Auszeichnungen für skurrile Forschungsarbeiten
Cambridge (dpa) - Bakterien in weggeschmissenen Kaugummis und Bärte zum Schutz vor Faustschlägen ins Gesicht: Zehn wissenschaftliche Studien, die „erst zum Lachen und dann zum Denken anregen“ sollen, sind in den USA mit „Ig-Nobelpreisen“ ausgezeichnet worden (gesprochen „ignoble“, was übersetzt etwa unehrenhaft heißt).
Wegen der Corona-Pandemie wurde die traditionell schrille Gala in der Nacht zum Freitag bereits zum zweiten Mal in Folge ausschließlich übers Internet veranstaltet. „Ihr könnt dabei jede verdammte Sache machen, die ihr wollt“, sagte die Zoologin Sabine Begall von der Universität Duisburg-Essen in einer kurzen Eröffnungsrede. „Schreit euer Handy an oder esst etwas.“ Die zum 31. Mal verliehenen undotierten Auszeichnungen sollen nach Angaben der Veranstalter „das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren“.
Zwei Ig-Nobelpreise gingen - zumindest teilweise - nach Deutschland: So bekamen Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien, Neuseeland, Griechenland, Zypern und Österreich die Ehrung in der Kategorie Chemie für die chemische Analyse der Luft in Kinos um zu testen, ob die von Zuschauern produzierten Gerüche zuverlässig den Grad von Gewalt, Sex, antisozialem Verhalten, Drogengebrauch und Fluchen in dem Film auf der Leinwand widerspiegeln. Die Gewinner arbeiten am Max-Planck-Institut für Chemie sowie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.
Forscher aus Deutschland, Großbritannien und der Türkei bekamen den Preis in der Kategorie Medizin für den Beweis, dass Orgasmen beim Sex genauso effektiv wie abschwellende Medikamente dabei helfen, die Nasenatmung zu verbessern. Zu den Gewinnern gehören Olcay Cem Bulut und Burkard Lippert, die in Heidelberg und Heilbronn arbeiten.
Außerdem bekamen unter anderen Wissenschaftler aus Spanien und dem Iran einen Preis in der Kategorie Ökologie für die Nutzung genetischer Analysen. Mit deren Hilfe wurden verschiedene Arten von Bakterien identifiziert, die sich in weggeschmissenen Kaugummis finden, die auf Bürgersteigen in unterschiedlichen Ländern kleben. Kaugummi kauend bedankten sich die Preisträger für die Ehrung.
Forscher aus den USA bekamen die Auszeichnung in der Kategorie Frieden für das Testen der Hypothese, dass Bärte in der Entwicklung des Menschen entstanden, um sich vor Faustschlägen ins Gesicht zu schützen - und bedankten sich mit umgehängten langen Bärten. Für die Forschung seien Modelle benutzt worden, sagte einer der Wissenschaftler. „Wir haben uns nach einiger Überlegung dagegen entschieden, uns gegenseitig mit der Faust ins Gesicht zu schlagen - ob mit oder ohne Bart.“
Normalerweise verfolgen mehr als 1000 Zuschauer die Gala live vor Ort in einem Theater der Elite-Universität Harvard. Aber auch bei der rund anderthalbstündigen Online-Preisverleihung flogen Papierflieger, gab es Sketche, bizarre Kurz-Opern und noch viel mehr skurrilen Klamauk. Moderator Marc Abrahams beendete die Gala wie immer mit seinen traditionellen Abschlussworten: „Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!“
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