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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Erneute Corona-Ansteckungen sind möglich

Zweitinfektionen zeigen bisher milderen Verlauf

Krankenhaus
Eine Krankenschwester behandelt in einem Krankenhaus bei Buenos Aires einen Patienten mit Covid-19.

Genf (dpa/wvg) - Es war lange nur ein vager Verdacht, nun hat er sich erhärtet: Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert waren, können sich ein zweites Mal anstecken. Die Universität von Hongkong hat so einen Fall dokumentiert, Behörden in den Niederlanden und in Belgien melden ähnliche Fälle.

In Hongkong ist es ein 33-jähriger IT-Spezialist, der im April an Covid-19 erkrankt und genesen war. Bei ihm fiel ein neuer Coronatest nach der Rückkehr aus Spanien im August positiv aus. In den Niederlanden ging es um einen älteren Patienten mit einem schwachen Immunsystem. In Belgien erkrankte eine nicht näher beschriebene Patientin nach drei Monaten erneut.

Nach den Analysen der Ärzte handelt es sich nicht um ein Aufflammen des Virus aus der ersten Infektion. In allen Fällen hatten sie die Gensequenz der Viren aus der ersten und zweiten Ansteckung verglichen und festgestellt: Es handelte sich zwar erneut um das Virus Sars-CoV-2, aber um einen etwas anderen Typ mit genetischen Veränderungen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass es sich nach bisherigen Erkenntnissen um Einzelfälle unter 23 Millionen weltweit bekannten Fällen handelt. „Es scheint kein gängiges Vorkommnis zu sein, sonst hätten wir mehr Fälle gesehen“, sagt WHO-Sprecherin Margaret Harris. Allerdings wurde der Hongkonger Patient auch nur entdeckt, weil er im August wegen einer Reise routinemäßig getestet wurde. Er hatte keinerlei Symptome. Denkbar ist, dass auch andere Patienten sich neu infizierten, dies aber gar nicht merken.

Bringt eine Infektion also keinen Schutz vor einer Neuansteckung? „Wir haben gesehen, dass Infizierte eine Immunantwort entwickeln, aber es ist noch nicht klar, wie lange diese Immunantwort dauert“, sagt Maria van Kerkhove, Covid-19-Expertin der WHO. Es seien Studien im Gange, die prüfen, wie hoch die Immunität nach einer schweren oder milden Infektion oder nach einer ohne jegliche Symptome sei. Isabella Eckerle, Leiterin des Zentrums für Viruserkrankungen an der Universität Genf, verweist darauf, dass bislang unklar ist, ob die Patienten sich nur neu infizierten, weil ihr Immunsystem angeschlagen war, etwa aus genetischen Gründen oder wegen der Einnahme von Medikamenten. Auch von anderen Erkältungsviren sei bekannt, dass sie das Immunsystem immer wieder aufs Neue überlisten.

Beunruhigt ist die Virologin nicht: „Die gute Nachricht ist: Der Hongkonger Patient hatte bei der zweiten Infektion keine Symptome, das deutet darauf hin, dass sein Immunsystem den Erreger erkannt und schnell reagiert hat“, sagt Eckerle. Auch seien Coronaviren im Hinblick auf genetische Mutationen eher stabil; vorhandene Abweichungen seien lediglich regionale Variationen.

Für John Ziebuhr, den Leiter der medizinischen Virologie der Universität Gießen, belegen die neuen Fälle, dass die Immunantwort nicht langlebig ist. „Man darf sich nicht der Hoffnung hingeben, dass das Problem gelöst ist, wenn alle einmal durchgeimpft sind“, sagt er. Unklar sei noch, inwieweit zum zweiten Mal infizierte Patienten selbst ansteckend waren, sagt Eckerle. Man könne nicht einfach davon ausgehen, dass die einmal Infizierten das Infektionsgeschehen nicht mehr beeinflussen.

Deshalb brauche man einen Impfstoff, der eine bessere Immunantwort erzeugt als eine natürliche Infektion, sagt Eckerle. Allerdings sei es sehr wahrscheinlich, dass die Menschen mehrmals geimpft werden müssen, um die nötige Immunität aufzubauen. „Man hofft darauf, dass der Schutz mit jeder Impfstoffgabe besser wird“, sagt Eckerle.


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