Die Stadt Buenos Aires und die Bezirke der Umgebung werden vom Staatsunternehmen AySA (“Agua y saneamiento ambiental”) mit sauberem Wasser versorgt. Hinzu kommt dann die Entsorgung, die erfordert, dass das Wasser gereinigt wird, bevor es wieder in den Río de la Plata geleitet wird. Die Tätigkeit von AySA ist komplex, und mit hohen Kosten verbunden, für die entweder die Konsumenten oder der Staat aufkommen müssen. Der Dienst ist gegenwärtig in Ordnung. Aber das war nicht immer so.
Bis 1992 hieß das Staatsunternehmen “Obras Sanitarias de la Nación”, im Kürzel OSN. Damals wurde es von der Menem-Regierung privatisiert, in “Aguas Argentinas” umbenannt und von der französischen Suez mit Aguas de Barcelona als Minderheitspartner übernommen. Unter Néstor Kirchner als Präsident wurde das Unternehmen 2003 rückverstaatlicht, und dabei wurde eine Schuld von u$s 700 Mio., die aufgenommen worden war, um Investitionen zu finanzieren, nicht anerkannt. Das führte zu einer Klage vor dem Weltbankschiedsgericht ICSID, die Argentinien verlor. Auch dieses Betrugsmanöver belastet die argentinische Glaubwürdigkeit und verursacht einen Schaden, der weit über den konkreten Fall hinausgeht.
OSN war eine wahre Kalamität. Die Klärungsanlage in der Nähe des städtischen Flughafens befand sich in so schlechtem Zustand, dass sie jederzeit hätte stillgelegt werden müssen. Buenos Aires hätte kein Wasser mehr gehabt. Das Röhrennetz hatte unzählige Löcher, und ein großer Teil des Wassers ging verloren und verursache Probleme bei unterirdischen Kabeln. Außerdem stellt das verlorene Wasser, dessen Reinigung und Transport mit Kosten verbunden war, einen Verlust für das Unternehmen dar. Auch mit der Ausdehnung des Wasserdienstes in Vierteln der Umgebung der Stadt, die keinen Dienst hatten, war es schlecht bestellt. Das Wasser, mit dem die Bevölkerung versorgt wurde, genoss nicht die Qualifizierung “Trinkwasser”.
Die Privatisierung führte zu einer systematischen Korrektur der Missstände. Das Unternehmen ließ kleine U-Boote durch die Röhren fahren, die signalisierten, wo es einen Wasserverlust gab. Das Loch wurde dann repariert. Nach kurzer Zeit gab es kaum noch Wasserverluste. Einige Röhren, die total verrostet waren, wurden von innen mit Kunststoffschläuchen verkleidet, so dass das Wasser normal fließen konnte und sauber blieb. Die Klärungsanlage der Stadt wurde komplett instandgesetzt. Aguas Argentinas hat viel neue Technologie eingesetzt und unzählige Besserungen beim Netz vollzogen, und es auch stark ausgeweitet. Das Wasser konnte wieder getrunken werden.
Das Privatunternehmen forderte keine Subvention und auch keinen Zuschuss für Investitionen. Bei Ausdehnung des Netzes sollten die neuen Kunden zahlen. Das funktionierte in der Praxis nicht. Der Konzessionsvertrag hätte in diesen Punkt geändert werden müssen, aber dabei funkte die Politik dazwischen, und das Problem blieb ungelöst.
Als der Staat das Unternehmen übernahm, wurden sofort ca. tausend unnötige Angestellte aufgenommen. Und dann kam die übliche Schlamperei staatlich verwalteter Unternehmen hinzu. AySA wies im ersten Quartal 2022 einen Verlust von 197 Mio. Pesos aus, gegen 64 Mio. im Vorjahr. Dass der Tarif erhöht werden musste, ist in Ordnung. Bei privater Verwaltung wäre der Verlust bestimmt geringer gewesen, oder hätte nicht existiert.
Hinzu kommt noch der staatliche Zuschuss für Investitionen, die unter der sachkundigen Verwaltung der französischen Suez bestimmt besser und billiger durchgeführt worden wären. Auch hätte Aguas Argentinas zumindest einen Teil der Investitionen selbst finanziert, ohne die Staatskasse zu belasten. Die rein ideologisch fundierte Entscheidung von Néstor Kirchner kostet uns viel Geld. Nebenbei bemerkt: Malena Galmarini, die Gattin von Sergio Massa, leitet jetzt das Unternehmen. Die hat überhaupt keine Erfahrung auf diesen Gebiet, hat auch sonst keine Erfahrung bei Leitung von Großunternehmen, und qualifiziert gewiss nicht für diesen Posten. Auch das wirkt sich negativ aus.
Was Wasser betrifft, so ist auch die Entsorgung von großer Bedeutung. Die Abwässer eines Teils der Bundeshauptstadt, aber vornehmlich der Bezirke Avellaneda, Lanús u.a. fließen in den Riachuelo, und machen den Fluss zu einer offenen Kloake. Als Lösung wird seit mehreren Jahren schon eine große Röhre neben dem Riachuelo gelegt, die die Abwässer in Zukunft aufnehmen soll und sie in ein großes Becken leitet, wo sie gereinigt werden, so dass das Wasser dann einigermaßen sauber in den Río de la Plata fließen kann. Es handelt sich um die wichtigste staatliche Investition, die sich gegenwärtig in Gang befindet. Macri gab ihr einen großen Impuls, so dass sie weit fortgeschritten ist. Unter der gegenwärtigen Regierung erfährt man nichts darüber, so dass man davon ausgehen kann, dass die Arbeiten nur langsam voranschreiten. Die öffentliche Bekanntgabe der Tariferhöhungen für Strom, Gas und Wasser, wäre eine gute Gelegenheit gewesen, um über dieses Objekt zu informieren.
コメント