Thomas Oppermann (66)
Berlin - Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann ist völlig überraschend gestorben. Der 66-Jährige war am vergangenen Sonntagabend bei TV-Arbeiten mit dem ZDF zusammengebrochen und wurde ins Krankenhaus gebracht, wie der Fernsehsender am Montagmorgen bestätigte. Zuvor hatten RTL und ntv den Tod des Politikers gemeldet. Der Vorsitzende der Sozialdemokraten (SPD), Norbert Walter-Borjans, zeigte sich auf Twitter tief bestürzt: „Ein schwerer Schock für uns alle. Wir sind tief erschüttert und trauern mit seinen Angehörigen.“ SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil schrieb, er habe Oppermann als Gesprächspartner und Ratgeber sehr geschätzt. „Seine Leidenschaft für Politik war für jeden spürbar. Sein viel zu früher Tod schockt mich.“ Vizekanzler Olaf Scholz twitterte: „Unser Land verliert einen versierten Politiker, der Bundestag einen herausragenden Vizepräsidenten und die SPD einen leidenschaftlichen und kämpferischen Genossen. Wir alle verlieren einen Freund - und sind traurig.“
Oppermann war nach ZDF-Angaben am Sonntag zum Thema „Bundestag und Corona“ als Live-Interviewgast in die Sendung „Berlin direkt“ eingeladen. Er sollte aus dem Göttinger Max-Planck-Institut in die Sendung geschaltet werden. Während der erste Beitrag in der Sendung gelaufen sei, sei er plötzlich zusammengebrochen. Oppermann sei dann in die Universitätsklinik Göttingen transportiert worden. „Das ganze Team von "Berlin direkt" ist bestürzt und tief betroffen“, teilte der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Theo Koll, mit.
Der in Niedersachsen politisch groß gewordene Oppermann hatte Ende August angekündigt, bei der kommenden Bundestagswahl nicht erneut anzutreten. „Nach 30 Jahren als Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag und im Deutschen Bundestag ist für mich jetzt der richtige Zeitpunkt, noch einmal etwas anderes zu machen und mir neue Projekte vorzunehmen“, erklärte er damals.
Oppermann zog 2005 in den Bundestag ein. Von 2013 bis 2017 war der Jurist Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Seinen Wahlkreis Göttingen gewann er viermal hintereinander direkt. Zuletzt setzte sich der 66-Jährige besonders für eine Verkleinerung des Bundestags und eine Reform des Wahlrechts ein.
Anerkennung kam auch vom politischen Gegner. So twitterte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (Christdemokraten): „Du warst ein großartiger Demokrat und ein wirklich feiner Kerl. Dein Tod macht uns fassungslos.“ Der Vizevorsitzende der Bundestagsfraktion der Freien Demokraten (FDP), Alexander Graf Lambsdorff, schrieb: „Er war ein feiner Mensch, geschätzter Kollege und überzeugter Demokrat, der uns sehr fehlen wird.“ Die Vizevorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Beatrix von Storch, schrieb: „Er wird eine große Lücke hinterlassen: Thomas Oppermann war ein aufrechter Sozialdemokrat, engagiert für seine Sache und in Ton und Umgang fair.“
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