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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Eine Mercosur-Währung?

Von Juan E. Alemann

Inacio “Lula” da Silva, zwei Mal brasilianischer Präsident und jetzt voraussichtlich wieder Kandidat für das hohe Amt, äußerte unlängst, dass man die Schaffung einer gemeinsam Währung des Mercosur, eventuell sogar für ganz Lateinamerika, erwägen solle. In der Tat wäre es logisch wenn der Mercosur, ebenso wie es die Europäische Union mit dem Euro getan hat, auf eine gemeinsame Währung überginge. Das würde zunächst den Handel zwischen den Mercosur-Partnern erleichtern, einmal weil es dann keine Abwertungen und Aufwertungen einer Landeswährung gegenüber den anderen gibt, die störend wirken, weil sie die Kalkulation der Exporteure über den Haufen werden. Das führt dazu, dass dieses Risiko einkalkuliert wird, was Exportprodukte verteuert, und hemmend auf den Handel wirkt. Abgesehen davon ist der Tausch von einer Währung zur anderen mit Kosten verbunden, und noch mehr, wenn der Tausch über den Dollar geht. Eine gemeinsame Währung würde auch die Möglichkeit schaffen, dass Unternehmen eines Landes bei Banken eines anderen des Mercosur Kredite aufnehmen, ohne dabei ein Kursrisiko einzugehen.

Doch zunächst stellen sich hier die gleichen Probleme wie bei einem Übergang auf den Dollar als Landeswährung. Die staatlichen Pesoschulden müssten (zwangsweise?) in die neue Währung umgewandelt werden, und die ZB müsste zunächst Reserven haben, um Ungleichgewichte verkraften zu können. Als 1991 die Konvertibilität eingeführt wurde, mit einem Kurs von eins zu eins des Pesos zum Dollar, was in bestimmten Aspekten nicht viel anders als eine Dollarisierung war, hatte die ZB 1990 schon Reserven angehäuft, die die Konvertibilität sicherten. Das geschah stillschweigend, mit Antonio Erman González als Wirtschaftsminister und Javier González Fraga als ZB-Präsident, also vor Cavallo.

Bei Einführung des Dollars als Landeswährung kann es keine Finanzierung des Staatsdefizites mit Geldschöpfung geben. Bei einer Mercosur-Währung könnte hingegen bestimmt werden, dass eine beschränkte Geldschöpfung zugelassen wird, die unter den einzelnen Mitgliedstaaten nach einem bestimmten Schlüssel verteilt wird. Einmal sollte die Geldmenge jeweils im Verhältnis zum wirtschaftlichen Wachstum zunehmen. Doch wenn dieses Wachstum bei den einzelnen Ländern unterschiedlich ist, stellt sich ein Problem. Und dann ist es auch so, dass die Geldmenge sich der Geldnachfrage anpassen muss. Hier ergibt sich ein Paradoxon: bei Inflation sinkt die Geldnachfrage, und bei Stabilisierung steigt sie, weil dann die Liquiditätsreserve in der Landeswährung gehalten wird. Es müsste somit eine Mercosur-Zentralbank geben, die sich mit diesem Thema befasst.

Eine Mercosur-Währung wird die Inflation nicht unmittelbar abschaffen, aber sie würde stabilisierend wirken. Denn wenn die Unternehmer wissen, dass Kostenerhöhungen, besonders wegen Lohnzunahmen, nicht monetär erleichtert werden, eben durch Emission, dann werden sie sich anders verhalten und sich Kostenerhöhungen effektiver widersetzen.

Der Übergang von den Landeswährungen des Mercosur auf eine einheitliche Währung wäre weniger problematisch als die Einführung des Dollar als Landeswährung, bei der sich die Geldpolitik der USA, die für dieses Land gedacht ist, auf andere Länder ausdehnt, wo die Verhältnisse anders sind. Eine Mercosur-Währung hingegen würde sich den lokalen Umständen anpassen können. Auf alle Fälle sollte die Möglichkeit einer gemeinsamen Mercosur-Währung studiert werden, auch wenn sich der gemeinsame Markt jetzt in einer Krise befindet.

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