Argentinien
In der Veröffentlichung des Argentinischen Tageblatts vom 8.01.21, wurde die Verabschiedung des Abtreibungsgesetz in Argentinien begrüßt. Ich stimme damit leider nicht überein. Dieses Abtreibungsgesetz ist das Gegenteil von fortschrittlich. Es ist sehr unmenschlich und grausam, Fortschrittlich wäre es gewesen, wenn es mit einen menschlichen Begleitprogramm versehen gewesen wäre, das versucht, beide zu retten: Mutter und Kind. Fairness und reale Information, Transparenz verbunden mit Integrität für die Begleitung einer schwangeren Frau. Und Erziehung und empowerment.
In unserer argentinischen demokratischen Rechtsordnung, gibt es kein „Recht auf Abtreibung“. Wir müssten hierfür die Verfassung ändern. Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
Auch ethisch und völkerrechtlich existiert kein „Recht auf Abtreibung“, aber wohl ein Recht aufs Leben. Das Recht auf Leben ist ein grundlegendes Menschenrecht. Bei ein Recht auf Abtreibung würden also, zwei Rechte zusammentreffen. Gemäß unserer Rechtsordnung, hätte immer Vorrang das Recht des Schwächeren. also des Ungeborenen. Leider scheint bei einigen die Fähigkeit zur Empathie und zum Mitleiden gegenüber einer befruchteten Eizelle grundsätzlich geringer als gegenüber einem geborenen Menschen.
Aber die Würde des Menschen ist unantastbar.
Wir haben wieder Mal in Argentinien eine Chance verpasst, etwas fair gesetzlich zu regeln. Natürlich will man die Gesundheit und das Leben von Frauen nicht riskieren. Und endlich mit illegalen und unter gefährlichen Bedingungen heimlich durchgeführten Abtreibungen aufhören. Aber nicht mit diesem Gesetz. Dieses Gesetz dient nicht zum Schutz von ärmeren Mädchen. Im Gegenteil, es exponiert sie mehr: sie sind auf sich selbst angewiesen, werden alleine den Abtreibungsprozess durchlaufen, mit möglichen Komplikationen. Denn mit der Einnahme von Misoprostol alleine ist es nicht getan, des öfteren erscheinen Blutungen und man braucht eine ärztliche Intervention. Und vor allem sind sie wieder Missbrauch und Vergewaltigung exponiert.
Dieses Gesetz sieht nicht vor, dass man den Ursprung der Schwangerschaft bei minderjährigen Mädchen erfahren sollte. Sie werden nach den sexuellen Missbrauch nun zur Abtreibung geschickt, und kehren dann wieder heim. Des öfteren in die Umgebung, wo sie missbraucht wurden, in den Teufelskreis. Bei minderjährigen Mädchen, sind zu 75 % die Schwangerschaften auf intrafamiliäre Beziehungen/Vergewaltigungen zurückzuführen. Inhuman.
Ich glaube, dass mit diesem Gesetz, die Frauen in eine Falle geraten sind: Bei ungewollten Schwangerschaften, kommt fast nie der Vater dazu. Die Frau muss dass alleine durchstehen. Es ist einem klar, dass man ein in Entwicklung befindliches Leben beendet. Man weiß, in der 12. Woche hat so ein Wesen Arme, Beine, einen Herzschlag. Im Prinzip ist es ein kleiner Mensch, keine Zellengruppe mehr. Die Frau ist diejenige, die die Entscheidung aktiv durchführt. Das lässt die wenigsten unberührt. Entsprechend ist eine ausführliche Beratung vor einem Schwangerschaftsabbruch äußert notwendig.
Schwangerschaftsabbrüche dürfen nicht als ein Expressverfahren angesehen werden. Und noch weniger sollten man dafür werben. Es muss Jungen und Mädchen beigebracht werden, dass Sex auch Verantwortung mit sich bringt.Die Verantwortung haben beide. Aber mit diesen Gesetz, nur eine: die Frau. Sie muss alleine damit klar kommen, ihr Körper dafür hinhalten. Das ist für mich keine Gleichberechtigung.
Arbeitgeber haben nun auch die Chancen, eine Frau zu beeinflussen, dass ihre Schwangerschaft eigentlich nicht in das aktuelle Geschäftsjahr passt, und eine Abtreibung das geeignete wäre. Zu viele Geschichten habe ich bereits gehört und gesehen.
Wir müssen uns mit Erziehung und Information darum kümmern, dass die Abtreibung nicht als Verhütungsmittel verstanden wird. Selbst die Frau, die abgetrieben hat, braucht Begleitung und Unterstützung. Gründe zur Abtreibung sind verschieden: Sei es aus finanziellen, partnerschaftlichen, familiären Gründen. Das Kind passt nicht ins derzeitige Leben. Wichtig ist deswegen, dass der Staat zur Seite steht, und eventuell Hilfsmittel zur Verfügung stellt, damit das Kind doch leben kann.
Junge Mädchen und Frauen aus sozial schwierigen Verhältnissen wollen häufig die Kinder behalten. Viele haben selbst nie behütete Familienverhältnisse, Geborgenheit, erlebt und wollen sich mit ihrem Kind ein Nest bauen, das so etwas bietet. Sie wollen nicht abtreiben, es ist ihr einziger „Schatz“. Es ist eine perfekte Möglichkeit, nicht nur das Baby auf die Welt zu bringen, sondern mit den Eltern, bzw. Müttern zu arbeiten, sie zur Verantwortung zu ziehen. Ja, sogar ausbilden. Es gibt konkrete positive Ergebnisse, die Hoffnung bringen: Dank der Begleitprogramme während der Schwangerschaft, wie „der Weg der Schwangeren“ oder der „Neuen, sicheren und familienorientierten Mutterschaft“ hatte die Ortschaft San Miguel, Provinz Buenos Aires, im Hospital Larcade im Jahre 2020 keinen Muttertod und keine Abtreibung. Man spricht von Familienplanung: ca. zwei Kinder pro Mutter ist der Duchschnitt.
Gut wäre es, wenn diese Programme in jedem Krankenhaus unseres Landes mit dem gleichen Engagement wie in San Miguel wiederholt würden.
Wir sollten versuchen, wenn uns noch etwas Humanismus bleibt, die Rolle der Menschen in dem Zentrum legen. Der Mensch als „Höchstwert“ Und immer versuchen, das Leben zu verteidigen. Gebt den Leben, gebt den Kindern eine Chance
Cornelia Schmidt-Liermann
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