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Eine Mainzer Erfolgsgeschichte

Biontech-Impfstoff kurz vorm Ziel

Biontech
Die Gesichter hinter Biontech: Ugur Sahin (r.), Vorstandsvorsitzender, und Özlem Türeci, medizinische Geschäftsführerin. (Foto: dpa)

Mainz (dpa) – „An der Goldgrube 12“. Fast könnte man glauben, die Gründer von Biontech hatten seherische Gaben, als sie an dieser Mainzer Adresse den Sitz ihres Unternehmens bezogen. Aus kleinen Anfängen heraus hat sich Biontech binnen zwölf Jahren zu einem Leuchtturm der deutschen Biotech-Branche mit weltweit mehr als 1300 Mitarbeitern entwickelt. Spezialisiert ist Biontech auf individualisierte Immuntherapien für Krebspatienten, doch global für Aufsehen sorgt es wegen seiner führenden Rolle bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus, für die sich die Mainzer mit dem US-Pharmagiganten Pfizer zusammengeschlossen haben.

Als erste westliche Hersteller haben sie vielversprechende Ergebnisse einer für die Zulassung entscheidenden Impfstoff-Studie veröffentlicht. Ihr Impfstoff biete einen über 90-prozentigen Schutz vor Covid-19, erklärten Biontech und Pfizer am Montag - eine Überraschung. Schwere Nebenwirkungen seien nicht registriert worden. Voraussichtlich ab der kommenden Woche wollen die Unternehmen die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen.

Gegründet wurde Biontech von dem Onkologen Ugur Sahin und seiner Frau Özlem Türeci. Der 55 Jahre alte Sahin leitet bis heute das Unternehmen als Vorstands-

chef, die 53-jährige Türeci ist medizinische Geschäftsführerin. Die beiden Biontech-Gründer sind Humanmediziner. Sahin, der in der Türkei geboren wurde und später mit seinen Eltern nach Deutschland kam, promovierte in Köln. Die in Deutschland geborene Türeci machte ihren Doktor im saarländischen Homburg.

Sahin ist das Gesicht von Biontech. In einem dpa-Interview hat er die Herausforderungen, denen sich das Unternehmen stellen muss, einmal mit denen des US-Elektroautobauers Tesla verglichen. Doch der Unterschied zwischen ihm und Tesla-Gründer Elon Musk ist groß. Sahin wirkt bei Auftritten bescheiden, von Glamour und Inszenierung keine Spur. Sachlich und mit sanfter Stimme berichtet er von Forschungen - mehr zurückhaltender Wissenschaftler als smarter CEO.

Sahins Leidenschaft galt und gilt dem Kampf gegen den Krebs. Dieser Wunsch, neue Wege in der Onkologie zu finden, führte 2008 zur Gründung von Biontech. „Als deutsches Unternehmen mit Wurzeln in Mainz wollen wir das weltweit führende Biotechnologie-

unternehmen für individualisierte Krebsmedizin werden“, lautet der Anspruch. Biontech verfolgt dabei den Ansatz, dass der Tumor jedes Krebspatienten einzigartig ist.

Die Firma setzt auf „Next-Generation-Sequencing“, eine Technologie, die die Analytik von Milliarden genetischer Merkmale in der menschlichen Erbsubstanz sowie Veränderungen im Krebs erfassen kann - etwas komplett Neues. Und dieses Wissen aus der Tumor- und Immunforschung und die Expertise mit dem Botenmolekül mRNA, in dem die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen steckt, half Biontech jetzt auch bei der Suche nach einem Impfstoff.

Sahin berichtete jüngst in einem Gespräch mit den Zeitungen der VRM, er sei Ende Januar in einer wissenschaftlichen Publikation erstmals auf das Coronavirus aufmerksamen geworden. Man habe daraufhin die Suche nach dem Impfstoff - das Projekt „Lichtgeschwindigkeit“ - gestartet. Es sei darum gegangen, sich auf das Nötige zu konzentrieren und Wartezeiten abzuschaffen, sagte Sahin. Zwar nicht mit Lichtgeschwindigkeit, aber mit einem Tempo, das die Fachwelt verblüfft hat, ist es den Forschern von Biontech nun womöglich gelungen, einen wirkungsvollen Impfstoff gegen die Pandemie zu entdecken.

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