Von Stefanie Järkel und Maher Abukhater
Auf dem Platz vor der Geburtskirche in Bethlehem stehen Autos und ein großer mit Kugeln und Lichterketten geschmückter Weihnachtsbaum. Zwei Frauen machen Aufnahmen an der Krippe vor dem Baum. Wo vor der Corona-Pandemie in der Adventszeit zahlreiche Touristen unterwegs waren, herrscht nun weitgehend Leere.
Mary Giacaman sitzt in ihrem Souvenirladen und wartet auf Kunden: "Wir haben jetzt überhaupt kein Geschäft", sagt die 58-Jährige. "Ich glaube, eine weitere Weihnachtssaison ist gelaufen und wir hoffen, dass die nächste besser wird."
Bethlehem im südlichen Westjordanland - der Überlieferung nach der Geburtsort von Jesus Christus - ist einer der heiligsten Orte für Christen. Im Dezember 2019 kamen laut Tourismusministerium noch etwa 358.000 Touristen nach Israel, viele von ihnen besuchten zu Weihnachten Bethlehem.
Doch Israel hat Ende November nach dem Auftauchen der Omikron-Variante die Grenzen für Touristen wieder geschlossen. Dabei hatte das Land erst am 1. November nach mehr als anderthalb Jahren Pandemie erstmals wieder die Grenzen für ausländische Besucher geöffnet.
Der griechisch-orthodoxe Priester Issa Thaldschiehe von der Geburtskirche sagt: "Die Kirche ist traurig in diesen Tagen. Das ist das zweite Jahr, dass Bethlehem verlassen ist und die Kirche ohne Pilger." Die Mitternachtsmesse an Heiligabend werde aber wie üblich abgehalten. Zumindest könne in diesem Jahr auch die Öffentlichkeit teilnehmen, sagt der Priester. Im vergangenen Jahr hatten wegen der Corona-Pandemie nur ausgewählte Persönlichkeiten kommen dürfen.
So wie in Israel sind die Corona-Infektionszahlen im Westjordanland relativ niedrig in diesen Tagen, auch wenn Experten in Israel den Beginn einer neuen Welle sehen. Auflagen wurden in den Palästinensergebieten weitgehend aufgehoben, eine Maskenpflicht gibt es aktuell nicht und auch keine zahlenmäßigen Beschränkungen für Versammlungen.
Susi Solomon und ihr Bruder Shyam Stephen knien betend in der Stille der Kirche. "Es fühlt sich nicht wie Ferien an", sagt die 48-Jährige über die leere Kirche. Als sie 2019 hier gewesen seien, seien die Kirche und der Platz davor voll gewesen mit Menschen. "Aber jetzt ist es sehr einsam." Die indischen Christen leben in Israel und besuchen ab und zu Bethlehem.
Auch in Israel klagen deutsche Betreiber von Gästehäusern über ein Weihnachten ohne Touristen. Georg Röwekamp, Leiter des Pilgerhauses Tabgha am See Genezareth, sagt: "Es wird hier sehr still sein. Ich habe bis vor ein paar Tagen gedacht, wir haben Gäste." Aber dann habe Israel beschlossen, die Grenzen wegen Omikron für Touristen weiter geschlossen zu lassen. "Es ist sehr, sehr bedauerlich. Wir haben deswegen grundsätzlich beschlossen, wir machen zehn Tage Weihnachtsferien." Das Pilgerhaus mit 70 Zimmern gehört dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande aus Köln.
Das Problem sei, dass wegen des Hin und Hers bezüglich Grenzöffnungen und Grenzschließungen nicht nur aktuell Reisen storniert würden, sagt Röwekamp, der aus Duisburg stammt und lange in Stuttgart gelebt hat. Sondern die potenziellen Gäste - früher vor allem aus dem Ausland und dabei vor allem aus Deutschland - würden grundsätzlich verunsichert. "Das ist leider, was uns mittelfristig größere Sorgen macht. Jetzt empfangen wir schon Stornierungen für März."
Das Gästehaus des deutschen Propstes der evangelischen Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt bleibt an Weihnachten auch geschlossen. "Im Normalfall wären hier Gäste vor allem aus Deutschland, die Weihnachten und den Heiligen Abend im Heiligen Land erleben wollen", sagt Propst Joachim Lenz über das 70-Betten-Haus. Und: "Normalerweise ist in der Adventszeit das christliche Viertel in der Altstadt rappelvoll." Stattdessen: weitgehend leere Gassen in der Altstadt.
Doch eines stimmt den gebürtigen Wuppertaler immerhin positiv: Im vergangenen Jahr hatten in der Weihnachtszeit strenge Vorgaben wegen hoher Infektionszahlen gegolten. "Wir haben da durchgängig Open-Air-Gottesdienste gefeiert." Dieses Jahr kann Lenz den Gottesdienst an Heiligabend in der Erlöserkirche begehen.
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