Argentinien wird jetzt Banknoten von Brasilien beziehen, weil die Münzanstalt (Casa de Moneda) überlastet ist, und auch die Druckerei Ciccone (Foto) nicht ausreicht, die unter der Regierung von Cristina Kirchner übernommen wurde und auch Geldscheine drucken kann. Die brasilianische Münzanstalt wurde vertraglich verpflichtet, 400 Mio. Banknoten von tausend Pesos zu drucken, mit Lieferungen, die im Oktober 2020 beginnen und bis März 2021 andauern. Dies soll u$s 20,6 Mio. kosten. Jeder Schein kostet somit 5,15 Dollarcents.
Die Meldung klingt sonderbar. Einmal hatte die argentinische Münzanstalt immer schon ausreichende Kapazität, um Argentinien mit Geldscheinen zu versorgen, und dann ist noch die Ciccone-Druckerei hinzugekommen, die sehr leistungsfähig ist. Außerdem ist der Zahlungsverkehr in den letzten Jahrzehnten zunehmend auf Zahlungen über Belastung von Bankkonten und Akkreditierung auf Konten des Empfängers übergegangen. Zahlungen erfolgen zunehmend mit Kredit- und Zahlkarten, bei denen kein Bargeld verwendet wird. Der Import von Banknoten dürfte somit nicht so sehr auf ungenügende Kapazität der Münzanstalt zurückzuführen sein, sondern auf eine ineffiziente Betreibung derselben, mit einer mangelhaften Planung des Notendrucks. Hier sei auch bemerkt, dass in früheren Zeiten Banknoten, die auf geringe Beträge lauten (also heute Geldscheine von $ 10, $ 20 und $ 50) an private Druckereien vergeben wurden. In diesem Fall sind die Sicherheitsvorkehrungen geringer, weil sich die Fälschung der Geldscheine nicht lohnt.
Die Menge der Geldscheine wird ohnehin dadurch begrenzt, dass im Zuge der Inflation Banknoten ausgegeben werden, die auf höhere Beträge lauten. Zur Zeit der letzten Regierung von Cristina Kirchner war der Schein von hundert Pesos der höchste Betrag, Die Regierung befürchtete damals, dass Geldscheine, die auf höhere Beträge lauten, als Inflationssignal gedeutet werden, und in diesem Sinne die Inflation noch mehr antreiben würden. Unter der Macri-Regierung wurden Scheine von $ 200, $ 500 und $ 1.000 gedruckt, womit weniger Banknoten erzeugt werden mussten. Auf die Inflation hat dies gewiss nicht gewirkt. Mit diesen Banknoten wurde sie nur passiv begleitet.
Zum 30. August 2020 stieg die Zahl Banknoten im Umlauf interannuell um 25,8%, wobei der Wert dieser Geldscheine um 83,17% stieg. Die Zahl der Geldscheine stieg somit unter der Inflation, aber der Wert nahm stärker zu. Das bedeutet, dass wieder mehr mit Bargeld bezahlt wurde. Wie weit dies auf die Pandemie oder auf eine weiter gestiegene Schwarzwirtschaft zurückzuführen ist, sei dahingestellt.
Um den Übergang auf Zahlungen mit Zahl- und Kreditkarten anzuspornen, hatte Roberto Lavagna 2003 als Wirtschaftsminister verfügt, dass bei Zahlungen auf diesem Wege die MwSt. um 5 Prozentpunkte verringert wurde, Das wurde später abgeschafft. Das Steuergeschenk von Lavagna hatte eine geringe Wirkung, was nicht nur auf die Zahlungsgewohnheiten der Bevölkerung und auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass die meisten Menschen kein Bankkonto haben, sondern auch auf den Umstand, dass die Steuerhinterzieher keine Fingerabdrücke hinterlassen wollen, wie es bei Zahlung mit Karten der Fall ist.
Von den Geldscheinen, die sich im Umlauf befinden, entfällt der größte Teil auf Scheine von $ 100, von denen es 3,22 Mrd. gibt. An zweiter Stelle kommen die Scheine von $ 500, mit 973 Mio. Stück, und an dritter die von $ 1.000, mit 736 Mio. Stück. Diese Banknoten, die auf höhere Beträge laute, haben sich somit schon stark durchgesetzt. Unlängst war die Rede davon, Scheine von $ 5.000 zu drucken. Das wurde schließlich als verfrüht betrachtet, weil es mit der Inflation noch nicht so weit ist.
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