So schaffen Kulturfestivals Perspektiven
Von Catharina Luisa Deege
Buenos Aires/Hannover (AT) - Das Wort „Wettbewerb“ birgt hauptsächlich negative Konnotationen. Als erstes wird eine Auswahl getroffen, rigoros selektiert und danach tritt man gegen seine vermeintlichen Konkurrent*innen an. Aus dem „Wettbewerb“ wurde in der Filmwelt glücklicherweise das „Festival“ und „Konkurrent*innen“ wurden zu „Mitbewerber*innen“.
In Bezug auf die Filmkunst sind besonders in Argentinien diese Festivals von großer Bedeutung.
Die nationale Kinobranche wird schnell auf die Gewinner*innen solcher Veranstaltungen aufmerksam. Doch auch das Publikum, und noch breiter betrachtet die Gesellschaft können durch Filmfestivals etwas gewinnen - und zwar einen Weitblick.
Perspektiven
Ein wichtiger Aspekt ist die Diversität, die ein solches Festival zwangsläufig mit sich bringt; es sei denn, die Teilnahmebedingungen sind sehr konkret und begrenzend. Normalerweise werden in mehreren Kategorien Gewinner*innen festgelegt. Und auch innerhalb der Kategorien wird meist nur ein Thema bestimmt, welches jedoch jede*r filmisch so auslegen kann, wie er*sie möchte.
Jede*r Teilnehmende bringt eine weitere Perspektive durch einen anderen Blickwinkel, eine neue Erzählweise und Geschichte ins Spiel.
Ein neues Filmfest
Die argentinisch-deutsche Regisseurin Pilar Rüger Alonso, mit der das Team vom Argentinischen Tageblatt Anfang des Jahres reden durfte, ist mit ihrem Kurzfilm „Tiempo de Cosecha“ bei dem dieses Wochenende stattfindenden „Festihur“ dabei. Das „Festival de Cine de Hurlingham“ findet dieses Jahr zum ersten Mal statt. Mutig, genau in Coronazeiten ein Kulturfestival ins Leben zu rufen. Doch die Auswahl gibt zu erkennen, dass sich das Risiko gelohnt hat. Da sich das argentinische Filmfest nicht auf nationale Filmemacher*innen beschränkt, sind auch Produktionen aus Kroatien, Peru, Brasilien, Frankreich, Spanien und Italien mit an Bord. Dabei tragen die Geschichten stets eine camouflierte Marke ihrer Heimat.
In dem Kurzfilm von Pilar Rüger Alonso etwa geht es um eine Gruppe von Landarbeiter*innen in der nordwestlichen Provinz San Juan, die sich auf groteske Weise an ihrem spießbürgerlichen Wirt rächen. Der von Belén Astorga produzierte und auf dem Drehbuch von Agustina Sotelo beruhende Film spiegelt anhand fiktiver Mittel die realen Lebenswelten vieler systematisch unterdrückter Arbeiter*inn im Landesinneren Argentiniens wider.
Wer nicht vor Ort im Nuevo Cine y Teatro Cosmopolita der Stadt Hurlingham dabei sein kann, hat vom 6. bis zum 8. November auf dem Youtube-Kanal des Filmfests Zugriff auf die verschiedenen Filmwerke des vom Instituto Nacional de Cine y Artes Audiovisuales (INCAA) und der Stadt Hurlingham unterstützten „Festihur“.
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