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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die ungelösten Probleme der Rindfleischwirtschaft

Von Juan E. Alemann

Die Regierung macht sich Sorgen um den Rindfleischpreis beim Metzger oder Supermarkt. Die Schlachthöfe haben sich schließlich verpflichtet, eine bestimmte Menge der am meisten konsumierten Schnitte zu verbilligten Preisen zu liefern. Doch das hat nur einen Teil des Konsums gedeckt, und kaum eine Wirkung gehabt. Das Problem muss gründlicher untersucht werden.

Das Angebot an Rindern, und somit an Rindfleisch, ist stark schwankend. Wenn es regnet und die Weiden sich gut entwickeln, behalten die Landwirte ihrer Rinder ein, um sie auf ein höheres Gewicht zu bringen. Sie wollen das viele Gras nicht vergeuden. In Dürrezeiten ist es gelegentlich umgekehrt. Es bestehen noch andere Faktoren, die das Angebot beeinflussen, wie der Preis und die Kosten der Mästung in einem Feed-lot. Dabei entsteht auch eine Preisentwicklung, die der allgemeinen Regel widerspricht. Bei niedrigem Preis, bauen die Landwirte ihren Bestand ab, was das Angebot erhöht und noch mehr auf den Preis drückt. Das dauert so lange, bis dann das Angebot als Folge eines geringeren Bestandes abnimmt. Bei hohen Preisen ist es umgekehrt, weil zunächst Rinder einbehalten werden, um den Bestand zu erhöhen.

In früheren Zeiten war ein geringeres Angebot von Rindfleisch für weite Kreise der Bevölkerung ein Problem, weil der Rindfleischkonsum hoch war und es keine Alternativen gab. Es wurden über 80 Kg Rindfleisch pro Kopf konsumiert, gelegentlich sogar über 90 Kg. Doch heute ist die Lage grundsätzlich anders. Der Rindfleischkonsum ist auf 47 Kg pro Kopf und pro Jahr zurückgegangen. Aber gleichzeitig hat die Produktion von Hühnern und Schweinefleisch stark expandiert. Es werden über 47 Kg Hühnerfleisch pro Jahr und über 20 Kg Schweinefleisch konsumiert. Der gesamte Konsum von tierischem Protein hat sich in den letzten Jahrzehnten somit wenig verändert.

Hinzu kommt in Patagonien und zu einem geringen Teil auch in anderen Gegenden der Konsum von Schaffleisch hinzu, das bis vor etwa 70 Jahren gesamthaft auch von großer Bedeutung war. Doch in der zentralen Gegend des Landes wurde die Schafzucht von der Rinderzucht verdrängt, und in Patagonien wurden Schafe gezüchtet, die viel Wolle und wenig Fleisch hatten. Die Produktion von Schaffleisch in Patagonien nimmt in letzter Zeit zu, nachdem wieder mehr Tiere gezüchtet werden, die mehr Fleisch und weniger Wolle haben, weil der Wollpreis in den letzten 50 Jahren auf einen Bruchteil gesunken ist. Wolle wurde von Kunstfasern weitgehend verdrängt. Beiläufig bemerkt: Auf den Malwinen wird fast nur Schaffleisch gegessen.

Was tierisches Protein betrifft, so muss man noch Fisch hinzufügen, der zwar in großen Mengen produziert aber wenig konsumiert wird. Fisch ist vornehmlich ein Exportprodukt. In patagonischen Küstengebieten und in der Nähe von Flüssen und Seen liegt der Konsum höher, auch auf der Grundlage von persönlichem Fischfang, der selbstverständlich nicht registriert wird. In letzter Zeit dringt auch pflanzliches Protein vor, auf der Grundlage von Sojamehl oder von Bohnen und bestimmten Gemüsearten. In vegetarischen Restaurants werden seit Jahrzehnten schon Schnitzel u.a. Fleischgerichte geboten, die ähnlich wie Fleisch schmecken, aber kein Rindfleisch enthalten.

Das Ernährungsproblem stellt sich somit heute ganz anders als vor einem halben Jahrhundert. Wobei die Fachleute auf dem Gebiet der Ernährung auch empfehlen, weniger Rindfleisch und mehr Gemüse zu essen. Die Regierung, und besonders die verantwortlichen Beamten, Handelssekretär Roberto Feletti und Landwirtschaftsminister Julián Domínguez, wären gut beraten, wenn sie sich das Rindfleischproblem von Grund auf neu überlegen.

Indessen gibt es auf dem Gebiet der Rindfleischwirtschaft noch viel zu tun. Vor Jahren wurde verfügt, das die Schlachthöfe das Fleisch nicht in Form von halben Rinderleiben (media res) an die Metzger liefern, sondern in den einzelnen Schnitten. Das ist viel rationeller: denn je nach Gegend werden mehr teure Schnitte, wie Lende (lomo) oder billige konsumiert. Gegenwärtig ist es gelegentlich so, dass der Preis für Lende in ärmeren Gegenden billiger als in wohlhabenden ist, während es bei billigeren Schnitten umgekehrt ist. Genau das sollte nicht sein. Die Lieferungen in Schnitten setzte sich jedoch nicht durch, weil die Schlachthöfe angeben, nicht für diese Arbeit vorbereitet zu sein. Die Regierung muss somit Druck ausüben und sich durchsetzen. Schließlich wird in fortgeschrittenen Ländern das Rindfleisch auch nicht halben Leibern geliefert.

Ein zweiter Aspekt besteht in der Integrierung des lokalen Marktes mit dem Export. Bestimmte Teile des Rinderleibes werden vorwiegend im Inland nachgefragt, während der Export die teureren bevorzugt. Nun sind aber die meisten Schlachthöfe, die den Binnenkonsum versorgen, nicht für den Export zugelassen, weil sie die sanitären Bedingungen nicht erfüllen. Auf der anderen Seite haben die Exportschlachthöfe Schwierigkeiten beim Zugang zum Binnenmarkt, weil sie infolge der sanitären Bestimmungen höhere Kosten haben und schlecht mit den Schlachthöfen konkurrieren können, die nur den Binnenmarkt versorgen. Außerdem besteht bei diesen eine hohe Steuerhinterziehung, während die Exportschlachthöfe auch steuerlich kontrolliert werden.

Die Regierung hat schon unter der Regierung von Cristina ein Kontrollsystem für Schlachthöfe eingeführt, dass eine gute Kontrolle erlauben sollte. Dabei wird die Zahl der geschlachteten Rinder und ihre Art, sowie die Fleischproduktion, die Lieferanten und die Käufer, an Ort festgestellt und der AFIP mitgeteilt. Es wurde jedoch nicht bekanntgegeben, ob und wie weit dies effektiv funktioniert hat. Es erscheint eher so, dass es eben allgemein kaum eingehalten wird. Seinerzeit sollte diese direkte Kontrolle bei den Schlachthöfen privat durchgeführt werden. Doch die Opposition der Schlachthöfe, der Grossisten (“Matarifes”) und auch der Landwirte war so groß, dass dies nicht eingeführt wurde. Schließlich wurde das System staatlich eingeführt. Aber der Staat ist eben der Staat. Der Leser wird verstehen, was wir meinen. Man müsste den Fall somit von vorne aufrollen. Und als erstes sollten der Landwirtschaftsminister und die AFIP-Leiterin eine ausführliche Information über dies bekanntgeben.

Es gibt noch weitere Probleme bei der Rindfleischwirtschaft. Die Geburtenrate (geborene Kälber im Verhältnis zum Kuhbestand) liegt durchschnittlich knapp über 60%, während fortschrittliche Viehzüchter über 80% liegen. Ebenfalls könnten die Rinder auf ein höheres Gewicht gebracht werden. All dies würde schließlich die Rindfleischproduktion erhöhen, aber nicht zu billigeren Preisen führen. Wohl aber zu einem erhöhten Export, den das Land dringend benötigt.


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