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Es muss nur Banksy draufstehen

„Love is in the Bin” für Rekordsumme versteigert

Von Nicole Klostermann

Banksy
Vorher- und Nachher-Version des berühmten Banksy. (Foto: dpa)

Buenos Aires/Guangzhou (AT) - Mit dem „Girl with Balloon“ fing der ganz große Hype um Banksy an. Als vor drei Jahren das mittlerweile weltbekannte Kunstwerk des britischen Künstlers bei Sotherby‘s versteigert wurde, hatte sich der findige Banksy als Zugabe einen Trick ausgedacht. Als der Auktions–Hammer fiel und das Werk für umgerechnet 1,2 Millionen Euro den Besitzer wechselte, aktivierte sich ein im Rahmen versteckter Schredder und begann das Bild in feine Streifen zu schneiden. Doch leider klappt auch der beste Trick manchmal nicht, denn auf der Hälfte versagte der Mechanismus und das Bild hing am Ende nur zur Hälfte in Fetzen aus dem Rahmen heraus.

Die vom Schock erstarrte Kunstwelt schrie entsetzt auf, aber nur um sich ganz schnell wieder abzuregen. Denn statt eines zerstörten Bildes hieß die Schredderware von nun an „Love is in the Bin“ und der Hype war noch um Längen größer geworden. Nämlich so groß, dass die so künstlerische Zettelwirtschaft letzte Woche für knapp 19 Millionen Euro den Besitzer wechselte. Welch ein Geschäft.

Banksy ist in aller Kunstwelt-Munde. Seine Werke werden für Millionen gehandelt. Doch wer er ist, ist immer noch ein Rätsel. Seine Identität gibt der englische Künstler nicht preis, und das wird auch wohl so bleiben. Denn viel ist von Banksy nicht bekannt, aber dass er aus guten Verhältnissen stammt, und wohl auf einer schicken Privatschule war, hat er nie dementiert. Als 2008 seine Identität und sein wahrscheinlicher Name doch enthüllt wurden, sorgte seine ausgeklügelte PR-Maschinerie schnell dafür, dass keine weiteren Details über ihn an die Öffentlichkeit gerieten.

Denn Banksy sprüht nicht nur am Rande der Illegalität auf Mauern herum, er gibt sich auch äußerst gerne sozialkritisch. Seine ständige Botschaft, dass der Mensch vom Konsum gelähmt und vom Kapitalismus ausgebeutet wird, ist allgegenwärtig. Er wird nicht müde seine Werke gesellschaftskritisch und antiautoritär zu installieren, und doch leiert er immer wieder die gleichen Klischees herunter: Polizisten sind verkappte Schläger, alte Menschen verbitterte Konservative und Kinder sind die Einzigen, die den wirklichen Durchblick haben. Alles in allem eine recht abgelutschte Leier, mit der Banksy da um sich wirft.

Selbstverständlich, Banksys Kunst ist auch für Laien recht einfach zu verstehen und macht sich auch auf einem billigen Druck neben einer Schrankwand Eiche rustikal in Duisburg gut. Das macht ihn mainstream, aber künstlerisch anspruchsvoll ist er nicht. Und dazu ähnelt seine Arbeit noch gefährlich dem Graffiti des französischen Künstlers Blek le Rat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Banksy ist massentauglich. Ein einfaches Häppchen auch für den größten Kunstbanausen. Das Gesamtpaket ist fein gespickt mit dem ständigen Mythos um seine Person und seinen Aufsehen erregenden Aktionen. Und man muss ehrlich anerkennen: So lässt sich viel Geld verdienen.

Doch der selbstlose Gesellschaftskritiker, als der sich Banksy gern präsentiert, ist er nicht. Spätestens, als für die Besucher einer seiner groß beworbenen Ausstellungen in einer New Yorker Galerie neben dem saftigen Eintritt noch eine zünftige Extragebühr für die nicht inkludierte, virtuelle Sonderabteilung fällig wurde, ist klar: Er weiß die von ihm so kritisierte Konsummaschinerie perfekt zu bedienen. Und das macht ihn schlichtweg zu einem Hypokriten. Aber die Welt fällt immer, und immer wieder darauf herein, und derweil reibt sich irgendwo in England ein Banksy die Hände. Und wie es aussieht, ist er damit noch lange nicht fertig.

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