Peter Handke wird 80
Wien (dpa) - Vor dem runden Geburtstag des österreichischen Literaturnobelpreisträgers Peter Handke ist es ungewöhnlich ruhig. Keine großen Festveranstaltungen sind geplant. Die Wiener Literaturwissenschaftlerin Katharina Pektor liefert dafür eine Erklärung: „Er schreibt gerade an einem Text und will nicht gestört werden“, erzählt sie über den Dichter, der am Dienstag 80 Jahre alt geworden ist. So rückt der Autor als unablässiger und radikaler Beobachter der Welt wieder in den Vordergrund, nachdem seine umstrittene Haltung zum Balkan-Konflikt jahrelang das öffentliche Interesse dominiert hatte.
„Ich habe hier noch nicht alles gesehen“, schrieb Handke 1978 in eines seiner dicht beschriebenen Notizbücher, das kurz vor dem Geburtstag im November als Faksimile veröffentlicht wurde. Seit 1975 hat er etwa 360 solcher Bücher mit Eindrücken, Gedanken, Satzideen und Zeichnungen gefüllt. Sie sind ein wichtiger Bestandteil seines Schaffens, neben seinen bekannteren zahlreichen Prosawerken und Theaterstücken. Zu den Klassikern zählen „Wunschloses Unglück“, das Handke nach dem Suizid seiner Mutter verfasste, sowie „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“. Dieses Buch wurde von Wim Wenders verfilmt, so wie auch „Der Himmel über Berlin“, bei dem Handke am Drehbuch mitwirkte.
Und dann sind da noch Handkes Schriften zum Jugoslawien-Krieg. In dem Text „Gerechtigkeit für Serbien“ beschrieb der Autor 1996 in lyrischer Weise eine Reise in das Nachkriegsland. Bei dem Begräbnis des ehemaligen serbischen Staatschefs Slobodan Milosevic hielt Handke 2006 eine Rede. Seine Kritiker werfen ihm vor, dass er die serbischen Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet habe. Als die Debatte im Jahr 2019 anlässlich der Verleihung des Literaturnobelpreises an Handke wieder aufflammte, reagierte er wie gewohnt stur. „Ich bevorzuge Toilettenpapier, anonyme Briefe mit Toilettenpapier im Inneren, gegenüber Ihren leeren Fragen“, sagte er zu einem Journalisten in Stockholm.
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