Deutsche Forscher unterwegs in den Süden Chiles
Oldenburg/Las Palmas/Punta Arenas (dpa) - Wissenschaftler aus Niedersachsen und Bremen haben sich mit dem Forschungsschiff „Meteor“ von Las Palmas aus auf den Weg zu einer Expedition nach Südchile gemacht. Auf den Kanaren lag das Forschungsschiff noch bis Mittwochabend vor Anker. Nun sei die Besatzung unterwegs, teilte der Fahrtleiter des ersten Fahrtabschnittes, Jochen Wollschläger von der Universität Oldenburg, am Donnerstag mit.
Ursprünglich war die Abfahrt erst für Donnerstag geplant. Bei der Expedition mit dem Titel „FjordFlux“ wollen Forscherinnen und Forscher des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg und des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) Bremerhaven klimabedingte Veränderungen in den Fjorden Südpatagoniens untersuchen.
„Da interessiert uns in erster Linie der Einfluss des Klimawandels auf die dortigen Fjord-Ökosysteme, die modellhaft sind für subarktische oder subantarktische Ökosysteme“, sagte Wollschläger. Speziell wollen die Forscher die Folgen untersuchen, die das durch das geänderte Klima schmelzende Gletschereis hat. Durch die Schmelze werde größere Mengen Süßwasser in die Fjorde transportiert. „Das hat höchstwahrscheinlich auch starke Auswirkungen auf das dortige Ökosystem“, sagte Wollschläger. Mit dem Wasser würden beispielsweise Nährstoffe in die Fjorde eingetragen, die das Algenwachstum anregten - aber auch kleinste Gesteinspartikel, sogenanntes Gletschermehl, das die Lichtverfügbarkeit im Wasser einschränke. Dadurch könne die Photosynthese möglicherweise gehemmt werden, sagte der Biologe.
Mikroskopisch kleine Algen, sogenanntes Phytoplankton, spielt in den Nährstoffkreisläufen der Ozeane eine wichtige Rolle. Bei der Expedition wollen die Forscherinnen und Forscher Daten erheben, um diese mit Ergebnissen früherer Expeditionen zu vergleichen. So wollen sie Änderungen in der Umwelt, etwa durch den Klimawandel, beschreiben.
Mitte Januar wird die „Meteor“ im südchilenischen Punta Arenas erwartet. Bereits auf der Fahrt quer über den Atlantik soll es erste Messungen geben. Dabei interessiert die Forscher vor allem, wie sich die Algen im Winter in den Ozeanen verteilen. Dazu soll während der Fahrt Wasser von der Meeresoberfläche an Bord der „Meteor“ gepumpt und analysiert werden. Bislang werde die Algenverbreitung mitten auf den Ozeanen vor allem mithilfe von Satelliten erfasst, sagte Wollschläger. „Da fährt selten ein Forschungsschiff lang.“ Die Daten sollen daher auch zur Validierung der Fernerkundungsdaten dienen.
Auf diese Weise könnten Modelle zur Algenverbreitung verbessert werden, erklärte Wollschläger. „Verteilen sich die Algen in Zukunft vielleicht anders als sie es jetzt tun - das hätte dann auch Auswirkungen auf die Nahrungsnetze in den Ozeanen.“ AWI-Forscher wollen zudem untersuchen, ob auch Giftstoffe, die manche Algen bei der Blüte ins Wasser entlassen, auf dem Ozean messbar sind. Bislang ist laut den Forschern darüber noch wenig bekannt.
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