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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Exportverbot für Rindfleisch


Die Regierung hat den Rindfleischexport für 30 Tage verboten. Das hat Präsident Alberto Fernández persönlich den Vertretern des Exportkonzerns ABC gesagt. Die Maßnahme verfolgt den Zweck, das Angebot für den internen Konsum entsprechend zu erhöhen und dadurch eine spürbare Senkung des Rindfleischpreises zu erreichen, der eine große Wägung beim Index der Konsumentenpreise hat. Der Preis von Rindfleisch, einschließlich Nieren, Leber, Kutteln u.a. Produkten, ist in vier Monaten 2021 um 22,1% gestiegen, und in 12 Monaten zum April um 64,7%, was sich mit Zunahmen von 17,6% und 46,3% des Indices der Konsumentenpreise vergleicht.

Die Regierung bemüht sich, die monatlichen Zunahme des Indices der Konsumentenpreise zumindest bis zu den Wahlen niedrig zu halten, mit Höchstpreisen, sogenannten “gepflegten Preisen” (die mit den Fabrikanten abgesprochen werden) und jetzt auch mit dem Exportverbot für Rindfleisch. Vorher war schon mit den Schlachthöfen vereinbart worden, dass sie insgesamt 8 Mio. kg in Form von billigen Schnitten an die Metzger liefern, die sich dann verpflichten, diese niedrigen Preise an ihre Kunden weiterzugeben. Indessen umfasst diese Fleischmenge nur einen Bruchteil des Fleischkonsums, wobei auch nicht kontrolliert werden kann, ob die Metzger dieses Fleisch dann auch billiger verkaufen oder die Differenz einstecken.

Das Exportverbot, das voraussichtlich nach Ablauf der Monatsfrist verlängert wird, erinnert an die Exportkontingentierung, die bis Dezember 2015 galt und vom damaligen Handelssekretär Guillermo Moreno streng verwaltet wurde. Er ließ nur eine beschränkte Exportmenge zu, die sich vorwiegend auf hochwertige Schnitte bezog (wie Lende), die im Rahmen von Kontingenten nach der Europäischen Union geliefert wurden. Der Export von billigeren Teilen des Rinderleibes wurde kaum zugelassen, wobei diese damals ohnehin wenig exportiert wurden. Doch jetzt ist China als größter Käufer von Rindfleisch aufgetreten, und bezieht dabei vorwiegend die billigeren Teile.

Die Politik von Moreno führte damals zunächst effektiv zu niedrigeren Preisen, u.a. weil die Landwirte mehr Rinder verkauften und dabei ihren Bestand verringerten (der um ca. 12 Mio. Rinder abnahm), weil die Rinderzucht zu niedrigen Preisen nicht rentabel war. Doch kurz danach nahm das Rinderangebot stark ab, und der Preis sprang schon 2014 in die Höhe. Die Exporthemmung hat schließlich genau das Gegenteil des beabsichtigten Zieles erreicht.

Die landwirtschaftlichen Verbände, die in diesen Dingen eng zusammenarbeiten, haben sofort eine Aufhebung der Lieferungen von Rindern ab 19. Mai und bis zum 28. Mai verfügt. Auch wenn dies nicht ganz eingehalten wird, bedeutet es ein wesentlich geringeres Angebot, und somit höhere Preise. Das Exportverbot dürfte somit die entgegengesetzte Wirkung haben, als sie von der Regierung beabsichtigt ist.

Das Exportverbot schafft auch ein Problem bei verpflichteten Fleischexporten, die jetzt nicht stattfinden. Es kommt dabei zum Vertragsbruch und zur Unterbrechungen von Lieferungen, die der Käufer schon eingeplant hatte, was ihm Probleme schafft. Argentinien erscheint dabei als unzuverlässiger Lieferant, und das erschwert zukünftige Exporte. Wenn das Exportverbot effektiv für einen Monat eingehalten würde, dann wird gleich bei Aufnahme der Exporte ein Sprung bei den Exporten stattfinden, weil der verlorene Monat aufgeholt wird. Das würde bedeuten, dass der Binnenmarkt ab einem Monat mit einem geringeren Angebot und somit höheren Preisen rechnen muss.

Im Jahr 2020 wurden ca. 900.000 Tonnen Rindfleisch für u$s 2,7 Mrd. exportiert. Die Landwirte erhielten einen guten Preis für die Rinder, und haben somit eine Zunahme ihres Rinderbestandes eingeleitet, auch eine Gewichtserhöhung der Rinder, zum großen Teil in feed-lots. Hier ist jetzt das Problem aufgekommen, dass der Mais, der dem Futter beigemischt wird, viel teurer geworden ist, als Folge der Hausse auf dem Weltmarkt. Somit geht die Rechnung für den Landwirt nur mit einem höheren Preis für die Rinder auf. Ohne Feed-lots müssen die Landwirte mehr Weiden für Rinder haben, und das ginge auf Kosten des Anbaus von Getreide und Ölsaat, der jedoch jetzt wegen der Hausse auf dem Weltmarkt rentabler geworden ist.

Der Rindfleischkonsum ist jetzt unter 50 kg pro Kopf der Bevölkerung gefallen. In früheren Zeiten lag er normalerweise über 80 kg, und Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts über 90 kg. Der Rückgang ist jedoch keine Tragödie, da inzwischen eine hohe Produktion von Geflügel und Schweinefleisch aufgekommen ist, so dass der Gesamtkonsum von tierischem Protein pro Kopf der Bevölkerung keine bedeutende Änderung aufweist. Auch wenn der Rindfleischkonsum auf 40 kg zurückgehen würde, bestünde kein Problem. In früheren Zeiten kam noch Schaffleisch hinzu, und das kann wiederkommen. In letzter Zeit kommt auch künstliches Rindfleisch hinzu, dass mit Sojamehl und bestimmten Gemüsearten erzeugt wird, das auch sehr proteinhaltig ist und von Vegetariern empfohlen wird. Das Problem des Rindfleischkonsums ist jetzt ganz anders als vor einigen Jahrzehnten.

Für die argentinische Wirtschaft hat die Zunahme des Exportes absolute Priorität. Wenn der Export in diesem und den kommenden Jahren nicht stark zunimmt, dann kann die Leistungsbilanz nicht mit einem Überschuss abschließen, der notwendig ist, um die Staatsschuld abzubauen. Denn Argentinien wird kaum neue Kredite erhalten, die die Zahlungen gegenüber dem IWF, dem Pariser Klub und privaten Gläubigern vollständig ausgleichen.


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