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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Eine neue Welt

Von Juan E. Alemann

Mein Urgroßvater starb 1893 in einer Welt, die sich in seinem Leben wenig verändert hatte. Mein Vater, geboren in genau diesem Jahr, starb 1982 in einer ganz anderen Welt, als die seiner Kindheit. Und ich werde mein langes Leben in einer ganz anderen Welt beenden, als der von 1927, in der ich geboren wurde. Der Wandel hat sich in den letzten Jahrzehnten beschleunigt, und es fällt uns schwer, ihn gesamthaft zu erfassen.

Die technologische Revolution ist tief unser tägliches Leben eingedrungen. Das bezieht sich als erstes auf Mobiltelefon, Kleincomputer, benannt Laptops, und Internet. In Argentinien gab es 1990 nur 2,7 Mio. feste Telefonanschlüsse, und jetzt sind es über 8 Millionen, zu denen über 50 Millionen Mobiltelefone hinzukommen, mehr als einer pro Einwohner. Die Computer verbinden uns und geben uns Zugang zu einer immensen Information. Dazu kommt noch die Verbreitung des Fernsehens, das Ende der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts mit nur einem Schwarz-Weiß-Kanal und Fernsehgeräten mit kleinen Bildschirmen begann und heute mit Farben, unzähligen Kanälen und großen Bildschirmen die Realität in unser Heim bringt. Was am anderen Ende der Welt geschieht, erfahren wir jetzt sofort, statt, wie früher, viele Tage später. Dabei ist die Zahl der Zeitungsleser drastisch zurückgegangen. Die Auflagen der großen lokalen Zeitungen haben sich etwa halbiert, und auch das Anzeigengeschäft wurde stark betroffen. Automobile und Wohnungen werden über Internet verkauft.

Allein, darüber hinaus leben wir auch sonst anders. Wir kleiden anders, die Krawatte wird bei Männern nur noch selten benutzt, Frauen verwenden Hosen statt Kleider, und der Sportschuh hat den traditionellen Lederschuh weitgehend ersetzt. Der Kunststoff ist in unser Leben eingedrungen, hat vieles verändert und auch die Wolle verdrängt. Wolldecken wurden weitgehend durch Polardecken ersetzt, die aus Polyethylengeweben bestehen, die viel viel billiger und leichter sind und nicht von Motten befallen werden.

Flugreisen, vor allem nach Europa und den USA, waren früher selten, während sie heute zum täglichen Leben gehören. Die Flugzeiten haben sich auch dank der Turbinenmotoren etwa halbiert, und die Kosten der Passagen, zu konstanten Werten berechnet, etwa auch. Eine Reise mit dem Flugzeug, im Inland oder in ferne Ziele im Ausland, gehört zum normalen Leben. Diese engere Verbindung mit der Welt hat auch das normale Leben beeinflusst und zum Durchbruch von Englisch als Weltsprache beigetragen und unsere Lebensgewohnheiten verändert.

Ab 2020 hat noch die Covid-Pandemie unser Leben verändert. Heimarbeit gab es schon vorher, hat aber seit 2020 einen Durchbruch erlebt, auch mit Halb-und-Halb-Lösungen, bei denen einige Tage zu Hause und die anderen im Büro gearbeitet wird. Und dann kommt noch der Klimawandel hinzu, der uns auch Änderungen unseres Verhaltens aufzwingt. Ein geringerer Ausstoß an CO2-Gas ist nicht umsonst.

All diese Änderungen, zu denen viele andere hinzukommen, erfordern auch Reformen im Erziehungswesen, um sich in dieser Welt zurechtzufinden. Ohne eine gewisse Kenntnis der Computertechnologie kommt man nicht aus. Und dabei wird von den Menschen immer mehr gefordert. Doch das betrifft nur einen Teil der Kenntnisse, die der Mensch jetzt braucht.

Diese vielen Änderungen, die das Leben grundsätzlich verändern, wirken sich auch politisch aus. Nicht nur, dass die Politik jetzt von der Straße auf das Fernsehen und die neuen sozialen Medien übergegangen ist, sondern, dass die Politiker dabei Rede und Antwort stehen müssen und den Wähler direkt ansprechen. Die Politiker werden dabei vor eine Welt gestellt, die sie selbst noch nicht ganz begriffen haben, die besonders bei jüngeren Generationen schon da ist. Das ist gewiss nicht einfach.

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