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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die Spaltung vertieft sich

Von Marion Kaufmann

Die zwei großen Bilder in der Zeitung hätten auch ohne Text genügt, um eine lange, traurige Geschichte zu erzählen, die, wie es bei Geschichten oftmals zugeht, eine schlechtes Ende nehmen wird. Auf einem Bild sieht man einen jungen Schüler, auf den Bildschirm seines Laptops starrend. Auf dem anderen sitzt ein Schüler mit der Mutter an einem Küchentisch, jeder mit einem Handy. Der Junge sieht zu, wie seine Mutter mit einem Bleistift etwas auf einen Bogen Papier schreibt.

Der Titel könnte lauten, „die Bresche“, oder die Spaltung, und beschreibt damit den Schulunterricht in Argentinien. Auf der einen Seite der Junge am Laptop, der sich an den Online-Unterricht schon gewöhnt hat und auf der anderen Seite der Junge am Küchentisch, ohne Computer, der beobachtet wie seine Mutter, offensichtlich mühsam etwas schreibt. Vielleicht versucht sie, ihm etwas zu erklären.

Beide Jungens sind 12, und gehen -oder gingen- ins erste Schuljahr der Secundaria; einer ist in einer Privatschule, die über alle Apparate und für digitalen Unterricht ausgebildeten Lehrern verfügt, wo er ständigen Online-Kontakt mit Lehrern und Schulkameraden hat. Der andere besucht eine staatliche Schule in Villa la Cava, im Stadtteil Fiorito und lebt in einem Zimmer, das er mit Mutter, Stiefvater und acht Geschwistern teilt. Auf dem Bild sieht man ihn mit der Mutter in der Küche; sie macht mit ihm die Schulaufgaben, die sie per Handy bekam. Er vermisst seine Freunde. Diese „grieta“, die Spaltung, gab es schon immer, aber seit Corona hat sie sich vertieft. Wie sieht die Zukunft dieses Jungen aus?

Es scheint, dass alle Regierungsfunktionäre ignorieren, dass tausende und abertausende Kinder keinen Computer haben. Sollten sie es vielleicht doch wissen, ist es ebenso unvorstellbar, dass keiner der Funktionäre den Vorschlag macht, einen Teil ihrer hohen Gehälter für den Kauf von Computer, zu spenden. Jetzt bekommen die fleißigen Funktionäre sogar Gehaltserhöhung von 40 Prozent. Sie kriegen -außer der regulären Summe- den erwähnten Zuschuss, die Rückerstattung der Flugpassagen für Flüge, die wegen der Pandemie nicht stattfinden, Extras wegen der „Entwurzlung“, der „Entfernung“ und anderen Spesen. Na ja, auch Funktionäre leiden unter der Inflation.

Eine anerkennenswerte Ausnahme: Senator Esteban Bullrich hat angekündigt, dass er die Gehaltserhöhung für den Kauf von Medikamenten bestimmt, die von Patienten benötigt werden, die, wie er selbst, an der ELA-Krankheit leiden.

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