Grüne schicken Baerbock ins Rennen ums Kanzleramt
Berlin (dpa/cld) - Erstmals in ihrer Geschichte haben die Grünen in Deutschland eine Kanzlerkandidatin: Parteichefin Annalena Baerbock. Die 40-Jährige kündigte nach der Nominierung durch den Parteivorstand am Montag in Berlin an, das Land grundlegend verändern zu wollen. Für die Bundestagswahl am 26. September formulierte sie einen klaren Machtanspruch: „Verändern statt zu versprechen: Jetzt ist die Zeit, in diesem Sinne eine gute Regierung anzuführen“, sagte sie. „Ich trete an für Erneuerung. Für den Status quo stehen andere.“
Baerbock kündigte an, eine Politik „für die Breite der Gesellschaft“ machen zu wollen. Klimaschutz solle Maßstab für alle Bereiche werden. Eine Koalitionspräferenz will Annalena Baerbock im Wahlkampf nicht zeigen. Sollte sie tatsächlich ins Kanzleramt einziehen, wäre sie die jüngste Regierungschefin in der Geschichte der Bundesrepublik. Mit der Entscheidung für Baerbock gingen monatelange Spekulationen zu Ende. Die Grünen-Chefin muss zwar noch auf einem Parteitag vom 11. bis 13. Juni bestätigt werden. Das gilt aber als Formsache.
Die Partei hatte die Klärung der Kandidatenfrage ihren beiden Vorsitzenden Baerbock und Robert Habeck (51) überlassen. Die beiden verständigten sich untereinander geräuschlos - nach eigenen Angaben schon vor Ostern. Die Grünen hatten sich angesichts der seit 2018 hohen Umfragewerte erstmals für eine Kanzlerkandidatur entschieden. Derzeit sind sie mit mehr als 20 Prozent zweitstärkste Kraft hinter der CDU/CSU und vor den Sozialdemokraten.
Baerbock ist bei der 20. Bundestagswahl seit 1949 erst die zweite Frau nach Angela Merkel, die sich ums höchste Regierungsamt bewirbt. Sie wird bei der Wahl gegen zwei Männer antreten: Die SPD hat Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz nominiert. Die Union schickt Armin Laschet ins Rennen. Die anderen drei Bundestagsparteien stellen Spitzenkandidaten auf.
Baerbock wuchs in der Nähe von Hannover auf dem Dorf auf und studierte Politikwissenschaften und Völkerrecht in Deutschland und London. Bei den Grünen machte sie schnell Karriere: 2009 Vorstand der europäischen Grünen und Landesvorsitzende im Bundesland Brandenburg; 2013 Einzug in den Bundestag; 2018 Bundesvorsitzende, gemeinsam mit Habeck. Ihre fehlende Regierungserfahrung sehe sie nicht als Manko, sagte Baerbock. Die Mutter von zwei Töchtern im Kita- und Grundschulalter betonte, dass auch ihre Familie die Kandidatur unterstütze.
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