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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Grenzenlose Wunderwelt der Steine

Sächsisch-Böhmische Schweiz

Von Michael Juhran

Saechsischen Schweiz
Rund um die Herkulessäulen im Bielatal in der Sächsischen Schweiz erwartet Wanderer eine bizarre Felswelt. (Foto: dpa-tmn)

Südlich von Dresden trifft man im Elbsandsteingebirge auf eine der schönsten Naturregionen Deutschlands - und Tschechiens. Es lohnt sich, die Landesgrenzen zu überschreiten.

Bad Schandau - Mal meint man, einen riesigen Pilz zu erkennen, mal eine Schildkröte. Dann tauchen der Doggenturm und der Januskopf auf. Was die Natur in den Tyssaer Wänden (Tiské steny) an bizarren Skulpturen aus Sandstein gemeißelt hat, böte für jeden Fantasyfilm die perfekte Kulisse.

Dass dieses Felsenlabyrinth in Tschechien - fast direkt an der deutschen Grenze gelegen - als Drehort der "Chroniken von Narnia" ausgewählt wurde, wundert also wenig. Dass man es in der Nebensaison fast allein durchwandern kann, schon eher.

Während es auf der deutschen Seite in der Sächsischen Schweiz mit jährlich zwei Millionen Besuchern an den Wochenenden zuweilen belebt zugeht, herrscht nur wenige Kilometer weiter in den etwas abgelegenen Gebieten der Böhmischen Schweiz oft noch Ruhe und Beschaulichkeit.


Wunderwelt der Steine

"Genau deshalb zieht es mich oft in diese Wunderwelt der Steine", sagt der tschechische Gästeführer Sven Czastka, der bereits viele Urlauber aus Deutschland durch diese Felsenlandschaft begleitet hat. "Die geologische Vielfalt auf kleinem Raum macht das Gebiet zu einem landschaftlichen Juwel", sagt er. Seine deutschen Gäste wüssten natürlich auch die kurze Anreise zu schätzen.

"Geübte Wanderer kommen von der Schweizermühle durch das Bielatal bis hierher - eine wunderbare Tour entlang der Herkulessäulen, die als Rundweg etwa 20 Kilometer misst", sagt Czastka.

Auch für Kinder ist das zerklüftete Labyrinth der Tyssaer Wände mit seinen kleinen Höhlen und engen Passagen ein Abenteuer, das zum Herumkraxeln animiert. So trifft man bei der anschließenden Stärkung in der Turistická chata, einem rustikalen Restaurant am Eingang zu den Felsen, bei Jung und Alt auf durchweg zufriedene Gesichter.

Auf dem Weg zum nahen Hohen Schneeberg (Decínský Snežník), mit 723 Metern die höchste Erhebung des Elbsandsteingebirges, spricht Czastka über die enge Zusammenarbeit mit deutschen Partnern. Er berichtet von grenzübergreifenden Kajakfahrten auf der Elbe, Radtouren auf dem Elberadweg und dem 105 Kilometer langen Forststeig, einer grenzüberschreitenden Mehrtageswanderung.


Deutsch-tschechische Zusammenarbeit

Im Nationalparkzentrum von Bad Schandau erhält man weitere Einblicke in die vielfältige grenzüberschreitende Kooperation beider Seiten. Die Nationalparkbehörden stimmen sich eng ab. Es gibt gemeinsame Veranstaltungen, Ausstellungen, Exkursionen und Projekte zur Vermarktung. Auch die Wegemarkierungen sind angeglichen.

Der öffentliche und private Nahverkehr ist länderübergreifend abgestimmt, sodass Urlauber dank eines gemeinsamen Fahrplanes beide Nationalparks und Landschaftsschutzgebiete erkunden können.


Ein fotogenes Naturwunder

Wie unkompliziert eine solche grenzüberschreitende Tour sein kann, erlebt man auf einer Fahrt mit dem Wanderschiff. Das fährt von Bad Schandau über Schmilka bis ins tschechische Hrensko. Rechts der Elbe ragen die Schrammsteine bis zu 150 Metern empor. Es geht vorbei an den Postelwitzer Sandsteinbrüchen, die einst das Material für die Frauenkirche in Dresden lieferten.

Saechsischen Schweiz
Wie unkompliziert die grenzüberschreitende Tour sein kann, erlebt man auf einer Fahrt mit dem Wanderschiff. Das fährt von Bad Schandau über Schmilka bis ins tschechische Hrensko. (Foto: dpa-tmn)

Die frühere Grenzstation hinter Schmilka erinnert an vergangene Zeiten. In Hrensko angekommen beginnt eine der spannendsten Touren auf böhmischem Gebiet. Auf rund 6,5 Kilometern geht die Strecke durch abgestorbene Fichtenwälder, deren Monokultur langsam auf natürliche Weise durch sprießende Birken, Ebereschen und Buchen ersetzt wird.

Gleichmäßig windet sich der Wanderweg über Serpentinen nach oben, bis das Prebischtor (Pravcická brána) auftaucht. 16 Meter hoch und mit 26,5 Metern Spannbreite macht die größte Sandstein-Felsbrücke Europas einen imposanten Eindruck. Sie ist das Wahrzeichen des Nationalparks Böhmische Schweiz.

Vorwiegend deutsche Wanderer, aber auch Touristen aus Japan, Österreich, der Schweiz und Belgien starten einen Wettbewerb um den besten Fotostandort. Schon 1881 hatte Fürst Edmund Clary-Aldringen das Tourismuspotenzial des Naturwunders erkannt und einen Wanderweg samt Ausflugsschlösschen anlegen lassen. Heute begrüßt ein Restaurant die ankommenden Gäste mit Gulasch, Knödeln und tschechischem Bier.


Kahnfahrt im Canyon

Vom Prebischtor führt der Gabrielensteig entlang schroffer Sandsteinwände nach Mezní Louka (Rainwiese). Von dort aus kann man in die vom Kamnitzbach gegrabene Edmundsklamm (Edmundova souteska) absteigen. Nach kurzer Wanderung geht es einen Kilometer per Kahn durch den engen Felscanyon - am Ende lässt der Fährmann mit einem Seilzug angestautes Bachwasser als künstlichen Wasserfall in die Tiefe rauschen.

Unterwegs zeigen sich mit etwas Glück Eisvögel, Wanderfalken und andere Vogelarten, selbst Schwarzstörche wurden bereits gesichtet. Neben Rothirschen und Wildschweinen ziehen auch Mufflons und Gämsen durch die benachbarte Landschaft. Sie wurden einst zu Jagdzwecken von Menschen angesiedelt.

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Das Prebischtor (Pravcická brána) ist das Wahrzeichen des Nationalparks Böhmische Schweiz. (Foto: dpa-tmn)

Mehrfach setzten Naturschützer auf deutscher und tschechischer Seite Fischnachwuchs für die einst hier im Bach und in der Elbe massenhaft heimischen Lachse ein und hoffen auf deren Rückkehr zum Laichen. Alle Beteiligten sind sich darüber im Klaren, dass es nur durch eine enge Zusammenarbeit gelingen kann, Naturschutz und sanften Tourismus in Einklang zu bringen. (dpa/tmn)


INFO:

Tourismusverband Sächsische Schweiz

Bahnhofstr. 21, 01796 Pirna

Tel.: 03501/ 470147

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