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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Ein Megaprojekt für Gasexport von u$s 10 Mrd.

Von Juan E. Alemann

Argentinien verfügt in Vaca Muerta, Provinz Neuquén, über das zweitgrößte nicht konventionelle Gaslager der Welt. Die Reserven erlauben eine sehr hohe Produktion auf Jahrzehnte hinaus. Die Technologie der Förderung dieser Lager ist in den letzten Jahren fortgeschritten, u.a. mit horizontalen Bohrungen in der Tiefe, so dass die Kosten zurückgegangen sind. Gleichzeitig ist der Gaspreis auf dem Weltmarkt gestiegen, und es besteht die Aussicht auf eine dauerhaft hohe Nachfrage, u.a. weil Russland sich jetzt als unzuverlässiger Lieferant gezeigt hat, und die EU aus politischen Gründen auch nach dem Krieg weniger oder kaum noch Gas aus Russland beziehen will. Für Argentinien ist die Lieferung von Gas an die EU auch deshalb günstig, weil diese das Gas besonders im Winter braucht, der mit dem argentinischen Sommer zusammenfällt, der Jahreszeit mit einem sehr geringen Gaskonsum. Denn Gas wird vornehmlich für Heizung eingesetzt.

Vorläufig bemüht sich die Regierung darum, im Winter 2023 kein Gas mehr importieren zu müssen, wie es dieses Jahr der Fall war. Das zusätzliche Gas kann unmittelbar gefördert werden, weil die Unternehmen, die auf diesem Gebiet tätig sind, die Investitionen schon vollzogen hatten (nachdem diese Regierung den Gaspreis erhöhte), und weiter viel investieren, aber der Bau der notwendigen Leitungen bis zu den Konsumzentren wurde nicht rechtzeitig in Angriff genommen. Das Projekt der heute “Néstor Kirchner” benannten Leitung war schon 2019, unter der Macri-Regierung fertig, wobei nur die Ausschreibung und Zuteilung fehlte. Doch Präsident Fernández hat dies aus reiner Schlamperei über zwei Jahre liegen gelassen, und die argentinische Wirtschaft zahlt jetzt einen hohen Preis dafür. Doch Fernández hat aus dieser Erfahrung gelernt.

Am Donnerstag der Vorwoche gab der Präsident im Auditorium des Kulturzentrums Néstor Kirchner die Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der lokalen YPF und der malaysischen Petronas bekannt. Für YPF zeichneten der Präsident des Unternehmens, Pablo González und für Petronas dessen Geschäftsführer (CEO) Tengku Muhammad Taufik. Das Abkommen bezieht sich auf eine Investition von u$s 10 Mrd. für die Förderung, den Transport, die Verflüssigung und den Export des Gases von Vaca Muerta.

Die bestehende Förderung soll zu diesen Zweck verdoppelt werden, es soll eine Gasleitung bis zu einem Hafen am Atlantik gebaut werden, und dort soll in einer ersten Phase ein Schiff verpflichtet werden, dass das Gas verflüssigt, und in einer zweite Phase soll dann an Land eine Anlage zu diesen Zweck errichtet werden. Der Petronas-Konzern ist bei der Technologie der Gasverflüssigung weit fortgeschritten, wobei das Gas zu diesen Zweck auf 162 Grad unter Null gebracht werden muss.

Es wird damit gerechnet, dass zunächst 5 Mio. Jato Flüssiggas erzeugt werden, die binnen 10 Jahren auf 25 Mio. Jato steigen. Während Argentinien in diesem Jahr 35 Schiffe mit Flüssiggas verpflichten musste, um den internen Bedarf zu decken, wird der Export in Zukunft angeblich 460 Schiffe benötigen.

Über die Finanzierung des Projektes sagte Präsident Fernández nichts konkretes. Angeblich trägt Petronas den größten Teil der u$s 10 Mrd. bei. Aber YPF soll sich auch zu einer Finanzierung verpflichtet haben, was nicht so einfach ist. Denn YPF hat eine sehr angespannte finanzielle Lage, die YPF-Aktien werden in New York zu Schleuderpreisen gehandelt (so dass eine Kapitalerhöhung nicht in Frage kommt), das Unternehmen wird in der internationalen Finanzwelt als nicht kreditwürdig eingestuft, und der argentinische Staat ist auch nicht in der Lage, Mittel für YPF beizutragen. Man sollte daher auch an eine Finanzierung von EU-Staaten denken, die ihr Geld dann in Form von Gas zurückerhalten würden. Denn für die EU handelt es sich dabei nicht um ein Geschäft, sondern um die Sicherung der Gasversorgung.

Gas steht bei der Politik der Abschaffung der Verbrennung fossiler Brennstoffe, die zur Zunahme der Temperatur des Planeten Erde beitragen, an letzter Stelle. Zuerst kommt Kohle, die enorm viel CO2 hinterlässt, dann Erdölderivate und ganz am Schluss Gas, mit einem viel geringeren CO2-Ausstoss. Aber am Schluss soll auch kein Gas mehr verbrannt werden, sofern sich die Temperatur des Planeten nicht vorher stabilisiert, wenn keine Kohle und kein Erdöl mehr verbrannt werden. Ebenfalls dürften die weltweiten Gasreserven schließlich auch zu Ende gehen.

Vorläufig wird der Akzent auf Windkraftwerke und Solaranlagen gelegt. Hinzu kommt noch in Ländern wie Argentinien die Möglichkeit weiter Wasserkraftwerke. Hier handelt es sich zunächst um die beiden in Bau befindlichen Wasserkraftwerke in Santa Cruz, dann um Garabí, am oberen Lauf des Uruguay-Flusses, und Corpus, am oberen Paraná, bei der Provinz Misiones. Hinzu kommen weitere Objekte in der Anden-Kordillere, an erster Stelle Chihuidos, am oberen Lauf des Limay-Flusses, in der Provinz Neuquén. Argentinien könnte auf der Grundlage von Windanlagen den restlichen Strombedarf voll decken, weil der starke patagonische Wind jede Menge von Windgeneratoren erlaubt. Auf Wärmekraftwerke zu verzichten, sollte kein Problem sein.

Aber man sollte nicht ausschließen, dass auch andere Energiequellen entdeckt werden. Der geniale Physiker Nicola Tesla, der u.a. den Wechselstrom eingeführt hat, hatte einen Motor in einem konventionellem Automobil eingebaut, an Stelle des bestehenden Benzinmotors, das Energie mit einer hohen Antenne aus der Umwelt bezog. Zeugen bestätigten, dass das Automobile eine Geschwindigkeit von über 100 Stundenkilometern erreichte. Doch Tesla starb kurz danach und seine Erfindung ging verloren. Energie besteht überall. Die Frage, wie man sie kondensiert und einsetzt, hat bestimmt mehr als eine Lösung.


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