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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die Supermärkte und die Inflation

Von Juan E. Alemann

In der Vorwoche fand eine öffentliche Konferenz des Verbandes “Asociación empresaria argentina” statt, der sich aus bedeutenden Unternehmern zusammensetzt, die nicht in Vertretung von Unternehmen auftreten, sondern als Personen mit großem wirtschaftlichem Einfluss. Dieser Verband entstand vor 20 Jahren, als Nachfolge des Unternehmerrates ( “Consejo Empresario Argentino”), der Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts gegründet wurde, dessen Präsident, José Alfredo Martínez de Hoz war, damals Präsident des großen Stahlunternehmens Acindar. Die Tatsache, dass Martínez de Hoz im März 1976 von der Militärregierung zum Wirtschaftsminister ernannt wurde, und dieses Amt fünf Jahre ausübte, gab auch dem Verband einen politischen Anstrich, den die beteiligten Großunternehmer auf alle Fälle vermeiden wollten. Deshalb wurde der Rat stillschweigend aufgelöst, und viele Jahre später mit einem neuen Namen neu gegründet. Auch wenn diese Unternehmer indirekt Politik betreiben, wollen sie sich mit keiner Regierung identifizieren, denn schließlich müssen sie ihre Unternehmen unter verschiedenen Regierungen verwalten und sich jeweils den Umständen anpassen.

Bei dieser Konferenz hat Federico Braun, der die Supermarktkette La Anónima kontrolliert, die in Patagonien stark vertreten ist, auf die Frage eines Journalisten, wie er auf die Inflation reagiere, mit dem Hinweis antwortete, dass er dabei auch die Preise der ausgestellten Produkte ständig erhöhe. Das hat Cristina dann als Bestätigung ihrer These ausgelegt, dass die Unternehmer für die Inflation verantwortlich sind.

Braun hat eine glänzende Gelegenheit versäumt, um darauf hinzuweisen, dass die Supermärkte nicht preisbildend sind, sondern nur auf die Preise der Güter, die sie kaufen, eine Marge aufschlagen, um ihre Kosten zu decken, und wenn möglich, dabei noch etwas zu verdienen. Die Nettogewinnmarge ist dabei minimal. Die Marge muss auf Wiederbeschaffungskosten berechnet werden, da sonst das Geschäft nicht weitergeführt werden kann. Und das zwingt, die Preise der ausgestellten Produkte ständig zu ändern, was, beiläufig bemerkt, die Supermärkte mit zusätzlicher Arbeit (und Kosten) belastet.

Das Geschäft der Supermärkte besteht in der Menge und nicht in der Marge. Und in diesem Sinn üben die Supermarktketten Druck auf ihre Lieferanten aus, während in früheren Zeiten die Grossisten den kleinen Einzelhändlern (“almacenes”) keine Möglichkeit gaben, über Preise zu diskutieren. Viele Lieferanten beklagen sich über diesen Druck, in dem jedoch das Interesse der Konsumenten zum Ausdruck kommt.

Die ersten Supermärkte, unter der Marke Minimax, wurden in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts von einer gemeinnützigen US-Organistion eingerichtet, um zu einer Modernisierung des Einzelhandels in Argentinien beizutragen. Doch dann legten die Montonero-Terroristen Bomben in einigen Lokalen der Kette, und diese zog sich daraufhin von Argentinien zurück. Aber Minimax hatte gezeigt, dass Supermärkte den Einzelhandel verbessern, und das führte andere Unternehmer dazu, sie einzurichten. Doch das Geschäft war schwieriger, als viele Unternehmer es sich vorgestellt hatten, und so schlossen die meisten dieser Supermärkte wieder. Schließlich verblieben nur die französische Carrefour und die chilenische Cencosud (mit den Supermärkten Jumbo, Disco und VEA). Die US-Kette Walmart konnte sich nicht durchsetzen und verkaufte ihre wenigen Supermärkte an den lokalen Unternehmer De Narváez, der sie unter der Marke Changomás weiterführte.

Der Erfolg der Supermärkte beruht auf niedrigeren Preisen, einem großen Warensortiment und auch darauf, dass die Kunden die Waren in Regalen sehen und anfassen können, so dass sie besser wählen können, als wenn sie einen Kauf bei einem traditionellen Kolonialwarenhändler (“almacenero”) tätigen, bei dem sie dem Verkäufer direkt angeben müssen, was sie kaufen wollen, und ohnehin eine geringe Wahl haben. Die Käufer haben im Supermarkt die Möglichkeit, besser und billiger zu kaufen. Von den unzähligen Einzelhandelsläden, die es früher gab, verblieben nur wenige.

Doch viele Jahre später kamen viele wieder, und zwar als Selbstbedienungsläden, womit sie sich in dieser Beziehung den Supermärkten angeglichen haben. Dabei wurden viele, zumeist recht große Verkaufsläden von Chinesen und Koreanern eingerichtet. Sie werden von den Fabrikanten direkt beliefert, wie bei den traditionellen Supermärkten. Aber dieser Einzelhandel hat jetzt auch die Möglichkeit, sich bei den Grossistensupermärkten zu versorgen, von denen es mehrere gibt, deren Preise unter denen der normalen Supermärkte liegen, aber nur bei Kauf bestimmter Mengen. Sie verkaufen nicht eine Einheit, sondern eine Kiste oder eine Schachtel mit vielen Einheiten. Der Einzelhändler ist somit nicht, wie früher, von einem Grossisten abhängig, der ihm die Ware direkt liefert und dabei die Preise einseitig festsetzt. Er kann Waren wählen und dabei dem Kunden die gleichen Produkte anbieten wie die großen Supermärkte. Ebenfalls kann sich der Einzelhandel von Lebensmitteln im Raum von Groß-Buenos Aires beim Zentralmarkt auf der Ausfahrtstraße nach Ezeiza versorgen, der unter der Militärregierung errichtet wurde, und Obst, Gemüse, Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel u.a. Produkte zu niedrigen Preisen bietet. Die Tatsache, dass jetzt diese Einzelhändler auch Zugang zu einem Automobil haben (was vor einigen Jahrzehnten nicht so selbstverständlich war) erleichtert ihnen den Zugang zu diesen Versorgungsquellen.

Die Supermarktketten sind laut INDEC für etwa ein Drittel des Umsatzes des Einzelhandels, der den täglichen Haushaltsbedarf versorgt, verantwortlich. Zu den Kolonialwarenläden kommen noch Metzger, Bäcker, Verkäufer von Obst und Gemüse, von Geflügel und andere hinzu. Diese Einzelhandelsstruktur, die sich infolge der Supermärkte stark modernisiert hat, führt zu einer intensiveren Konkurrenz, die auf die Preise drückt und gegen die Inflation wirkt. Doch diese kommt schließlich beim Einzelhandel zum Ausdruck, so dass dieser das sichtbare Gesicht der Inflation ist. Und davon gehen dann Politiker wie Cristina Kirchner bei ihrer primitiven Inflationsanalyse aus. Das schlimme dabei ist, dass sie und ihre Mannschaft es schließlich selber glauben, und Maßnahmen in diesem Sinn empfehlen oder durchführen, wie die direkten Preiskontrollen, und gleichzeitig die echte Inflationsbekämpfung beiseitelassen.

Ohne diese moderne Struktur des Einzelhandels würden die Konsumenten bestimmt mindestens 10% mehr für die Deckung ihres täglichen Haushaltsbedarfs ausgeben, und dabei auch nicht vom vielfältigen Konsum profitieren, der ihnen jetzt geboten wird.


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