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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

El Salvador geht auf Bitcoin über


In El Salvador ist die Digitalwährung Bitcoin ab Dienstag ein gesetzliches Zahlungsmittel. Der zentralamerikanische Staat ist das erste Land der Welt, das diesen Schritt macht. Ein entsprechendes Gesetz war vor drei Monaten verabschiedet worden und tritt nun am Dienstag in Kraft. Es sieht vor, dass jeder Händler Bitcoin als Zahlungsmittel annehmen muss, der technisch dazu in der Lage ist. Auch Steuern können in der Kryptowährung bezahlt werden. Auf den Tausch von Bitcoin soll keine Kapitalertragsteuer erhoben werden.

Den Wechselkurs zum US-Dollar, der in El Salvador anstelle einer einheimischen Währung als offizielles Zahlungsmittel genutzt wird, soll der Markt frei entscheiden. Wer die digitale Geldbörse "Chivo" herunterlädt, bekommt nach Angaben des Präsidenten Nayib Bukele ein Startguthaben im Wert von u$s 30. Es soll demnach auch 200 "Chivo"-Geldautomaten geben.

Seit 2001 wird in El Salvador der US-Dollar als Zahlungsmittel benutzt. Dadurch ist das Land von der Geldpolitik der US-Notenbank abhängig. Für das Wirtschaftswachstum der Nation sei es nötig, den Umlauf einer digitalen Währung zuzulassen, deren Wert allein von marktwirtschaftlichen Kriterien abhänge, heißt es im Gesetzestext.

Doch etwa 70% der rund 6 Mio. Einwohner von El Salvadors haben keinen Zugang zu traditionellen Finanzdienstleistungen. Viele sind auf Geldsendungen ihrer Angehörigen in den USA angewiesen. Nach einer landesweiten Umfrage der Universidad Centroamericana (UCA), mit knapp 1300 Teilnehmern, lehnen rund 70 % der Salvadorianer das Bitcoin-Gesetz ab. Etwa gleich viele hatten demnach ungenaue Vorstellungen von Bitcoin: Nur 4,8% der Befragten definierten sie korrekt als Kryptowährung. Dieses Ergebnis war zu erwarten, nachdem der gewöhnliche Mensch diese Kryptowährung nicht versteht, und befürchtet, dass man ihn schließlich in die Tasche greifen will.

El Salvador wird somit ein eigenartiges bimonetäres System haben, mit einem Wechselkurs zwischen beiden Währungen, dem Dollar und dem Bitcoin, der stark schwankt, was einige Probleme schafft. Werden die Preise der Produkte dabei in Bitcoin angegeben? Wohl kaum. Wie es bei Zahlung von Steuern ist, weiß man auch nicht. Wird der Betrag weiter in Dollar festgesetzt, wobei dann zum Tageskurs in Bitcoin gezahlt werden kann? Oder wird der Betrag direkt in Bitcoin festgesetzt?

Da der Gesamtbestand von Bitcoin von vornherein festgesetzt ist und nicht zunehmen kann, weil dies zu den Grundbedingungen der Währung gehört, müsste der Kurs zum Dollar bei zunehmender Bitcoin-Verwendung steigen. Wird das der Fall sein?

Die sogenannten Kryptowährungen, von denen der Bitcoin die bekannteste ist, sind eine merkwürdige Erfindung. Der Kurs zum Dollar u.a. Währungen beruht nur darauf, wie sich der Käufer das zukünftige Interesse anderer für die Währung vorstellt. Bei mehr Interesse steigt der Kurs, und der Käufer macht ein Geschäft. Umgekehrt macht er einen Verlust. Das klingt leicht phantastisch.

Die normalen Währungen haben eine direkte Beziehung zur Wirtschaft des Landes, in der sie gesetzlich gelten. Robert Mundell erhielt 1999 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft wegen seiner Studien über Währungen, bei der er feststellte, dass Währungen, die eine größere Wirtschaft als Grundlage haben, stabiler seien, also gesamthaft weniger gegenüber den anderen Währungen schwanken als Währungen von kleinen Ländern. Dies gab der Schaffung der gemeinsamen EU-Währung, der Euro, einen doktrinären Schub, so dass Mundell als der Vater des Euro gilt.

Kryptowährungen haben jedoch überhaupt keine konkrete Wirtschaft als Grundlage. Das bedeutet, gemäß der Mundell-Theorie, dass sie enorm großen Schwankungen ausgesetzt sind und daher einen stark spekulativen Charakter erhalten. Das wirkt störend bei einer allgemeinen Verwendung einer Währung dieser Art. Wir sind jetzt gespannt, wie das Experiment in El Salvador weitergeht. (dpa/jeaAT)

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