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Glücklich und traurig zugleich

Goldener Bär für den Iran

Von Peter Claus und Julia Kilian

Den Preis nimmt die Tochter.
Den Preis nimmt die Tochter (Dritte v. r.) entgegen – der iranische Regisseur selbst durfte nicht ausreisen. (Foto: dpa)

Berlin - Eigentlich sollte es sein Moment sein. Der iranische Regisseur Mohammed Rassulof hat einen politischen Film über die Todesstrafe in seinem Land gedreht. „Es gibt kein Böses“ heißt das Episodendrama, das bei der Berlinale den Goldenen Bären gewinnt. Als Jurypräsident Jeremy Irons die Entscheidung verkündet, fehlt Rassulof jedoch: Er darf den Iran derzeit nicht verlassen.

Stattdessen nimmt seine Tochter Baran, die in Deutschland lebt, die Auszeichnung entgegen. Sie sei überwältigt und glücklich und gleichzeitig sehr traurig. „Denn dieser Preis ist für einen Filmemacher, der heute nicht hier sein kann“, sagt sie in Berlin. „Dieser Preis ist für ihn.“

Rassulof gehört wie sein Kollege Jafar Panahi („Taxi Teheran“) zu den Filmemachern, die in ihrer Heimat immer wieder Probleme haben. Beide waren nach Protesten gegen die Präsidentschaftswahlen 2009 verurteilt worden. Derzeit steht eine neue Strafe im Raum. Rassulofs Reisepass wurde ihm abgenommen, er sitzt aber nicht im Gefängnis. Nach Berlin wird er am Samstagabend über das Handy zugeschaltet.

Mit seinem Film setzt er sich gegen die anderen Wettbewerbsbeiträge durch - auch gegen die deutschen Filmemacher Burhan Qurbani („Berlin Alexanderplatz“) und Christian Petzold („Undine“). Allerdings gewinnt Petzolds Hauptdarstellerin Paula Beer einen Silbernen Bären als beste Darstellerin. Damit wird erstmals wieder seit Nina Hoss 2007 eine deutsche Schauspielerin ausgezeichnet.

Mohammed Rassulofs „Es gibt kein Böses“ („Sheytan vojud nadarad“), eine deutsch-tschechisch-iranische Koproduktion, erzählt nicht eine, sondern vier kurze Geschichten. Zunächst begleitet man einen liebevollen Familienvater dabei, wie er sich um seine alte Mutter sorgt. Er erscheint als durchschnittlicher Zeitgenosse. Doch dann stellt sich heraus: Seine Arbeit ist es, nachts im Gefängnis - per Knopfdruck - Hinrichtungen zu vollziehen.

Wie in dieser ersten Episode sind in allen die Grenzen zwischen Gut und Böse fließend. Dabei geht es aber immer um eine Frage: Entscheiden sich Menschen - unter oft extremen Bedingungen - für oder gegen das Gute? Beispielsweise ein junger Wehrdienstleistender, der ein Todesurteil vollstrecken soll. Darf er eine andere Person bezahlen, damit die an seiner Stelle die Schuld auf sich nimmt?

Der Film sei gleichzeitig „sanft und verheerend“, sagte der diesjährige Jurypräsident und Oscar-Preisträger Jeremy Irons.

Seit Jahrzehnten herrschen im Iran zwischen Filmemachern und Behörden große Spannungen. Drehbücher müssen im Kultusministerium abgenommen werden. Auch nach Ende der Dreharbeiten muss die Aufführung des Films genehmigt werden. Manche Szenen etwa zwischen Mann und Frau, die in Deutschland gängig wären, sind nicht erlaubt.

Die Situation iranischer Filmemacher ist auf der Berlinale immer wieder Thema. Das Festival hatte zum Beispiel 2011 mit einem besonderen Moment an Jafar Panahi erinnert: Weil der seinen Platz in der Jury nicht einnehmen konnte, blieb der Stuhl leer. Mit seinem heimlich gedrehten Film „Taxi Teheran“ gewann er 2015 trotzdem den Goldenen Bären - ebenfalls in Abwesenheit.

Mit der Entscheidung setzt die Jury auch ein Signal - denn die Berlinale gilt ohnehin als sehr politisches Festival. Die Auszeichnung ist der dritte Goldene Bär für den Film eines Regisseurs aus dem Iran. (dpa)

 

Der kurzfristige Konjunkturzyklus in Argentinien

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