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Grüner Wasserstoff und Freihandel

Hamburgs Bürgermeister Tschentscher zu Gast in Buenos Aires

Sante - Tschentscher
Peter Tschentscher (r.) mit Botschafter Ulrich Sante. (Foto: Christoph)

Buenos Aires (AT/mc/dpa) - „Es ist eine Reise in einer Jahrhunderte alten Tradition guter Kooperation zwischen Hamburg und Südamerika.“ Mit diesen Worten stellte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher die Fahrt seiner 20-köpfigen Delegation nach Buenos Aires in einen historischen Kontext, der sich bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. Bereits ab 1828 war Hamburg durch einen Honorarkonsul in Buenos Aires vertreten. Sieben Jahre später eröffnete das argentinische Konsulat in Hamburg.

Ziel der Visite Tschentschers am Rio de la Plata war vor allem, die Grundlage für den Import von grünem Wasserstoff nach Deutschland schaffen. Dies sei nicht nur aus klimapolitischen Gründen wichtig, sondern auch wegen des Ansinnens, sich aus der energiepolitischen Abhängigkeit von Russland zu lösen, wie der Bürgermeister bei einem Empfang in der deutschen Botschaft am Montag erläuterte.

Grüner Wasserstoff ist mit erneuerbarer Energie hergestellter Wasserstoff, der dann zur Erzeugung von Strom, als Brennstoff in der Industrie oder als Kraftstoff für Schiffe und Flugzeuge genutzt werden kann. Der Energieträger gilt als wichtiges Instrument zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele. Hamburg will seinen Hafen als europäisches Drehkreuz für den Handel mit grünem Wasserstoff ausbauen.

Tschentscher warb in der deutschen Auslandsvertretung auch mit Nachdruck für eine baldige Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und dem Mercosur. Schon die Geschichte der Hanse, des historischen Kaufmannsbündnisses im nordeuropäischen Raum, habe gezeigt, dass „das Prinzip freien Handels auf Augenhöhe“ zum Wohlstand aller Beteiligten beitrage.

Hierin fand Tschentscher in Ulrich Sante, dem deutschen Botschafter in Argentinien, einen Gleichgesinnten. Auch der Diplomat betonte, dass die Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung mit dem Abkommen noch einmal deutlich besser wären. Dieses ist bislang zwar ausgehandelt, aber noch nicht ratifiziert. Sante warb für eine bilaterale Energiepartnerschaft und hob hervor, dass Argentinien gerade in puncto Wasserstoff eine „substanzielle Rolle“ spielen könne. Voraussetzung sei jedoch, dass in Argentinien „makroökonomische Stabilität“ gegeben sei.

Unter den Gästen des Empfangs befand sich Fernando Brun. Der bisherige Leiter des argentinischen Generalkonsulats in Hamburg wird ab Oktober die Leitung der argentinischen Botschaft in Berlin übernehmen.

Tschentscher traf während seines Aufenthalts in der argentinischen Hauptstadt mit der Präsidentenberaterin und einstigen Steueramtschefin Mercedes Marcó del Pont, mit Wissenschaftsminister Daniel Filmus, Wirtschaftsstaatssekretärin Flavia Royon sowie mit Buenos Aires' Bürgermeister Horacio Rodríguez Larreta zusammen. Mit Letzterem unterzeichnete Tschentscher eine Kooperationsvereinbarung, um die Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Buenos Aires zu stärken. Schwerpunkte der geplanten Zusammenarbeit sind nachhaltige Stadtentwicklung, Klimaschutz und Digitalisierung sowie die Förderung der Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere in den Bereichen Start-ups und Innovationsförderung. Beide Städte vereinbarten den Erfahrungsaustausch und die Vernetzung in diesen wichtigen Zukunftsfeldern, als Wegbereiter für zukünftige Kooperationen.

Auf der Agenda Tschentschers stand auch ein Besuch im Elendsviertel „Villa 31“ im Buenos-Aires-Stadtteil Retiro. Gegenüber dem Tageblatt sprach der Bürgermeister von „Interesse an einer ganz besonderen Art der Integrationspolitik“. Die Stadtverwaltung der argentinischen Hauptstadt bemüht sich seit einigen Jahren, das Problemviertel städtebaulich zu erschließen. Auch wenn ein vergleichbares Problem in Hamburg nicht bestehe, sei es interessant zu sehen, wie eine am Anfang von den Bewohnern eher abgelehnte Entwicklung dann doch akzeptiert werde, erläuterte Tschentscher. Auch in deutschen Städten stoße man mit städtebaulichen Maßnahmen nicht immer auf Gegenliebe. Die Stadtregierung von Buenos Aires habe es erreicht, dass die Anwohner vom Nutzen der Neuerungen überzeugt sind

Bereits am Dienstag fuhren Tschentscher und seine Delegation per Schiff weiter nach Montevideo. Letzte Station der Südamerika-Reise war dann Santiago de Chile.


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