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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die verschiedenen Realitäten

Von Juan E. Alemann

Argentinien ist ein sehr differenziertes Land. Das bezieht sich einmal auf die Geographie, mit Flachland im größten Teil das Landes, aber mit Bergen im Westen und in Córdoba, mit sehr niedrigen Temperaturen im Süden und hohen im Norden. Kaum ein anderes Land auf der Welt weist diese Vielfalt auf.

Doch darüber hinaus bestehen hohe regionale Wohlstandsunterschiede. Die Stadt Buenos Aires weist ein Pro-Kopf-Einkommen aus, das auf dem Stand hochentwickelter Staaten liegt, während die Provinzen wie Formosa und La Rioja ein sehr niedriges Einkommen haben, das kaum 20 Prozent der Bundeshauptstadt beträgt. Als Präsident Fernández der Stadt einen Teil der Beteiligung an den Bundessteuern entzog, wies er diesen Wohlstand der Stadt hin, und stellte dies als einen Affront an die armen Provinzen und Gegenden dar.

Die Politik der Gleichmacherei ist verhängnisvoll, weil dann die armen Provinzen sich nicht anzustrengen brauchen, um wohlhabender zu werden. Ohnehin erhalten die reichen Bezirke einen Anteil an den Bundessteuern, der weit unter ihrer Beteiligung am Bruttoinlandsprodukt liegt. Die Stadt Buenos Aires trägt mit 22 Prozent zum BIP bei, erhielt jedoch vor der jüngsten Verringerung nur 3,5% an den Bundessteuern. Die Provinz Buenos Aires erhält kaum über 20%, während ihr Anteil am BIP nahe bei 40% liegt. Doch beide, Stadt und Provinz, weisen auch intern große Unterschiede auf. Die Stadt hat mehrere Elendsviertel, und die Provinz noch viele mehr, die außerdem noch mehr Misere aufweisen, als die allermeisten Einwohner der armen Provinzen.

Die reichen Provinzen subventionieren die armen, und das ist eine Tatsache, die sich aus politischen Gründen kaum ändern lässt, weil im Senat alle Provinzen gleich vertreten sind. Doch wenn dies ins Extrem getrieben wird, wie es Präsident Fernández angeblich befürwortet, dann hemmt dies die wirtschaftliche Entwicklung und schadet schließlich auch den armen Provinzen. Denn die Einkommensdifferenz gehört zu einer normal funktionierenden Marktwirtschaft, und wenn man sie abschaffen will, dann funktioniert das ganze System schlecht.

Allein, Argentinien weist auch sonst enorme Wohlstandsunterschiede auf, die in den letzten Jahrzehnten größer geworden sind. In den letzten vierzig Jahren hat sich der Anteil der Armen an der Gesamtbevölkerung stark erhöht, angeblich von ca. 10 Prozent auf 45 Prozent, und es sind überall Elendsviertel entstanden.. Dies geschah unter populistischen Regierungen, die angegeben haben, sich besonders um die Armen zu kümmern. In der Stadt Buenos Aires gab es zur Zeit der Militärregierung keine einzige Elendssiedlung.

In der gleichen Periode weist das Land auffallende Reichtumserscheinungen auf, angefangen mit der Zunahme und Modernisierung des Automobilbestandes, der gegenwärtig bei über 14 Millionen Einheiten liegt, also fast ein Kfz je 3 Einwohner. Vor 30 Jahren waren es unter der Hälfte. Ebenfalls zeugen die zahlreichen Country-Clubs und geschlossene Viertel, die in dieser Zeit entstanden sind, und ganz besonders das neue Stadtviertel Puerto Madero, das erst ab 1990 entstanden ist, von Wohlstand. Auch die explosive Zunahme des Flugverkehrs, der Auslandsreisen und vieles andere deutet in diese Richtung.

Bemühungen, das Problem der Armen auf Kosten der wohlhabenden zu lösen, hemmen das Wachstum und schaden schließlich besonders den Armen. Denn zum wachsen und Wohlstand zu schaffen, braucht eine Gesellschaft Menschen, die das notwendige Kapital für Investitionen haben und auch Risiken eingehen können. Die Erfahrung mit den Ländern, die auf den Kommunismus übergegangen sind, hat dies eindeutig gezeigt.

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