Feiern zum Tag der Deutschen Einheit in Buenos Aires
Von Marcus Christoph
Buenos Aires (AT) - Drei Jahre war es her, dass sich die deutsche Gemeinschaft anlässlich des Tages der Deutschen Einheit zuletzt auf der Plaza Alemania treffen konnte. Entsprechend gelöst und heiter wie das frühlingshafte Wetter war die Stimmung am Montagvormittag am Deutschen Brunnen bei der ersten Feier im Präsenzmodus zum Jahrestag der Wiedervereinigung seit 2019.
Wie in den Jahren vor der Pandemie fanden sich die Abordnungen zahlreicher Schulen und Vereine sowie Vertreter aus Diplomatie und Politik vor und auf den Stufen des Denkmals ein, das in den Jahren von 1910 bis 1918 als Deutschlands Beitrag zum 100-jährigen Bestehen der argentinischen Republik entstanden war.
Auch derzeit wird wieder gebaut auf der Plaza Alemania. Denn die Stadt Buenos Aires nimmt auf dem Gelände im Stadtteil Palermo derzeit Renovierungsarbeiten vor. Doch rechtzeitig zum 3. Oktober war der Platz soweit wieder hergerichtet, dass die Feierlichkeiten stattfinden konnten.
Rudolf Hepe, der Vorsitzende des Dachverbands der deutsch-argentinischen Vereinigungen (FAAG), sprach in seiner Rede dann auch von dreifachem Grund zur Freude: Erstens, weil nach den Jahren der Pandemie wieder eine gesellige Feier möglich war; zweitens weil die Stadt den Platz rechtzeitig vorbereitet hatte und drittens, weil der Tag der Deutschen Einheit an sich schon ein Grund zur Freude sei: Schließlich zeige die Erlangung der Wiedervereinigung, dass es möglich ist, auch kompliziert scheinende Probleme friedlich zu lösen. In diesem Zusammenhang nannte Hepe die erfolgreichen „Zwei-plus-Vier-Verhandlungen“ der beiden damaligen deutschen Staaten mit den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1990, die er als „Meilenstein“ bezeichnete. „Für alle, die wir mit der deutschen Kultur verbunden sind, ist dies ein Beispiel, das uns mit Stolz erfüllt.“
Der FAAG-Vorsitzende erwähnte, dass nicht nur in Buenos Aires, sondern auch an anderen Orten Argentiniens der Tag der Deutschen Einheit gefeiert wurde. Beispielsweise in Rosario am Fahnendenkmal sowie in Las Breñas im Chaco, einem Ort der deutschen Einwanderung.
Der deutsche Botschafter Dr. Ulrich Sante legte einen Schwerpunkt seiner Rede auf die Weiterentwicklung der deutsch-argentinischen Beziehungen, wobei er sich vor allem auf die zwischenmenschliche Ebene bezog. So ermunterte er die „über 300 Gemeinschaften im ganzen Land, ihre grandiose Arbeit fortzusetzen und die Bindungen mit Deutschland lebendig zu halten“. Deutschland - ein Land, das sich mit großen Schritten in einem Transformationsprozess in Sachen Energiepolitik und Digitalisierung befinde.
So rief Sante auch die deutschen Vereinigungen in Argentinien auf, sich immer wieder zu erneuern und der Jugend ausreichenden Platz in ihren Vorständen einzuräumen. Die Jugendlichen, die bei der Einheitsfeier zahlreich vertreten waren, lud er ein, sich in den deutschen Vereinigungen „mit Kreativität und Energie“ zu engagieren.
Auf die Geschichte eingehend, bezeichnete der Botschafter den 3. Oktober 1990 als den Schlusspunkt der 40 Jahre währenden „traurigen Teilung unseres Landes“. Er würdigte vor allem den Einsatz der Ostdeutschen, die den Einigungsprozess in friedlicher Weise einleiteten. Der Fall der Berliner Mauer sei auch der Ausgangspunkt gewesen, die europäische Teilung zu überwinden und eine neue Friedensordnung zu etablieren. Letztere werde nun aber durch den brutalen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zerstört. Der russische Präsident Wladimir Putin gefährde durch sein „unmenschliches Verhalten“ nicht nur den Weltfrieden einhergehend mit Hungersnöten, sondern führe auch sein eigenes Land an den Abgrund.
Wer sich dem Recht des Stärken unterwerfe, verneine die Idee der Selbstbestimmung und verletze all diejenigen, die ihr Leben für das Recht, in Freiheit zu leben, gaben, argumentierte Sante. Der Botschafter sieht Deutsche wie Argentinier in der Überzeugung, für Freiheit und Selbstbestimmung einzutreten, vereint.
Die Feierstunde am Deutschen Brunnen wäre unvollständig ohne das musikalische Rahmenprogramm. Für dieses sorgten die Militärkapelle „Tambor de Tacuarí“ sowie der Chor der Deutschen Schule Ballester unter Leitung von Lehrer Gustavo Pérez. Letzterer wurde von Botschafter Sante und Hermann Lerke, dem 2. Vorsitzenden FAAG, für sein Engagement geehrt. Eine Auszeichnung gab es auch für Otmar Kurtscheidt, der zu denjenigen Einwanderern gehört, die seit 50 oder mehr Jahren in Argentinien leben. Einen Schachpokal konnte Adriana Oddone als Repräsentantin der erfolgreichen Schachgruppe des Colegio Roca in Empfang nehmen.
Eine gute Tradition ist zudem die Urkundenverleihung der Deutschen Wohltätigkeitsgesellschaft (DWG) an Bewohner des Seniorenheims Los Pinos, die an der Einheitsfeier teilnehmen. Juan Diego Finsterbusch überreichte die Zertifikate an Dorita Haitz, Helga Führer, Juan Lutz, Klaus Rübel, Herminia Morawetz, Liliana Hammerer, Antonia Delius und Ricardo Wedeking.
Wie FAAG-Vorsitzender Rudolf Hepe erläuterte, könne in Bälde auch mit den neuen Wappen der Bundesländer am Deutschen Brunnen gerechnet werden. Diese seien bereits fertig gestaltet und dürften in nicht allzu ferner Zukunft angebracht werden. Einige der alten Wappen aus Bronze waren im vergangenen Jahr Opfer eines Diebstahls geworden (wir berichteten). Man entschied sich, die Wappen diebstahlsicher aus Stein neu zu fertigen.
Der zweite Teil der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit fand dann erstmals seit sieben Jahren wieder im Garten der Botschafterresidenz statt. In den Jahren von 2016 bis 2019 hatten Renovierungsarbeiten in der Botschaft dazu geführt, dass der Empfang anderenorts stattfinden musste. 2020 und 2021 machte die Pandemie eine größere Feier unmöglich.
Am Montagabend konnten sich nun wieder zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und der argentinisch-deutschen Gemeinschaft in der deutschen Auslandsvertretung im Stadtteil Belgrano einfinden, um mit Botschafter Sante und seinem Team das Fest der Wiedervereinigung zu feiern.
Der Botschafter würdigte die langjährige Freundschaft, die Deutschland und Argentinien verbindet. Als besondere Ehrengäste konnte er mit Pedro Raúl Villagra und Fernando Brun den scheidenden und den angehenden Botschafter Argentiniens in Deutschland bei der Feier begrüßen.
Das musikalisch-kulturelle Programm war vielseitig: Paloma Schachmann präsentierte Klezmer-Musik, das Orchester Fernández Fierro spielte Tango. Gustavo Lamas, ein argentinischer DJ mit deutschen Einflüssen, legte moderne Plattentellermusik auf. Für die Hymnen sorgte das Orchester der argentinischen Marine.
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