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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Ein Kurs von $ 200 für Sojabohne


Am Sonntag Abend erschien Wirtschaftsminister Sergio Massa unerwartet im Fernsehen, und kündigte an, das für Exporte von Sojabohne, Sojaöl und Sojamehl ab Montag, den 5. September, bis Ende dieses Monats, ein Wechselkurs von $ 200 pro Dollar gelten werde. Massa wurde hier vom ganzen Wirtschaftskabinett begleitet, um die Bedeutung der Maßnahme zu betonen. Der Landwirt erhält jetzt für seine Sojabohne netto $ 130 pro Dollar, weil der Exportzoll von 33% und die Exportgebühren beibehalten werden, statt bisher nur $ 94, was eine Zunahme von 38% darstellt. Der Preis, den der Landwirt in Pesos erhält, steigt dabei von $ 52.000 auf $ 76.000 pro Tonne. Der Exporterlös wird auf ein Konto des Landwirts deponiert, das an den offiziellen Dollarkurs gebunden ist (“dollar linked”), so dass der Landwirt bei Abhebung des Betrages jederzeit den vollen Dollarwert erhält, ohne von der internen Inflation betroffen zu sein.

Massa wies darauf hin, dass der Staat dabei auch höhere Einnahmen erhalten wird, weil die Exportsteuer auf diesen höheren Preis berechnet wird. Doch für die ZB entsteht dabei ein Verlust, der zunächst auf $ 600 Mrd. geschätzt wird, die mit Geldschöpfung gedeckt werden. Das treibt die Inflation weiter an, jedoch bestimmt mit einer viel geringeren Wirkung als ein Abwertungssprung.

Nachdem das bisherige Förderungssystem für Sojabohne versagt hat, erwartet die Regierung jetzt, dass ein hoher Export stattfindet, so dass die ZB unmittelbar um die u$s 5 Mrd. einnimmt. Die Ernte von Sojabohne lag dieses Jahr bei 44 Mio. Tonnen, 2 Mio. Tonnen unter dem Vorjahr. Dies ist auf die Dürre zurückzuführen, die jedoch seit Einführung der direkten Aussaat eine viel geringere Wirkung als früher hat. Denn dabei wird nur eine Rinne in den Boden gemacht, so dass das Gras der Oberfläche verbleibt, und die Bodenfeuchtigkeit erhalten wird.

In diesen Jahr wurden bisher 22.38 Mio. Tonnen exportiert, 19,74% unter den 27,89 Mio. Tonnen der gleichen Vorjahresperiode. Die Landwirte hielten mit ihren Beständen zurück, in Erwartung einer Abwertung oder einer Verringerung des anormal hohen Exportzolles. Das bisherige Sondersystem, das die Regierung geschaffen hat, wurde als nicht interessant und außerdem zu kompliziert betrachtet. Die Landwirte begrüßten die neue Maßnahme, bestehen jedoch auf einer Gesamtlösung, also Abschaffung, oder zumindest starke Verringerung der Exportzölle allgemein.

Die Regierung will durch diese Notmaßnahme die Gefahr eines durch die Marktumstände erzwungenen Abwertungssprunges vermeiden. Da die ZB hat faktisch keine verfügbaren Reserven mehr hat, und den Kurs kaum noch stützen kann, wird eine größere Abwertung befürchtet. Diese Lage führt zu einer allgemeinen Zurückhaltung bei Exporten und zu erhöhten Importanträgen. Das soll jetzt dank hoher Exporte von Sojabohne aufhören, Massa kann jetzt in den Vereinigten Staaten mit Ruhe über die argentinische Lage sprechen,

Auf die Frage eines Journalisten, warum diese Sondermaßnahme nur für Sojabohne gilt, aber nicht für Mais u.a Produkte, antwortete Massa, dass der Preis der Sojabohne eine sehr geringe Wirkung auf die internen Lebensmittelpreise habe, im Gegensatz zu Mais u.a. Getreide- und Ölsaatarten. Die Zunahme des internen Sojapreises, der mit dieser Exportförderung entsteht, wirkt sich einmal auf Sojaöl aus, das jedoch wenig konsumiert wird, und dann auf Sojamehl, das in großen Mengen als Nahrungsmittel für Geflügel und Schweine, in geringerem Umfang auch für Rinder, eingesetzt wird. Die Wirkung auf die Fleischpreise ist somit indirekt und beschränkt.

Die Regierung führt hier ihre Politik weiter, einzelne Probleme, die jeweils auftreten, zu lösen, ohne ein Gesamtkonzept. Das schafft eine ziemlich chaotische Situation. Gelegentlich muss es dann zu einer Gesamtlösung kommen, mit Abwertung, einheitlichem Kurs, und eventuell in einer ersten Phase, einem freien Kurs für alles, was sich nicht auf Warenhandel bezieht.

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