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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Förderung der Gasproduktion

Von Juan E. Alemann

Präsident Alberto Fernández hat am Donnerstag der Vorwoche in Vaca Muerta, Provinz Neuquén, eine neue Gaspolitik angekündigt, die das Ziel verfolgt, die Produktion zu erhöhen und die Importe zu verringern. Wenn wir ihn richtig verstanden haben, will er, dass die Exporte, die vornehmlich im Sommer stattfinden, wenn der interne Konsum sinkt, zumindest die Importe voll ausgleichen, die in den Wintermonaten stattfinden, so dass gesamthaft eventuell ein Exportsaldo verbleibt. Der Fall ist jedoch komplexer, weil normalerweise Gas aus Bolivien importiert wird und gelegentlich auch nach Chile exportiert wird, nachdem für diesen Zweck unter der Menem-Regierung eine Leitung gebaut worden war. Bei diesem gleichzeitigen Import und Export spart man Transportkosten. Doch um was es eigentlich geht, ist der Import von verflüssigtem Gas, das per Schiff kommt und über doppelt so viel kostet, wie das Gas aus Bolivien. Dieser Import wurde unter Macri schon drastisch verringert, so dass auch das Schiff, das für die Umwandlung von flüssigem Gas in normales Gas eingesetzt wurde, das am Hafen von Bahía Blanca vor Anker lag, nicht weiter verpflichtet wurde.

Die Ankündigung von Präsident Fernández war reichlich konfus, und zeugt davon, dass er schlecht und auch zum Teil falsch unterrichtet worden war. Wie es bei ihm die Regel ist, politisierte er den Fall, indem er sagte, unter Macri habe die Gasförderung abgenommen. Das stimmt nicht. Die Gasförderung lag 2015 bei 42,90 Mrd. und 2019 bei 49,35 Mrd. Cbm., war also um 15% höher. Und in den ersten 8 Monaten 2020 lag die Gasförderung um 7,5% unter dem Vorjahr. “Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.”

Unter den Kirchner-Regierungen nahm die Gasproduktion ab, am Anfang wenig, weil es hohe Gasreserven gab, und ab 2009 sehr betont, per Saldo von 2004 bis 2015 um 18%. Die tägliche Förderung ging von 134,2 Mrd. Cbm. pro Tag im Jahr 2010 auf ein Minimum von 108,5 Mio. im Jahr 2014 zurück, und erholte sich danach leicht bis auf 117 Cbm. pro Tag im Jahr 2015. Erst in ihrer zweiten Regierung kümmerte sich Cristina K. um dieses Problem, und genehmigte Sonderbedingungen für Gas aus Vaca Muerta, was auch in einem Vertrag mit der US-Firma Chevron zum Ausdruck kam, der aus politischen Gründen nicht veröffentlicht wurde.

Als in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Erdölförderung in Argentinien aufgenommen wurde, dachte man nicht an Gas. Das Gas, das in der Bundeshauptstadt konsumiert wurde, wurde mit Kohle hergestellt, die dabei in Koks umgewandelt wurde. Erst nach dem Krieg kam das Bewusstsein auf, dass Argentinien ein gasreiches Land war, und Anfang der 50er Jahre wurde die erste Gasleitung von Patagonien bis Buenos Aires gelegt. Viel später wurden dann die anderen Gasleitungen gebaut, die von Buenos Aires nach Norden 1957, und die nach Neuquén 1979.

1978 wurde das gigantische Gaslager Loma de la Lata, in Neuquén, entdeckt, das der Gasförderung einen neuen Impuls verlieh. Und als dieses Lager begann, sich langsam zu erschöpfen, wurde das nicht konventionelle Schiefergaslager in Vaca Muerta entdeckt, das weitaus höhere Reserven aufweist als Loma de la Lata. Aber die Ausbeutung dieser Gaslager ist viel teurer, weil es im Gestein enthalten ist und mit Explosionen in 3.000 Metern tiefe freigesetzt werden muss. Argentinien kann seinen Gasbedarf auf Jahrzehnte hinaus bequem decken, aber zu höheren realen Preisen als in früheren Jahren. Das stellt ein Problem dar, auf das schon Macri gestoßen war, als er angesichts der Wahlkampagne von 2015 den Gaspreis einfror und dabei auch Investitionen hemmte. Erst jetzt soll es eine Lösung geben, die jedoch bei dieser Regierung nicht ganz glaubwürdig ist. Denn die Investitionen zu diesem Zweck sind langfristig und erfolgen nur auf der Grundlage von Spielregeln, die den Unternehmen die notwendige Rentabilität ermöglichen und auch eingehalten werden. Néstor Kirchner hat seinerzeit die Spielregeln, die Menem geschaffen hatte, grob gebrochen (was auch zu Klagen vor dem Weltbankschiedsgericht ICSID führte), und das überschattet auch die gegenwärtige Regierung, bei der Cristina Kirchner auch bei der Gaspolitik schließlich das letzte Wort hat.

Das neue Programm bestimmt, dass die Unternehmen, die das Gas fördern, u$s 3,50 bis u$s 3,70 pro Million BTU (“british termic units”) erhalten. Von diesem Preis zahlen die Gasverteiler u$s 2,50, während das Schatzamt den Rest begleicht. Das stellt für die Staatsfinanzen allein im Jahr 2021 laut offiziellen Schätzungen eine zusätzliche Belastung von u$s 1,5 Mrd. dar. Es soll auch Ausschreibungen für neue Investitionen für Förderung von nicht konventionellem Gas gaben, was bedeutet, dass der Preis aus diesen hervorgeht und schließlich über oder unter dem hier angegebenen Preis liegen kann.

Präsident Fernández sprach von einer Devisenersparnis von u$s 5,63 Mrd. wegen Importsubstitution, und erwähnte auch, dass der Fiskus dabei gegenüber dem gegenwärtigen Schema u$s 2,62 Mrd. sparen würde. Bezieht sich das auf die Zahlungsbilanz oder die Staatsfinanzen? Im zweiten Fall stimmt es nicht. Ebenfalls ist nicht klar, ob sich dies auf ein Jahr bezieht oder auf eine Periode von 4 Jahren. AF erklärte auch nicht, ob sich dieses neuen Schema nur auf Vaca Muerta oder auch auf traditionelle Gasförderung bezieht, die auch Möglichkeiten einer Zunahme bietet, die zum Teil auch mit höheren Kosten verbunden sind, besonders bei sehr tiefgelegenen Lagern und bei Lagern auf dem Meeresgrund. Und dann sprach AF von Investitionen der Unternehmen von u$s 5 Mrd. Haben die Unternehmen schon zugesagt? Die staatlich kontrollierte YPF hat auf alle Fälle nicht die geringste Möglichkeit auch nur ein Drittel dieses Betrages zu investieren, denn die Firma befindet sich in einer sehr schwierigen finanziellen Lage. Die Äußerungen des Präsidenten waren sehr konfus, und lassen viele Fragen unbeantwortet.

Das hängt auch damit zusammen, das der Staatssekretär für Energie, Lanziani, unlängst entlassen wurde und durch Darío Martínez ersetzt wurde, der eine beschränkte Kenntnis der Gasproblematik hat und sich bisher noch nicht intensiv unterrichtet hat. Das Thema ist zu wichtig, um es so schlampig zu behandeln, wie es Präsident Fernández getan hat. Er hat es versäumt, sich Rat von Fachleuten zu holen, was umso unverzeihlicher ist, als es diese Fachleute in Form einer Gruppe von ehemaligen Staatssekretären für Energie schon gibt, die seit über 10 Jahren am Thema arbeiten. Auch der Energiesekretär von Néstor Kirchner, Daniel Cameron, weiß gut Bescheid und hätte AF behilflich sein können. Der Präsident sollte nicht improvisieren und dabei den Eindruck hinterlassen, dass er phantasiert.



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