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Folk-Fee der Friedvollen

US-Sängerin Joan Baez wird 80

Von Werner Herpell

Joan Baez
Viele Fans in Deutschland: Joan Baez 1973 in der Essener Gruga-Halle. (Foto: dpa)

Berlin - Joan Baez sang mit glockenheller Sopranstimme gegen den Vietnamkrieg an, sie protestierte mit ihrer Akustikgitarre in der Hand gegen die Unterdrückung von Afroamerikanern. Im Kampf gegen die Todesstrafe setzte sie sich für die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ein, sie unterstützte 1989 die Samtene Revolution in Prag. Es ist wohl keine Übertreibung, wenn man diese Sängerin auf der gerechten Seite der jüngeren Geschichte einordnet.

Am Samstag (9.1.) wird Baez 80 Jahre alt - und hat nichts von ihrem Idealismus verloren, sich aber auch einen gewissen Pessimismus erhalten. „Nein, ich war nicht mutlos, als ich anfing, und ich bin es jetzt auch nicht“, sagte sie 2018 im Deutschlandfunk. „Als ich damals mit meinen Ideen auf die Straße ging, hatte ich schon ein ziemlich genaues Bild von der menschlichen Natur und den menschlichen Verhaltensweisen. Das menschliche Verhalten ist schlecht.“

„Damals“, das ist sechs Jahrzehnte her. Baez - am 9. Januar 1941 bei New York als Tochter eines Vaters mit mexikanischen Wurzeln und einer Schottin geboren - nahm in der florierenden Folk-Szene als junge Frau eine Pionierrolle ein. Schon ihre drei ersten Alben wurden Hits. Plötzlich war Baez das Gesicht der US-Folkmusik - und Aushängeschild der linken und liberalen Bewegungen jener Zeit, mit einem Höhepunkt am 28. August 1963: Auf dem „Civil Rights March“ der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King sang Joan Baez „We Shall Overcome“, bis heute eines der bedeutendsten Protest- und Durchhaltelieder.

Eine wichtige Begegnung hatte schon zwei Jahre zuvor stattgefunden: Baez lernte 1961 den damals noch unbekannten Bob Dylan kennen, den sie in ihren Konzerten einem größeren Publikum vorstellte. Die beiden Musiker wurden für einige Jahre auch privat ein Paar. Und sie schafften den Sprung vom puristischen Akustik-Folk der Anfangszeit zu einem neuen, teils elektrisch verstärkten Musikstil.

Baez war stets eine fabelhafte Interpretin fremder Songs, so auch 1971 mit ihrer Coverversion von „The Night They Drove Old Dixie Down“, einem Top-10-Hit. Sie coverte auch fremdsprachige Lieder wie „Sind so kleine Hände“ der Deutschen Bettina Wegener oder das spanische „Gracias a la vida“ der Chilenin Violeta Parra, dessen bekannteste Version Mercedes Sosa sang. Mit Sosa und Konstantin Wecker gab sie 1988 in Wien auch das berühmte Konzert „Three Worlds, Three Voices, One Vision“.

Für das eher am Pop orientierte „Diamonds & Rust“ (1975), eines ihrer Meisterstücke, schrieb sie aber auch eigene Lieder, etwa den Titelsong über die schwierige Beziehung zu Dylan. In den 80ern und 90ern brachte Joan Baez weiterhin regelmäßig Platten heraus, von der Kritik besonders empfohlen werden „Recently“ (1988) und „Gone From Danger“ (1997). Zuletzt kamen die Veröffentlichungen sporadischer auf den Markt.

Für ihre Kreativität und ihr gesellschaftliches Engagement hat Baez die Malerei entdeckt - mit Porträts von Visionären, die ohne Gewalt für soziale Veränderungen eingetreten sind. Neuere Bilder zeigen die designierte US-Vizepräsidentin Kamala Harris und die schwedische Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg. Als eine Art Fazit sagte Joan Baez dem Deutschlandfunk 2018: „Mein Leben ist reich. Und das meine ich nicht im finanziellen Sinn.“ (dpa/AT)

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