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Eine gemeinsame Mercosur-Währung?

Von Juan E. Alemann

Peso-Real
(Foto: americaeconomia.com)

Anlässlich des Staatsbesuches von Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro in Argentinien, brachte dieser die Initiative auf, eine gemeinsame Währung zwischen Brasilien und Argentinien zu schaffen, bei der zunächst der Name “Peso real” aufkam. Es wird angenommen, dass sich auch die anderen Mercosur-Staaten, Uruguay und Paraguay, der Initiative anschließen. Bolsonaro und sein Wirtschaftsminister Paulo Guedes haben dies zunächst vor Unternehmern und Ministern in Buenos Aires geäußert. Minister Dujovne bestätigte dann aus Japan, wo er sich aufhielt, dass diese Initiative schon besprochen worden sei. Das Beispiel der Europäischen Union mit dem Euro macht Schule. In diesem Sinn müsste die neue Währung in Lateinamerika “Merco” heißen.

Die gemeinsame Währung stellt an erster Stelle eine Erleichterung des Handels zwischen Brasilien und Argentinien dar, einmal weil das Kursrisiko entfällt, und dann weil auch die Bankprovisionen für den Währungsumtausch wegfallen. Der bilaterale Handel würde somit zunehmen, was auch den Mercosur festigt. Der bilaterale Handel lag vor dem Mercosur bei 10% des gesamten argentinischen Außenhandels, und erreichte nach dem Abkommen über 20%, gelegentlich sogar über 25%. Mit einer gemeinsamen Währung könnte der Anteil bestimmt auf über 30% steigen oder auf alle Fälle in Dollarwerten stark zunehmen.

Doch darüber hinaus geht es um die Vorteile einer Währung, die nicht der Politik unterstellt ist, wie es bei nationalen Währungen der Fall ist. Der Peso real, Merco oder wie immer die Währung heißt, würde viel mehr Vertrauen als die nationalen Währungen genießen, und würde dabei die Geldfunktion besser erfüllen als nationale Währungen, besonders als der argentinische Peso, der überhaupt kein Vertrauen mehr genießt. Das sollte man nicht vergessen und auch nicht, dass eine Währung, die kein Vertrauen genießt, eine Störung der Wirtschaft darstellt, die das Wachstum behindert.

Allein, in der EU war der Fall insofern einfacher, als die Mitglieder keine oder nur eine sehr geringe Inflation aufwiesen und es im Grunde nur darum ging, die D-Mark, die eine starke Währung war, auf den ganzen EU-Raum zu übertragen. In Lateinamerika hingegen stellt der Fall des Inflationslandes Argentinien ein besonderes Problem. Denn dann könnte dieses Land keine Geldschöpfung mehr betreiben, und kostenbedingte Preiserhöhungen wären zunehmend problematisch. Die Gesellschaft müsste sich der neuen harten Regel anpassen und bei Preisen und Löhnen die geltenden Größenordnungen der Erhöhungen abschaffen. Das ist gewiss nicht einfach. Doch im Grunde ist es eben so, dass eine so tiefgreifende Änderung des Verhaltens der Gesellschaft nur geschieht, wenn ein brutaler Zwang besteht.

Eine gemeinsame Währung ändert die Spielregeln von Grund auf. Preisaufschläge werden schwieriger, die Wechselkurspolitik muss gemeinsam mit Brasilien beschlossen werden, wobei ein Wechselkurs, der für dieses Land ausreichend ist, eventuell für Argentinien nicht genügt. Die übliche Unternehmenskalkulation wird dabei auf den Kopf gestellt, weil das System keine Vorsehung für die zukünftige Inflation mehr duldet.

Eine gemeinsame Währung hätte schließlich für alle Beteiligten Vorteile, wie sie auch der Euro in der EU hatte. Der Ökonom und Nobelpreisträger (1999), Robert Mundell, hatte seinerzeit nachgewiesen, dass Währungen, die sich auf einen größeren Wirtschaftsraum gründen, weniger schwanken und daher ein stabileres Umfeld für Unternehmen u.a. schaffen. Er wird als geistiger Vater des Euro angesehen.

Der Euro entstand nicht von heute auf morgen. Zuerst musste der gemeinsame EU-Markt geschaffen werden, was auch nicht einfach war und viele Jahre beanspruchte. Dann wurde der ECU eingeführt, der jedoch nur eine Rechnungswährung war. Dabei gab es bei den Wechselkursen der einzelnen Währungen der EU-Staaten untereinander keine Schwankungen, so dass sie sich zusammen gegenüber dem Dollar u.a. Währungen bewegten. Erst als sich dies eingespielt und bewährt hatte, fand der Sprung zum Euro statt.

Obwohl der Mercosur seit 1991 besteht, fehlt noch viel, um ihn als einheitlichen Markt zu betrachten. Die Zollsätze gegenüber Drittländern sind unterschiedlich, und es bestehen ungelöste Probleme bei einzelnen Branchen, an erster Stelle bei Kraftfahrzeugen, wo das System des kompensierten bilateralen Handels aufgegeben werden müsste, was dazu führen würde, dass die Kfz-Fabrikation in Argentinien weitgehend von hohen Importen aus Brasilien ersetzt würde. Dennoch: auch wenn der Mercosur als ein unvollständiger gemeinsamer Markt verbleibt, mit allerlei Regulierungen beim bilateralen Handel und eventuell auch unterschiedlichen Zollsätzen gegenüber Drittländern, kann eine gemeinsame Währung eingeführt werden. Das Vorbild der EU braucht nicht in allen Aspekten befolgt zu werden. Man kann es auch umgekehrt machen, und die gemeinsame Währung vor der Lösung der bestehenden Probleme einführen, die beim Mercosur bestehen.

Es ist positiv auf höchster Ebene aufgekommen ist. Jetzt steht das Thema zur Diskussion, und man muss sich dies eingehend überlegen. Gelegentlich, wohl erst in einigen Jahren, kann es dann zum Durchbruch kommen. Die argentinische Unternehmerschaft ist grundsätzlich konservativ, im Sinne, dass sie tiefgreifende Änderungen wie es eine gemeinsame Währung wäre, zunächst ablehnt. Und dies wirkt sich auch auf die Politik und die Regierung aus.

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