Von Marion Kaufmann
Verbrechen hat es immer gegeben, Geschichtsbücher sind voll mit ihnen. Aber was 2020, als die Pandemie begann, in Argentinien geschah, dürfte wohl einzig dastehen: Als Folge der sogenannten „sanitären Schutzmaßnahmen“ wurden die Tore der Gefängnisse geöffnet und 4.500 Verbrecher bevölkerten die Straßen und „Villas“ im ganzen Land und machten unser Leben unsicher. Diese Unsicherheit verstärkt sich immer mehr, und macht sich im täglichen Leben und unseren Gewohnheiten bemerkbar.
Zur Unsicherheit trägt auch die Tatsache bei, dass das Alter der Täter immer mehr sinkt. Diese Jungen und Mädchen, die mit Messern oder Schusswaffen herumlaufen, zaudern nicht, einen Menschen zu töten, um ein Auto, eine Jacke oder ein Handy zu stehlen. Sie wissen ja, dass sie nicht bestraft werden können, wenn sie jünger als 16 Jahre sind. Werden sie erwischt, verbringen sie vier, fünf Tage in einer Zelle und dann schickt man sie nach Hause, zu den Eltern. Mit einer sanften Mahnung und sonst nichts. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie solch ein Elternpaar aussieht: vielleicht der Vater Alkoholiker, der womöglich eine Haft absitzt, die Mutter, die sich für ihre Familie abrackert und sich nicht um den aus dem Gefängnis entlassenen Sohn kümmern kann.
Dass ein Junge beim Gang durch die Drehtür in die Freiheit kommt, ist eine Utopie. Die Rückkehr zur Familie hilft nur in den seltensten Fällen. Nichts wird sich ändern, wenn nicht Hunderte von Sozialarbeitern, Polizisten und Psychologen ausgebildet werden, um jeden Fall zu untersuchen und zu verfolgen.
Comments