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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Freiheit zwischen Mauern

Autorin Esther Andradi zu Gast bei „30 años unidos“-Woche

Von Catharina Luisa Deege

Andradi
Die gebürtige Argentinierin war im Moment des Mauerfalls am Brandenburger Tor. (andradi.de)

Buenos Aires (AT) - „Se respiraba libertad“ - ein Satz, den man sich nicht gerade vorstellt, wenn es darum geht, das geradezu eingekesselte Westberlin Anfang der Achtzigerjahre zu beschreiben. Doch Esther Andradi ist sich sicher, ihrer Meinung nach „lag Freiheit in der Luft“ - Freiheit in der Mode, Freiheit unter den Menschen. „Ich fand eine Stadt vor, in der die Frauen freier waren als ich es mir jemals hätte ausmalen können“, führt die argentinische Schriftstellerin ihre ersten Eindrücke Westberlins im Jahre 1980 aus.

Die in der Provinz von Santa Fe geborene Esther Andradi ist Schrifstellerin und Globetrotterin. Nach mehreren Jahren in Peru brach Andradi nach Europa auf, wo sie viele pittoreske Städte kennenlernte und sich schließlich in das derbe Westberlin verliebte, wo sie sogar den Mauerfall hautnah am Brandenburger Tor miterlebte. Zwischendurch verirrte sie sich zurück in ihre argentinische Heimat, lebte eine Zeit in Buenos Aires und tingelt nun zwischen Südamerika und Europa hin und her. Am vergangenen Dienstagnachmittag spricht Andradi aus der deutschen Hauptstadt, der Stadt, die seit dreißig Jahren offiziell nicht mehr geteilt ist. Erinnern tut sie sich an die Zeit, als wäre es gestern gewesen. Detailliert beschreibt die Buchautorin die Metropole, die damals wie ein Fremdkörper wirkte, der sich in den Organismus der DDR eingeschlichen hatte und nun als Sonderling dort drinsteckte.

„30 años unidos“ - dreißig Jahre gemeinsam ist das Motto, unter dem die Deutsche Botschaft zusammen mit vielen Partnern und Freunden eine Woche lang den Jahrestag der Deutschen Einheit feiert. Die Stiftung Verbundenheit mit ihrer Initiative #JungesNetzwerk sowie die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) gehören außerdem zu den Hauptorganisatoren dieser Woche zu Ehren der Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschland. Esther Andradi fühlte sich sichtlich wohl und geehrt, Teil dieser Feierlichkeiten zu sein. Per Zoom wurde sie von der Zuständigen für Kultur der Deutschen Botschaft, Laura Grünewald, interviewt. Das Gespräch war außerdem auf der Website und dem Youtube-Kanal der Initiative #JungesNetzwerk mitzuverfolgen.

Andradi ist Verfasserin der Bücher „Berlin es un cuento“, „Tanta Vida“ und „Sobre Vivientes“ sowie unzähliger Kurzgeschichten, Anthologien, Gedichte und Essays. Während ihres ersten Aufenthaltes in Berlin arbeitete sie als freie Journalistin. In dem Videogespräch am Dienstagabend liest sie aus einem ihrer Artikel, den sie für eine peruanische Zeitschrift über den dritten Oktober 1990 verfasste. Sie schreibt mit einer solch bildlichen Sprache, dass es unmöglich ist, sich Deutschland nach der Wiedervereinigung nicht aus ihren Augen vorstellen zu können.

Berlin
Rund eine Million Menschen feierten in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 die deutsche Wiedervereinigung. (Foto: dpa)

Im Videogespräch sagt Esther Andradi: „Die Politik hat sich angefühlt wie ein Teig, den man formen konnte.“ Politik zum Anfassen, hautnah, das Gefühl, einen Moment zu erleben, der in die Geschichtsbücher eingehen würde, all das faszinierte die Argentinierin an der neugeborenen Bundesrepublik.

Nachdem Gabriel Podevils, Präsident des Deutschen Vereins in San Justo, Fragen des Publikums an die argentinische Autorin stellt, ist die inhaltlich sowie sprachlich gewaltige virtuelle Veranstaltung vorbei; die Woche der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit geht jedoch weiter. Informationen zum Programm sind zu finden unter: www.30unidos.com.

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