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„Es reicht“

„NSU 2.0“ als Theaterstück im Frankfurter Schauspielhaus

Von Eva Krafczyk

NSU 2.0
Am 13. Juni war Uraufführung: „NSU 2.0“ thematisiert Rechtsextremismus in Deutschland. (Foto: dpa)

Frankfurt/Main - Jeder Akt steht für einen Tatort: Eisenach, Kassel, Hanau. In seinem am Sonntagabend in Frankfurt uraufgeführten Stück „NSU 2.0“ schlägt Autor und Regisseur Nuran David Calis die dramaturgische Brücke von der Selbstenttarnung der rechtsextremistischen Terrorzelle NSU und dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke bis hin zum Anschlag von Hanau. Die drei Darsteller - zwei Schauspieler und eine Schauspielerin - wechseln dabei ständig die Perspektiven zwischen Täter, Opfer und Ermittler oder Berichterstatter, Videoprojektionen verstärken noch den Eindruck einer Verhörsituation.

Gerade dort, wo es um die Denkweise der Täter geht, werden Gerichts- und Verhörprotokolle szenisch umgesetzt, ebenso wie das Manifest des Attentäters von Hanau. Eingespielte Videosequenzen mit Zeitzeugen und Empfängern der „NSU 2.0.“-Drohschreiben wie der Linke-Chefin Janine Wissler, dem SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby und Grünen-Politiker Cem Özdemir reflektieren eigenen Erfahrungen mit rechtsextremer Bedrohung und Begegnungen mit den Familien der Opfer der NSU-Morde, die lange ungehört blieben mit ihren Fragen.

Die nach wie vor offenen Fragen, die Forderungen nach der Freigabe der NSU-Akten und die Absage an allzu schnelle Mutmaßungen, es handele sich wieder einmal um einen Einzeltäter, prägen das Stück. Welchen politischen Nährboden hatten die Täter, auf welche Strukturen können sie zurückgreifen, welchen Einfluss hatten etwa die NSU-Morde auf spätere Täter? Antworten kann das Stück nicht geben, wohl aber eine Botschaft wie „Es reicht“ vermitteln, auch wenn die auf der Bühne mitunter ziemlich pathetisch ausfiel. Fraglich ist auch, ob die Interpretation etwa des Lübcke-Mörders Stephan Ernst als ein ziemlich irre wirkender Psychopath mit Augenrollen und Sprechfehler nicht allzu karikierend wirkt und vom Inhalt der Worte ablenkt.

Die Uraufführung von „NSU 2.0“ war pandemiebedingt verschoben worden - und hätte gar nicht aktueller sein können. In der vergangenen Woche hatte die Entdeckung rechtsextremer Chatgruppen innerhalb des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Frankfurter Polizei den neuesten Polizeiskandal in Hessen ausgelöst. Zwar lagen die meisten dieser Chats in der Vergangenheit, doch auch im Jahr 2019 wurden noch Bilder und Nachrichten geteilt, die die Staatsanwaltschaft als volksverhetzend einstuft. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass zunächst die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz mit Drohschreiben des „NSU 2.0“ bedroht worden war - und dass ihre Daten von einem Rechner in einem Frankfurter Polizeirevier abgerufen worden waren. (dpa)

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