Kinderarmut nimmt zu
Triste Aussichten: Fast 63 Prozent der Kinder in Argentinien werden am Ende dieses Jahres in Armut leben. Dies schätzt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, in einer am Mittwoch veröffentlichten Prognose. Zwischen den Dezembermonaten 2019 und 2020 wird demnach die Zahl der betroffenen Mädchen und Jungen landesweit von 7 auf 8,3 Millionen steigen. 2,4 Millionen von diesen dürften im kommenden Dezember sogar in extremer Armut leben, befürchtet UNICEF. Auch die für das kommende Jahr erhoffte Erholung werde langsamer erfolgen als zuvor angenommen. Das Kinderhilfswerk geht davon aus, dass der in diesem Jahr zu erwartende starke Anstieg der Kinderarmut in Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise steht, die durch die Corona-Krise noch einmal verschärft worden ist. UNICEF nimmt dabei Bezug auf die Wirtschaftsprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF), der mit Blick auf Argentinien einen Rückgang der Wirtschaftskraft um 9,9 Prozent für das laufenden Jahr erwartet.
Klage abgewiesen
Die Staatsanwaltschaft hat eine Klage gegen den Erzbischof von Rosario wegen Amtsanmaßung und Betrugs abgelehnt. Die eingereichten Unterlagen könnten die Anschuldigungen gegen Eduardo Martín nicht belegen. Dies berichtet die Katholische Nachrichtenagentur KNA. Angeklagt hatte den Bischof ein Rechtsanwalt. Dieser beanstandete, dass der Geistliche eine kirchliche Meldestelle für Missbrauchsvorwürfe durch Kirchenvertreter gegründet hatte. Der Jurist sah darin eine Vertuschungsstrategie. Straftaten müssten gegenüber der Staatsanwaltschaft gemeldet werden und nicht bei der Institution, die die Person geschädigt habe, so die Argumentation. Der Erzbischof hatte die Beschuldigungen zurückgewiesen. Man habe nicht vorgehabt, staatliche Behörden zu ersetzen. Vielmehr wolle man diese unterstützen. Zudem verwies Martín auf Empfehlungen von Papst Franziskus. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte angeregt, Opfern einen Raum des Treffens und Zuhörens zur Verfügung zu stellen.
Gewalt bereitet Sorge
Besorgt über die Gewaltkriminalität in der Provinz Buenos Aires hat sich die nationale Sicherheitsministerin Sabina Frederic geäußert. „Es gibt mehr Straftaten, aber vor allem eine Zunahme der Gewalt“. Besonders Letzteres beunruhige sehr. In den vergangenen Tagen häuften sich in den Vororten der Hauptstadt brutale Überfälle, oft durchgeführt von Verbrechern auf Motorrädern. Die Ministerin kündigte die Entsendung von Bundespolizeikräften in besondere Problemzonen des Großraums Buenos Aires an. Frederic war zuvor selbst in die Kritik geraten. In einem Gespräch mit dem Woodrow Wilson Center (USA) hatte sie noch argumentiert, dass es in Argentinien - im Vergleich zu Ländern wie Brasilien oder Mexiko - nicht so viele Fälle von Gewalterbrechen gebe. Doch würden diese durch die Berichterstattung der Medien besonders „sichtbar“ gemacht.
Prozess gegen CFK
Nach 150 Tagen Corona-bedingter Pause hat die Justiz am Montag das Verfahren gegen Cristina Fernández de Kirchner wegen möglicher Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe öffentlicher Verkehrsaufträge wieder aufgenommen. Die einstige Präsidentin und heutige Vizepräsidentin wohnte der Sitzung, bei der nur die Richter und die zu vernehmenden Zeugen Präsenzpflicht hatten, jedoch nicht bei. Sie verzichtete darauf, sich per Zoom zuzuschalten, wozu sie auch nicht verpflichtet war. Bei dem Verfahren, das allgemein mit dem Titel „Vialidad“ (Verkehrswesen) bezeichnet wird, geht es um die zahlreichen Aufträge an den Bauunternehmer Lázaro Báez in der Provinz Santa Cruz, dem enge Geschäftsbeziehungen zu den Kirchners nachgesagt werden.
Gute Werte für Larreta
Horacio Rodríguez Larreta genießt derzeit ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das Meinungsforschungsinstitut „Métrica Consultores“ in einer Studie, über die die Zeitung „Clarín“ berichtete. 43,9 Prozent der Befragten sahen den Hauptstadtbürgermeister positiv, 19,3 negativ. Dies ist eine Differenz von plus 24,6 und der mit Abstand beste Wert. Präsident Alberto Fernández erreicht zwar den besten Positivwert (47,8 %). Doch da 38,2 Prozent der Befragten den Staatschef negativ sehen, kommt dieser auf einen Gesamtwert von plus 9,6 Prozent und rangiert damit auf Platz zwei. Dritter von insgesamt zwölf zur Beurteilung stehenden Politikern und Politikerinnen ist überraschend Sergio Berni. Der Sicherheitsminister der Provinz Buenos Aires bringt es auf einen Wert von plus 3,8 Punkten (33,1 % positiv; 29,3 % negativ). Die einstigen Staatsoberhäupter Cristina Kirchner (minus 20,3) und Mauricio Macri (minus 25,6) belegen den viert- bzw. drittletzten Platz der Wertung. Dahinter sind nur Sergio Massa, der Präsident der Deputiertenkammer (minus 28,1), und Schlusslicht Máximo Kirchner. Der Fraktionschef der Regierungsallianz „Frente de Todos“ weist nur einen Wert von minus 30,9 auf. (AT/mc)
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