Schulpflicht in Zeiten der Pandemie
Wie in allen Jahren zuvor hatte 2020 der Unterricht an der deutschen Schule Quilmes (Colegio Eduardo Holmberg) normal begonnen, dies im Kindergarten, in der Grundschule und im Gymnasium. Aber schon da zeigten uns die Nachrichten aus aller Welt, wie sich die Covid-19 Pandemie immer weiter ausbreitete. Wenige Tage später entschied die argentinische Regierung per Dekret den Präsenzunterricht in den Schulen abzubrechen und plötzlich fanden sich auch noch alle Mitglieder unserer Familien in der Quarantäne wieder, die Systemrelevanten natürlich ausgenommen.
Zunächst wurde der Kontakt zwischen Lehrpersonen und der Schülerschaft mit „Moodle“ aufrecht erhalten, einer pädagogischen Plattform, die ermöglicht, sowohl theoretische Inhalte zu übermitteln als auch Aufgaben und Übungen zu stellen.
Nach kurzer Zeit wurde klar: Mit einer schnellen Rückkehr in die Klassenräume war nicht zu rechnen. Da begann die Schule mit virtuellem Unterricht über Zoom, um den dringend nötigen Lehrer/Schüler Kontakt wieder herzustellen. Aber die Organisation dieser Unterrichtform schaffte auch neue Probleme: Mehrere Lehrende und Lernende verfügten nicht über die nötigen Endgeräte oder sie mussten sie in der Familie teilen. Zur Entschärfung dieser Situation verteilte die Schule Computer an Lehrpersonal und entwarf einen virtuellen Stundenplan, der Unterrichtsüberschneidungen innerhalb der einzelnen Familien vermied.
Schritt für Schritt wurden die Lehrer und Lehrerinnen fortgebildet und alle gewöhnten sich an die neue Form des Lernens. So konnten Lernplattform und virtuelle Klassenräume den Präsenzunterricht zumindest provisorisch ersetzen. Ihr Einsatz wurde während des Schuljahres immer weiter ausgeweitet, sogar Unterricht in den Fächern Kunst, Musik und Sport war möglich. Erreicht werden konnte dies alles allerdings nur mit der tatkräftigen Unterstützung der Schulleitung und des Lehrkörpers. Sie nahmen aktiv an den Fortbildungen teil und hielten den Kontakt zu den Lernenden und ihren Familien. Und letztendlich ist es auch dem Engagement dieser Familien selbst zu verdanken, dass solche Anpassungsleistungen möglich waren.
Weiterhin wirkte sich die Isolation der Kinder auch problematisch auf deren emotional zwischenmenschliche Beziehungen aus. Aber mit einer fantastischen und ebenfalls virtuellen Arbeit konnte hier nun das schulpsychologische Team die negativen Effekte auffangen.
Nur um die direkten sozialen Kontakte wieder aufzubauen und erst seit Kurzem hat die Regierung unter strikten Hygienemaßnahmen die Rückkehr in die Schulen erlaubt. In Kleingruppen von 10 Personen und im Freien sind die ersten der Schulgemeinde in unser Gebäude schon zurückgekehrt, zunächst die Mitglieder der Abschlussklassen von Primar- und Sekundarstufe gefolgt von weiteren Grundschul- und Kindergartengruppen
Dank Herrn David Klausa, des Fachberaters der Zentralstelle für deutsches Auslandsschulwesen (ZfA), war es so dann sogar möglich, die Sprachdiplomprüfungen 1 und 2 in der Schule durchzuführen, das natürlich nur im Rahmen eines rigorosen und von der Schule selbst entwickelten Hygienekonzepts. Diese Nachricht war besonders für unsere Abiturientinnen und Abiturienten von größter Bedeutung.
Während des Schuljahres 2020 mussten wir uns immer wieder anpassen, so wie es die Pandemie gerade erlaubte. Wir veränderten, passten nochmal an und organisierten den Unterricht ständig neu, immer entsprechend den Covid-19-Anforderungen, die wir gerade durchlebten.
Und das Jahr 2021? Wir haben keinerlei offizielle Information wie das kommende Schuljahr aussehen wird. Einen normaler Neuanfang mit der ganzen Schulgemeinschaft gleichzeitig in den Klassenräumen können wir uns noch nicht vorstellen. Zur Erfüllung unserer pädagogischen Aufgabe werden wohl wieder Abläufe fast täglich umgestellt werden müssen. Aber auch dann werden wir unsere Schule an die offiziellen Maßgaben, Regelungen und Bedürfnisse des jeweiligen Moments anpassen.
Schon ist die Rede von Hybridunterricht in reduzierten Gruppen, mit Hygieneschutzmaßnahmen und einer Mischung aus Präsenzunterricht und virtuellen Treffen. Im Moment sehen wir das als unseren Leitfaden und arbeiten in diese Richtung: Die Schulgemeinschaft schützen und dabei trotzdem immer unseren Bildungsauftrag erfüllen.
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