Nachdem, die Zahl der Einwohner Argentiniens laut Zensus über 47 Mio. Menschen liegt, statt der vorher angenommenen 45 bis 46 Mio., ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf niedriger als vorher angenommen worden war. Doch das ist ein Trugschluss. Denn ab 2010 gab es eine hohe Einwanderung von armen Menschen aus Bolivien, Peru u.a. südamerikanischen Staaten, die zu den vielen armen hinzukommen, die es schon vorher gab. Die Zahl der Armen ist ab 2010 gestiegen, und das drückt das Durchschnittseinkommen, aber nicht das Einkommen der Bevölkerung, die nicht zu den Armen zählt.
Gemäß Zahlen der Weltbank, die auf offiziellen Daten der argentinischen Regierung fußen, eventuell mit kleinen Korrekturen, ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (das dem realen Einkommen der Bevölkerung entspricht) ab 2017, als ein Höhepunkt erreicht wurde, bis 2020 um 38% gefallen,und hat dann 2021 6 Prozentpunkte aufgeholt. Doch auch wenn man die Zunahme der Armen berücksichtigt, ist die Lage für den Rest der Bevölkerung sehr unterschiedlich. Lastwagenfahrer, Bankangestellte u.a. einzelne Gruppen haben kaum Einkommen verloren, und Personen, die sich mit Computertechnologie u.dgl. beschäftigen dürften sogar gewonnen haben.
Das BIP pro Kopf wird von der Weltbank für Argentinien mit u$s 10.502 im Jahr angegeben. In Lateinamerika stehen Chile mit u$s 16.070 und Uruguay mit u$s 15.438 über und die anderen Länder unter Argentinien. Brasilien weist u$s 7.564 aus, Peru u$s 6.643, Kolumbien u$s 6.156, Ecuador u$s 5.600, Paraguay u$s 5.001, Bolivien u$s 3.076 und Venezuela u$s 1.686. Brasilianer kommen kaum nach Argentinien, weil sie eine andere Sprache und eine andere Kultur haben. Bei anderen Ländern erklärt der Einkommensunterschied die Migration nach Argentinien.
Das argentinische Bruttoinlandsprodukt wird zunächst in konstanten Pesos berechnet. Zu welchem Kurs dann die Umwandlung in Dollar erfolgt, wird nicht mitgeteilt. In Argentinien bestehen verschiedene Wechselkurse. Doch hier wird angeblich ein sogenannter “Paritätskurs” genommen, bei dem die Kaufkraft in beiden Währungen die gleiche ist. Bei der Weltbankstatistik wurde dieser Wechselkurs nicht bekanntgegeben.
Schließlich kommt noch hinzu, dass das Bruttoinlandsprodukt auf einer veralteten Basis berechnet wird. 1994 verpflichte der damalige Wirtschaftsminister Cavallo die Cepal (Wirtschaftskommission der UNO für Lateinamerika), damit sie das BIP neu berechne. Das Ergebnis war eine Verdoppelung des Pro-Kopf-BIP. Seit 1994 sind bedeutende Wandlungen in der Wirtschaftsstruktur eingetreten. Sichtbare Änderungen sind der Einsatz von Informatik und Mobiltelefonen. Doch auch sonst gab es strukturelle Änderungen, ganz besonders bei der Landwirtschaft. Dass der Anteil des Staates am BIP stark gestiegen ist, muss man auch berücksichtigen. Aus all diesen Änderungen geht hervor, dass das BIP auch jetzt viel höher sein muss, als offiziell angegeben wird.
Wenn man verschiedene Wohlstandsparameter, wie Proteinkonsum, Kfz-Bestand, Zementkonsum, Treibstoffkonsum usw. mit dem BIP in einzelnen Ländern vergleicht, dann tanzt Argentinien aus der Reihe, eben weil das BIP unterbewertet ist.
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