König Felipe bricht mit seinem Vater
Madrid (dpa) - Um die Beziehung zwischen König Felipe und seinem Vater Juan Carlos ist es schon lange nicht mehr zum Besten bestellt - das ist in Spanien kein Geheimnis. Zu viele Skandälchen und ausgewachsene Skandale haben sich im Laufe der Jahre um den Altkönig und Lebemann gerankt, die dem rechtschaffenen und stets um das Ansehen des Königshauses besorgten Felipe ein Dorn im Auge waren. Aber dass jetzt sein eigener Name im Zusammenhang mit einer millionenschweren Finanzaffäre aufgetaucht ist, hat bei dem Bourbonen das Fass zum Überlaufen gebracht: Am Sonntagabend zog er die Notbremse und brach öffentlich mit seinem 82-jährigen Vater.
Die Nachricht kam wie ein Donnerschlag und lenkte das Land für kurze Zeit sogar von der Coronavirus-Krise samt landesweiter Ausgangssperre ab: Der 52-Jährige kündigte an, auf das Erbe, das ihm später zustehen würde, gänzlich zu verzichten. Damit nicht genug: Juan Carlos wird zudem das Gehalt gestrichen - zuletzt waren das rund 194.000 Euro jährlich aus der Haushaltskasse der Casa Real.
Eine umstrittene Elefantenjagd in Afrika, mutmaßliche Seitensprünge, Vetternwirtschaft bei einem großen Betrugsskandal rund um seinen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin und andere Eskapaden hatten vor sechs Jahren zu seinem Thronverzicht geführt. Und was hat der emeritierte Monarch dieses Mal angestellt?
Die Justizbehörden in der Schweiz und in Spanien ermitteln - allerdings genießt Juan Carlos zumindest bisher noch Immunität in seiner Heimat. Er soll im Jahr 2008 millionenschwere Schmiergelder aus Saudi-Arabien kassiert haben. Das Geld stammte demnach vom mittlerweile verstorbenen saudischen König Abdullah, der dem damaligen Regenten 100 Millionen US-Dollar überwiesen haben soll. Nun bewegt die Frage: War das ein „Geschenk“ oder wurde dadurch möglicherweise der Bau einer Schnellbahnstrecke von Medina nach Mekka durch ein spanisches Konsortium begünstigt?
Besonders heikel: Einem Bericht des britischen „Telegraph“ zufolge sollen sowohl Felipe als auch Kronprinzessin Leonor als Begünstigte einer Offshore-Stiftung auftauchen - offenbar ohne ihr Wissen. Deshalb sah sich der König jetzt gezwungen, die Flucht nach vorn anzutreten und seinen guten Namen reinzuwaschen, indem er klarstellt, dass er kein Geld aus dem Vermächtnis seines Vaters erben will.
Landesweit erntete er Anerkennung für den mutigen Vorstoß. „In seinen wenigen Amtsjahren hat er sein festes Engagement für den vorbildlichen Charakter der ersten staatlichen Institution unter Beweis gestellt“, lobte das renommierte Blatt „El Mundo“ die „schwierige, aber unvermeidliche Entscheidung“.
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