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Hoffnung auf mehr Impfstoff

"Impfgipfel" mit der Kanzlerin / Nachschub bis Jahresmitte

Merkel
Angela Merkel und Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller, sprechen beim "Impfgipfel" mit Sierk Pötting (Monitor), Finanzvorstand von Biontech. (Foto: dpa)

Berlin (dpa) - Nach dem schleppenden Start der Corona-Impfungen in Deutschland kommt mehr dringend erwarteter Nachschub in Sicht. Bis zum europäischen Sommer sollen die Impfstoff-Lieferungen deutlich anziehen - im gesamten Jahr könnten es laut einer neuen Schätzung des Bundes bis zu 322 Millionen Dosen werden. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigte am Montag nach einem "Impfgipfel" das Ziel, allen Bundesbürgern bis zum 21. September ein Impfangebot zu machen. Nach massivem Ärger über organisatorische Probleme wollen Bund und Länder sich enger über nach und nach zu erwartende Liefermengen abstimmen. Auch der Pharmariese Bayer will bei der Impfstoffproduktion helfen.

Merkel sagte nach der Videokonferenz, besonders für die Länder sei ein "höchstes Maß an Planbarkeit" wichtig. Den Herstellern sei sehr klar gemacht worden, dass jede voraussagbare Woche gut sei. Es sei aber auch verständlich, dass die Unternehmen nicht mehr zusagen wollten, als angesichts komplexer Prozesse redlich sei. Bund und Länder wollten in einem "nationalen Impfplan" künftig auch bestimmte Annahmen modellieren, um Mengen vorab besser abschätzen zu können.

An der Beratung hatten neben den Ministerpräsidenten auch Vertreter der Pharmabranche und der EU-Kommission teilgenommen. Gut einen Monat nach Beginn der Impfungen hatte sich angesichts knapper Mengen, teils unsicherer Lieferungen und oft überlasteter Telefon-Hotlines für Impftermine massive Kritik aufgestaut. Schon vor dem "Impfgipfel" sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), realistischerweise sei noch mit einigen Wochen der Impfstoffknappheit zu rechnen.

Die Mengen sollen im Lauf des Jahres aber schrittweise anwachsen, wie aus einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden neuen Übersicht des Ministeriums hervorgeht. Nach 18,3 Millionen Dosen im laufenden ersten Quartal könnten demnach laut aktueller Schätzung im zweiten Quartal 77,1 Millionen und im dritten Quartal 126,6 Millionen Dosen verschiedener Hersteller folgen. Im vierten Quartal könnten es 100,2 Millionen Dosen sein. Die Schätzung bezieht sich auf Verträge und geplante Vereinbarungen sowie voraussichtliche Zulassungstermine einiger Impfstoffe. Das Ministerium betonte, dass die Prognosen immer mit Unsicherheiten behaftet und Änderungen nicht ungewöhnlich seien.

Merkel erläuterte, eine Impfzusage für alle Bürger bis zum Ende des Sommers könne angesichts aktueller Lieferzusagen auch dann aufrechterhalten werden, wenn nur die drei bereits zugelassenen Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca kämen. Bei noch weiteren Zulassungen gebe es sogar ein größeres Angebot.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, möglichst frühe und umfassende Informationen der Hersteller seien wichtig. Diese Botschaft sei auch in aller Klarheit angekommen. Zugleich habe man gelernt, dass man die Produktion nicht von heute auf morgen beliebig hochfahren könne. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, die Geduld der Menschen werde noch einmal gefordert. Planungen könne man "nicht mit der Stoppuhr machen". Es sei aber wichtig, nicht im Nebel zu stochern.

Der Bayer-Konzern kündigte an, im nächsten Jahr rund 160 Millionen Dosen des Impfstoffes herzustellen, den das Tübinger Unternehmen Curevac derzeit entwickelt. Angestrebt wird ein Start Ende 2021. Wenn weitere Entwicklungs- und Zulassungsschritte planmäßig laufen, könnte das Präparat schon ab Sommer gespritzt werden - dann zunächst mit Impfdosen, die nicht von Bayer produziert werden. Curevac-Chef Franz-Werner Haas sagte: "Zum Ende des Jahres werden wir mehrere hundert Millionen Dosen zur Verfügung haben."

 

Keine Sport-Sonderrechte

Berlin (dpa) - Keine Bevorzugung für Athleten und auch keine aufgehobenen Einschränkungen für geimpfte Zuschauer: In der Impf-Debatte spricht sich der Deutsche Ethikrat gegen Sonderrechte für den Profisport aus. "Profisportler haben aus sich selbst heraus im Vergleich zu den Hochrisikogruppen deutlich geringere Risiken und setzen sich selbst auch nicht für andere Risiken aus", sagte die Vorsitzende des Ethikrates, Alena Buyx (43), gestern in Berlin. "Deswegen würde ich sagen, dass Profisportler nicht unter diese Priorisierungsregeln fallen und man da nicht eine Art von Sonderausnahme machen sollte."

Offiziell betonen das Internationale Olympische Komitee und hochrangige Bundesliga-Vertreter stets, dass der Profisport keine privilegierte Behandlung erwartet. Zuletzt hatte es jedoch erste hoffnungsvolle Stimmen aus der Branche gegeben, dass durch die Impfungen bald wieder Fans Spiele live im Stadion verfolgen können, wenn von ihnen kein Ansteckungsrisiko mehr ausgehen könne.

 

ITALIEN

Draghi soll es richten

Rom (dpa) - Nach dem Bruch der Regierungskoalition in Italien hat Staatspräsident Sergio Mattaralla dem früheren Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, das Mandat zur Bildung eines Expertenkabinetts erteilt. "Ich danke dem Präsidenten für das Vertrauen", sagte der 73 Jahre alte Ökonom am Mittwoch in Rom nach einem Treffen mit Mattarella. Draghi will nun weitere Verhandlungen führen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich aus den Gesprächen mit den Parteien eine verantwortungsvolle Lösung ergeben werde.

Zuvor waren Sondierungsgespräche für eine Neuauflage des bisherigen Regierungsbündnisses gescheitert. Medien und Politiker in Italien hatten den Ökonomen und Ex-Bankmanager seit Wochen als mögliche Option für die Spitze einer Expertenregierung gehandelt. Zeitweise war diese Lösung in den Hintergrund gerückt. Denn für eine Weile gab es bei vielen die Hoffnung, das alte Mitte-Links-Regierungsbündnis unter Giuseppe Conte könnte sich doch noch einmal zusammenraufen.

Draghi gilt als europanaher Wirtschafts- und Finanzexperte mit politischem Gespür und Mut. Das Mitte-Links-Bündnis unter Conte war im Streit über die Verwendung von Hilfsgeldern aus dem EU-Wiederaufbaufonds auseinandergebrochen. Italien muss in einigen Wochen einen Investitionsplan bei der EU-Kommission in Brüssel vorlegen, um die Mittel zu bekommen.

Um eine Expertenregierung zu leiten, brauchen Draghi und sein künftiges Kabinett das Vertrauen der beiden Parlamentskammern in Rom. Der frühere Premier Matteo Renzi mit seiner Kleinpartei Italia Viva und auch Politik-Urgestein Silvio Berlusconi mit seiner konservativen Forza Italia gelten als Unterstützer.


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