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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Die Rolle der Ökonomen

Von Juan E. Alemann

Cavallo
Domingo Felipe Cavallo. (Foto: Alchetron)

Die tiftung Fundación Mediterránea, mit Sitz in der Stadt Córdoba und Filialen in mehreren Provinzen, hat den bekannten Ökonomen Carlos Melconian zum Präsiddenten des von ihr abhängigen Wirtschaftsforschungsinstitutes IEERAL (Instituto de Estudios Económicos sobre la Realidad Argentina y Latinomericana, auf Deutsch Studieninstitut für die argentinische und lateinamerikanische Wirtschaft) ernannt. Melconian gehört zu den bekanntesten und angesehensten lokalen Ökonomen, und war schon mehrmals als Wirtschaftsminister in Aussicht gestellt worden, so auch zuletzt unter der Macri-Regierung. Doch er wurde nur zum Präsidenten der Banco Nación ernannt, und trat schon 2016 zurück, weil er sehr kritisch gegenüber der Wirtschaftspolitik von Macri war, obwohl er gute persönliche Beziehungen zu diesem unterhielt. Im Grunde war die Bank nichts für ihn, der das Format für einen Wirtschaftsminister hatte, aber kein Bänker war. Seither ist er, mit seinem Partner Rodolfo Santángelo, Wirtschaftsberater, und äußert sich sehr kritisch über die gegenwärtige Regierung und ihre Wirtschaftspolitik.

Die Stiftung Fundacion Mediterránea wurde von Unternehmern von Córdoba Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts gegründet, an erster Stelle Fulvio Pagani, von Arcor, Piero Astori, Pedro Venturi u.a., denen sich dann Unternehmer im ganzen Land anschlossen. Damals wurde der Ökonom Domingo Cavallo an die Spitze der Wirtschaftsinstitutes gestellt, der dann zahlreiche Ökonomen verpflichtete. Als Präsident Carlos Menem Anfang 1991 Cavallo zum Wirtschaftsminister ernannte, nahm dieser seine Mitarbeiter in der Stiftung mit. Es gab somit von vornherein ein Wirtschaftskabinett, das schon vorher zusammen gearbeitet und wohl auch untereinander viel diskutiert hatte. Und auch diejenigen, die nicht von der Stiftung kamen, tanzten nicht aus der Reihe.

Cavallo war gewiss erfolgreich. Er bändigte die Inflation, konnte einen stabilen Wechselkurs während seiner ganzen Amtszeit und noch viele Jahr mehr halten, und die Wirtschaft wuchs. 1991 betrug die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes 9%, und 1992 noch einmal so viel. Danach war das Wachstum geringer, was logisch war. Cavallo ist es gelungen, die allgemeine Überzeugung zu widerlegen, dass Stabilisierung nur mit Rezession möglich sei. Doch das war nicht nur auf die Konvertibilität zurückzuführen, sondern auf die zahlreichen Privatisierungen, die Menem schon vor Cavallo begonnen hatte (mit dem Telefonunternehmen Entel und den staatlichen Fernsehkanälen) und dieser dann mit einem unglaublichen Tempo, eine gleich nach der anderen, vollzog. Die Privatisierungen brachten zunächst viel Auslandskapital ins Land, aber noch wichtiger war, dass sie die Effizienz der argentinischen Wirtschaft stark erhöhten, zumal es auch eine allgemeine Deregulierung gab. Der Erfolg der Wirtschaftspolitik unter der Menem-Regierung war so groß, dass er auch vom Internationalen Währungsfonds anerkannt wurde, der Menem 1998 einlud, anlässlich der Generalversammlung eine Rede zu halten. Es war das erste Mal, dass ein Präsident bei einer IWF-Generalversammlung sprach.

Dass das Konvertibilitätsschema dann 2001, mit Fernando de la Rúa als Präsident zusammenbrach, ist nicht Menem zu verschulden. Cavallo war damals wieder zum Wirtschaftsminister ernannt worden, aber mit Fernando de la Rúa als Präsident war es nicht das Gleiche wie mit Carlos Menem, der Cavallo stets überwachte, auch auf die Meinung anderer Wirtschafter, Bänker u.a. achtete. Z.B., in der Krise von 1995 wollte Cavallo zunächst kein Abkommen mit dem IWF abschließen. Doch Menem holte die Meinung unabhängiger Ökonomen und Bänkern ein, und erteilte Cavallo daraufhin die Anweisung, doch ein Abkommen abzuschließen. Damit wurde die Krise schnell überwunden. Die Krise von 2001 hätte Menem bestimmt vermieden oder, auf alle Fälle, ohne so viel Schmerz überwunden.

Das Wunder von Cavallo lässt sich jetzt wohl kaum wiederholen. Aber es ist gut, sich schon für den Moment vorzubereiten, in dem sich eine Gelegenheit bietet, die Wirtschaftsführung zu stellen, und zwar mit einer Gruppe von Ökonomen, die schon vorher zusammengearbeitet haben, und somit einheitlich denken und handeln. Damit kann die interne Diskussion vermieden werden, die gegenwärtig unter den hohem Beamten besteht, die für die Wirtschaftspolitik verantwortlich sind. Guzmán streitet sich mit Pesce, Kulfas mit Feletti und dieser mit Julián Dominguez. Und so weiter, und so fort. Schlimm dabei ist, dass nicht nebensächliche Aspekte zur Diskussion stehen, sondern grundsätzliche Anschauungen.

Im Prinzip wird angenommen, dass die Leitung der Stiftung Mediterránea an das Jahr 2023 denkt, wenn eine neue Regierung antritt, wobei davon ausgegangen wird, dass die Opposition wieder an die Macht kommt. Unabhängig davon, wer die Regierung übernimmt, will die Stiftung dem Präsidenten ein Wirtschaftskabinett bieten, dass schon zwei Jahre über seine Funktion nachgedacht hat, und somit vom ersten Tag an einen Weg beschreitet, der Erfolg verheißt. Aber es kann schon vorher ein Moment kommen, in dem Alberto Fernández sehen muss, wie er aus der Sackgasse gerät, in die er sich hineinmanövriert hat. Denn auch wenn das Umschuldungsabkommen mit dem Fonds jetzt abgeschlossen wird, ist eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik, mit starker progressiver Senkung der Inflationsrate, starker Erhöhung der Exporte, dauerhaftem Wachstum, Schaffung von gut zwei Millionen Arbeitsplätzen und progressiver Überwindung der extremen Armut, in keiner Weise gesichert.

Argentinien verfügt über viele gut ausgebildete und intelligente Wirtschaftler. Jedes Jahr kommen weitere hinzu, die ihr Studium absolvieren, und jedes Jahr steigen viele in eine höhere Kategorie auf, eventuell auch, weil sie im Ausland studieren, sich sonst weiter ausbilden, oder Erfahrung sammeln. Das Problem, das sich jedoch stellt, ist einmal, dass die Ökonomen den Politikern unterstellt werden, die eine primitive Vorstellung von Wirtschaft haben, und auch, dass die Unternehmer meistens die konkreten Probleme ihrer Firmen dem Allgemeininteresse voranstellen. Menem konnte sich mit Cavallo durchsetzen, weil damals noch die Angst vor einer neuen Hyperinflation bestand, nachdem diese 1989 und 1990 effektiv kurzfristig eingetreten war (mit monatlichen Raten von über 200%) . Muss es jetzt auch so weit kommen? Man sollte meinen, dass die Stimmung in der Gesellschaft jetzt schon ausreicht, um ein rationelles Wirtschaftsprogramm durchzusetzen. Allein, was Menem mit seiner intuitiven Intelligenz sofort verstanden hat, ist bei Alberto und Cristina bestenfalls eine konfuse Vorstellung.


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