Liebe Österreicherinnen und Österreicher!
Unser Nationalfeiertag wird heuer ganz anders ablaufen als alle Male davor. Wir werden einander nicht persönlich gegenüberstehen, um des historischen Moments zu gedenken, als die letzten Besatzungsmächte vor genau 65 Jahren unser Land verlassen haben und Österreich seine Zukunft selbst in die Hand genommen hat.
Gerade das Jahr 2020 hätte eine Vielzahl an Jubiläen zu bieten, die wir nach österreichischer Art gerne ausgiebig gemeinsam gefeiert hätten: den 100. Jahrestag der Österreichischen Bundesverfassung, und den 75. Jahrestag seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, am 8.Mai 1945. Letzteres ist immer mit einem Gefühl der Dankbarkeit gegenüber Argentinien verbunden, wo so viele unserer Landsleute mit offenen Armen aufgenommen wurden. Die erschütterndste Ursache für den Verlust der österreichischen Heimat war die systematische Verfolgung durch den Nationalsozialismus. Österreich hat sich seiner historischen Verantwortung gestellt, zuletzt mit einer Novelle zum Staatsbürgerschaftsgesetz, wodurch auch Nachkommen von Opfern des NS-Regimes, unabhängig davon, ob Mann oder Frau, ehelich, unehelich oder adoptiert, die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten können, ohne dafür ihre bisherige Staatsangehörigkeit aufgeben zu müssen.
Heuer am 1. Jänner waren es 25 Jahre, dass Österreich Mitglied der Europäischen Union geworden ist. Dies hat uns enorm positive Veränderungen gebracht, vor allem wirtschaftlich, durch starke Anstiege der Handelsströme und Investitionen. Der Euro und die vier Freiheiten des ungehinderten Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs sind heute gelebter Alltag. Österreich engagiert sich im europäischen Einigungsprojekt, insbesondere durch die Heranführung, Aufnahme und Integration neuer Mitgliedstaaten aus unserer Nachbarschaft.
Als Gaststaat von mehr als 40 internationalen Organisationen finden bei uns zahlreiche internationale Begegnungen statt, bei denen Österreich sich intensiv für die Lösung internationaler Fragen einsetzt. Gerade dieses Jahr, in dem die Vereinten Nationen (VN) ihr 75-jähriges Jubiläum feiern und wir eine weltweite Gesundheitskrise durchleben, sind wir uns der unersetzlichen Rolle der VN besonders bewusst. Wir brauchen diese Weltorganisation für das Wohl der Menschheit und für unseren Planeten. Österreich ist derzeit gemeinsam mit Argentinien und Uruguay im Menschenrechtsrat der VN vertreten, heuer führt Österreich auch dessen Vorsitz. Unsere Prioritäten sind der Schutz von Frauen und Kindern, von Journalisten und Minderheiten.
Unsere Botschaft und unsere Konsulate stehen seit Ausbruch der Covid-19 Pandemie stark im Einsatz. Wir konnten in voller Quarantäne Ende März einen Repatriierungsflug mit Austrian Airlines durchführen und einen Großteil der gestrandeten Landsleute ausfliegen. Die sich ständig ändernden Maßnahmen von Gesundheitsbehörden und die Einreisebestimmungen in allen Erdteilen machen laufende Anpassungen der Reiseinformationen und Sicherheitseinschätzungen notwendig. Entsprechend groß ist die Zahl der Anfragen bei uns. Allen Kolleginnen und Kollegen sei hier ausdrücklich für ihren unermüdlichen Einsatz gedankt.
Not macht erfinderisch, und so haben wir heuer eine virtuelle Österreichwoche rund um den 26. Oktober organisiert. Am Montag, den 26. selbst werden wir um 12 Uhr die Hymnen von der Botschaft aus spielen. Der offizielle Festakt wird über YouTube zur Verfügung stehen, inklusive Live-Konzert aus Österreich ab 19h30. Nähere Informationen finden Sie auf unserer Website. Ich würde mich freuen, wenn Sie auf diese Weise dieses Jahr mit uns feiern!
Ich kann Ihnen heute nur meinen aufrichtigen Wunsch mitgeben, dass Sie alle und Ihre Familien mit Zuversicht auf das Ende dieser Pandemie warten. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!
Ihr Christoph Meran
Botschafter der Republik Österreich
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