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„Ein Ort der Debatten“

Berliner Humboldt Forum komplett eröffnet

Humboldt
Besucher des Humboldt Forums schauen im Ostflügel Exponate an. (Foto: dpa)

Berlin (dpa/ka) - Das Humboldt Forum in Berlin ist mit einem Festakt am vergangenen Freitag nun in allen Ausstellungsbereichen komplett zugänglich. Hinter der umstrittenen rekonstruierten Schlossfassade war das 680 Millionen Euro teure Projekt 2020 zunächst digital und dann 2021 in zwei ersten Teilschritten eröffnet worden.

„Das Haus steht, das Dach ist dicht, aber die Arbeit im und am Gebäude, sie beginnt jetzt“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) während des Festaktes. „Jetzt wird aus dem Humboldt Forum als Gegenstand der Debatten ein Ort der Debatten.“ Die Eröffnung sei ein spannender und spannungsgeladener Moment, sagte die Grünen-Politikerin. Das Humboldt Forum solle ein „Haus der kritischen und selbstkritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kolonialismus werden“.

Das insgesamt rund 40.000 Quadratmeter umfassende Gebäude im Herzen Berlins teilen sich zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika, Ozeanien und Berlin.

Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums betonte, es gehe „um internationale Kulturarbeit“. Entstehen solle ein „Ort des indigenen Wissens“, denn „nur gemeinsam können wir das Humboldt Forum werden“. Dabei müsse Deutschland mit seiner kolonialen Geschichte seine historische und gegenwärtige Verantwortung wahrnehmen. „Wir haben gelernt zuzuhören“, schilderte Dorgerloh erste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften der ausgestellten Objekte.

Im aktuell wichtigsten Kulturprojekt Deutschlands sind nun auch die als koloniales Raubgut geltenden Benin-Bronzen zu sehen. Sie werden im rund 16.000 Quadratmeter großen Ostflügel mit etwa 20.000 weiteren Objekten präsentiert. Statt der ursprünglich rund 200 für die Ausstellung geplanten Benin-Bronzen sind es nur noch etwa 40.

Die Benin-Bronzen gehören nun einem Museum in Nigeria, in dem das frühere Königreich Benin liegt. Deutschland und Nigeria haben einen Rahmen für Eigentumsübertragungen der insgesamt 1.130 Objekte in rund 20 deutschen Museen vereinbart. Die Objekte, meist aus Bronze, allerdings auch aus Elfenbein und Holz gefertigt, stammen größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897. Über die umfangreichsten Sammlungen verfügen nach dem Ethnologischen Museum in Berlin das Linden-Museum in Stuttgart, das Museum am Rothenbaum (Hamburg) und das Rautenstrauch-Joest-Museum (Köln).

Die zwei Benin-Räume im Humboldt Forum stehen neben einer Vielzahl von Höhepunkten. Ergebnis der intensiven Vorbereitung mit den Herkunftsgesellschaften sind etwa Sonderausstellungen wie zu den Omaha in den USA, den Naga in Indien oder Aspekten des Islams. Die jeweiligen Co-Kuratorinnen fassten ihre durchweg als positiv geschilderten Erfahrungen im Schlagwort der Projekte zusammen: „We talk, you listen!“

Zu den Highlights der im Zeichen der Kolonialismus-Debatte ebenfalls kräftig überarbeiteten Dauerausstellung zählt das Humboldt Forum etwa ein traditionelles Versammlungshaus aus Palau, ein fidschianisches Doppelrumpfboot oder die über zwei Stockwerke reichenden Cotzumalhuapa-Stelen aus dem heutigen Guatemala. Die 23 Meter langen historischen Abgüsse der Reliefs aus der berühmten Tempelanlage Angkor Wat zeigen die Szenen aus Himmel und Hölle besser erhalten als das Original in Kambodscha. Atemberaubend ist auch die Rekonstruktion der begehbaren buddhistischen Höhle der Ringtragenden Tauben.


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