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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Eile mit Weile

Von Marion Kaufmann

Seien wir mal ehrlich; wir sind immer in Eile. Mit „wir“ meine ich die Menschen in den Städten, denn kaum entfernen wir uns ein paar Kilometer, lehrt uns die Langsamkeit, wie wir eigentlich leben sollten. Das habe ich erst verstanden, als ich vor ein paar Jahren in einem Andendorf vor einem Geschäft stand, das im Schaufenster mit einem handgeschriebenen Schild verkündete „Wir öffnen um 10 Uhr“. Da stand ich nun und wartete, und es verging eine Viertelstunde, dann eine halbe, und ich ging unruhig hin und her, weil ich um 11 einen Bus nehmen wollte. Aber es kam niemand, nur eine nette Nachbarin, die erklärte „Sie warten auf José? Der kommt nie vor 11, manchmal sogar noch später... Warum haben Sie es so eilig?“ Ich sagte, dass ich noch woanders hin musste. „Dann kommen Sie eben etwas später“, meinte die Frau, „wir, hier, sind langsame Menschen.“

Ja, sie sind langsamer in ihrem Dorf und leben ruhiger. „Nicht hastig leben“, warnte schon Schopenhauer, „Menschen, die die Zeit nicht genießen, verderben sich die Genüsse, ohne ihrer froh zu werden.“ Ja, wir leben immer schneller, obgleich uns die Technik so viele technische Errungenschaften bietet, Zeit zu sparen. Oder ist es umgekehrt? Hat nicht schon G.C. Lichtenberg im 18. Jahrhundert festgestellt, „dass Leute, die niemals Zeit haben, am wenigsten tun?“

Doch lassen wir mal die alten Herren und ihre weise -und nützliche- Belehrung, die wir ja leider nicht befolgen und denken mal an den „Kleinen Prinz“, den geistigen Freund von A. De Saint Exupéry, als ihm der Fuchs sagt: „Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose wichtig“...

Jetzt, da ein neues Jahr beginnt und viele von uns sich Allerlei vornehmen, sollten wir mal versuchen, etwas langsamer zu leben und an die Wichtigkeit einer Rose denken. .





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