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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Ein guter Film über einen alten Mann

Von Marion Kaufmann

Wenn irgendwo eine Annonce erscheint, mit der „Rentner zwischen 80 und 90 Jahren“ gesucht werden, „die unabhängig, gesund und diskret sind und technische Kenntnisse aufweisen; bereit, auch mal drei Monate entfernt vom eignen Heim zu leben“, dann horcht manch einer auf, der zwar keine Haare mehr hat, aber Lust etwas zu tun. Eine chilenische Filmemacherin namens Maite Alberdi hat diesen Film, „El agente topo“, erdacht und gedreht, in dem der Chef einer Detektivagentur eine Menge alter Herren interviewt, die alle behaupten, sie fänden keine Arbeit wegen ihres Alters; die versichern, sich in der Technik auszukennen und behaupten, dass die Familie nichts dagegen hat, sie drei Monate lang zu vermissen. Der Detektiv, der einen Spion engagieren will, hatte von einer Kundin den Auftrag bekommen, diskret in einem Altersheim nachzuforschen, ob ihre Mutter dort gut behandelt wird. Unter all den Anwärtern entscheidet sich der Detektiv für Sergio, einen 83-jährigen Witwer mit drei erwachsenen Kindern, die ihr eigenes Leben führen. Aitken ist der Chef der Detektivagentur, der mit Sergio ein gutes Team darstellt, und von seinem Spion einen täglichen Bericht über die Mutter der Kundin und auch über die Heimorganisation verlangt, zu welchem Zweck er ihm einen Federhalter mit verstecktem Tonband und einer filmenden Brille mitgibt.

Sergio zieht nun in das Altersheim, das von vielen Frauen und drei Männern bewohnt ist, und mit seinem ruhigen Auftreten, seinen guten Manieren und dem Talent, zuhören zu können, ist er bald ein Liebling aller. Aitken ist mit Sergios Berichten aber nicht zufrieden, weil er nur informiert, wie gut die Mutter der Kundin und alle anderen Personen behandelt werden. Auch beanstandet er nicht die Verwaltung des Heimes, sondern richtet seine Kritik vor allem an die Familien der Heiminsassen, die ihre „lieben Alten“ dort deponieren und nie besuchen.

Der Film -man sieht ihn bei Netflix- entstand voriges Jahr und wird schon in vielen Ländern in mehreren Festivals gezeigt, wo man ihn als besten Dokumentarfilm bezeichnet. Er ist ein Mix von Realität und Erfindung, mal ernst und mal erheiternd; auf jeden Fall macht er manch einen Fernsehzuschauer nachdenklich.

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