Die Spieler tragen Nachnamen wie Smith, Kane oder Schultz. Eigentlich sieht das Gesetz vor, dass ein Kind nur die chinesische Staatsbürgerschaft tragen kann, wenn ein Elternteil Chinese ist. Die Volksrepublik China macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt.

Die einst unschuldigen olympischen Spiele sind schon lange Vergangenheit, doch die Farce von Peking hat den olympischen Gedanken endgültig von der Klippe gestoßen. Mit den Winterspielen 2022 kotzt sich das IOC in die eigene Tasche und ist billiger Handlanger des korrupten, chinesischen Politikapparates bei seinem kranken Streben, die Nummer 1 in der Welt zu werden. Denn eines ist gewiss: „Schneller, höher, stärker“ mag der olympische Gedanke sein, beschreibt aber auch haargenau die rücksichtslosen Ziele der chinesischen Regierung.

Aber Gleich und Gleich gesellt sich ja bekanntlich gern.

Die ehemalige Tageblatt-Redakteurin Nicole Klostermann lebt heute in Guangzhou/China.


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