Von Marion Kaufmann
Beim Lesen der Berichte über die Feiern zu Ehren der Königin Elisabeth II, anlässlich ihres Platinjubiläums, fiel mir wieder auf, wie sehr die Briten ihre Königin lieben und verehren, auch wenn sie selbst vielleicht -politisch gesehen- andere Ideen vertreten. Und da fiel mir mein Onkel Alfred ein, der bereits Anfang der 30er Jahre mit der Tante Deutschland verlassen hatte, um in England zu leben.
Wir haben ihn später besucht und sahen, dass das Paar sich vollständig assimiliert hatte; wie alle Einwohner liebten auch sie das Königshaus und verfolgten jede die Royals betreffende Nachricht. Sein miserables Englisch machte dem Onkel nichts: Er fühlte sich ganz und gar als echter Engländer.
Sein Hobby waren die Rosen, und sein Garten war in seinem Viertel berühmt. Das musste wohl irgendwie zu Ohren der Royal Family gekommen sein und hat sie interessiert; die Briten sind ja bekannt für ihre schönen Gärten und die Blumenpflege. Also erschien eines Tages beim Onkel Alfred ein Bote vom Palast und kündigte den königlichen Besuch der Queen Mum an. So wurde die Mutter der jungen Elisabeth II. allgemein genannt. Sie war bekannt und geschätzt ob ihres freundlichen und teilnehmenden Wesens und galt auch als „ Säule der Stärke“ der Königsfamilie. Elizabeth II., die älteste Tochter, hat sie noch mit 75 Jahren manchmal um Rat gefragt. Für das ganze Land war sie das beliebteste Mitglied der Familie. Sie starb, 101 Jahre alt, 2002.
Wir waren leider bei dem Besuch nicht dabei, doch haben wir später die ausführlichen Zeitungsberichte gelesen und vor allem die Fotos gesehen: Queen Mum, immer von den Hofdamen begleitet, mit dem Onkel und der Tante durch den Garten wandelnd, -die Hofdamen immer etwas weiter hinten- angeregt über die Rosenzucht plaudernd. Von den Nachbargärten drängten und schubsten sich die Leute, um alles zu beobachten. Und für Onkel Alfred war es, so hat er es uns erzählt, der schönste Tag seines Lebens.
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